Nicht immer stehen die schönsten Blumen gleich in der ersten Reihe. Gelegentlich blühen sie ein wenig versteckt weiter hinten. Kenner wissen jedoch längst, wo sie sind, besuchen sie immer wieder und erfreuen sich an ihrem Anblick.
Eine solches, ein weinig im Verborgenen strahlendes Kleinod, hat Weilburg und mindestens der gesamte mittelhessische Raum dem Ehepaar Antje Helbig und Joachim Legner zu verdanken – das Rosenhang Museum in Weilburg.
Viele Menschen kennen in der rund 13 000 Einwohner zählenden Stadt Weilburg das Schloss. Es liegt auf der Ostflanke eines Bergsporns des Taunus und zählt zu den bedeutendsten barocken Schlossanlagen in ganz Hessen.
Immer mehr Menschen nehmen jedoch auch das 2017 eröffnete Rosenhang Museum wahr, besuchen die Ausstellungsräume mit zeitgenössischer Kunst am Ufer der Lahn und werden in vielen Fällen „Wiederholungstäter“.
Der Familie von Antje Helbig war die Kunst, zumindest die gestaltende Kunst, keineswegs in die Wiege gelegt. Vor genau 200 Jahren begannen ihre Vorfahren, sich mit der Kunst des Bierbrauens zu beschäftigen. Das Weilburger Pils war sehr lange ein Begriff in der Region.
Nach dem Umzug aus dem Stadtkern an das Ufer der Lahn wurde hier noch bis Anfang der 2000er Jahre Bier gebraut.
Private Sammlung wird zu groß
Zusammen mit ihrem Mann, Joachim Legner, ein erfolgreicher Unternehmer aus der Reisebranche, hatte Antje Helbig privat zeitgenössische Kunst gesammelt. Bis die eigenen „vier Wände“ schließlich nicht mehr ausreichten und sich immer mehr befreundete Kunstliebhaber die Sammlung ansehen wollten.
Im September 2016 stand der Entschluss fest. Die beiden Kunstfreunde wollten ein Museum für zeitgenössische Kunst gründen. Die für den Abriss des alten Brauereigebäudes eingeplanten Finanzmittel wurden für den Umbau und Käufe für die Kunstsammlung investiert. Nach gerade einmal neun Monaten für die Umbauarbeiten, wurde das Rosenhang Museum am 3. Juni 2017 eröffnet.
Teile der ehemaligen Brauereieinrichtung und alte Elemente der Brauerei wurden in den Räumen des Museums belassen und gelegentlich bedarf es eines zweiten Blicks, ob sie nicht doch zu einer der Kunstinstallationen gehören.
Seit dieser Eröffnung steigt die Zahl der treuen Besucher und Kunstfreunde ständig und auch die Sammlung selbst entwickelt sich ständig weiter. „Es freut mich natürlich besonders“, so Antje Helbig, „dass viele Besucher immer wiederkommen und immer auch neue Gäste mitbringen.“
Auch deshalb geht der gute Ruf des Museums inzwischen weit über den Kreis Limburg-Weilburg und die Region Mittelhessen hinaus. Ziel der Betreiber sei immer gewesen, auf den insgesamt rund 3 000 qm zeitgenössische Kunst auch außerhalb der großen Metropolen zu zeigen. Damit bietet das Rosenhang Museum auch außerhalb von New York und Berlin ein Forum für zeitgenössische Künstler.
Banksy und Andy Warhol
Neben den vom Museum selbst angekauften Kunstwerken wurden immer wieder wechselnde Installationen und Sonderausstellungen gezeigt. Und manchmal werden aus Sonderausstellungen auch Dauerausstellungen. So etwa die des Street Art Künstlers Banksy. „Die Ausstellung „Who the Fuck is Banksy“ lockte sicher einige Tausend Besucher in unser Museum und damit auch nach Weilburg“, erzählt Antje Helbig.
Auch die Namen vieler anderer, teils mit Sonderausstellungen vertretenen Künstler können sich sehen lassen und haben einen guten Klang in der Kunstszene. Christopher Lehmpfuhl, Georg Baselitz und Gerhard Richter sind nur einige davon. Dieter Nuhr, den meisten als Satiriker aus dem Fernsehen bekannt, war 2018 mit einer Auswahl eigener Kunstwerke im Rosenhang Museum zu Gast. 2019/2020 sorgte die Ausstellung „The Art of Pop“ von Andy Warhol für Furore.
Großer Kunst- und Förderpreis
Seit 2021 vergibt das Museum den Kunstpreis „Löwe von Weilburg“. Namenspatron ist das Wappentier des Weilburger Stadtwappens. Dotiert ist der Preis mit insgesamt 60 000.- Euro. Erste Preisträgerin war die koreanische Künstlerin SEO, eine Meisterschülerin von Georg Baselitz. Überhaupt ist Kunst von Frauen ein besonderes Anliegen von Antje Helbig.
Im Rahmen des Förderpreises 2020 des Rosenhang Museums wurden 55 Kunstwerke junger Künstler erworben, die durch die Corona Pandemie in ihrer Existent bedroht waren. Hierfür investierte das Museum insgesamt rund 500 000.- Euro.
Museum to go und Eventlocation
Eine weitere Besonderheit des Weilburger Kunstmuseums war während des Corona-Lockdown die Möglichkeit, sich Kunstwerke auszuleihen. Antje Helbig und Joachim Legner hatten dieser Aktion den Titel „Museum to go“ gegeben.
Neben der Kunstausstellung bietet das Rosenhang Museum darüber hinaus auch Workshops zum Beispiel mit Kindergartengruppen, Künstlergespräche, Lesungen und Konzerte. Und wer ein ganz besonderes Umfeld für seine Veranstaltung mit bis zu 200 Personen sucht, findet sie hier mit den zur Verfügung stehenden Räumen im Museum. Zum Beispiel für Tagungen, Messen, Firmenevents, oder private Feste. Ein passendes kulturelles Rahmenprogramm kann individuell vom Museum organisiert werden. In einem ganz besonderen künstlerischen Ambiente.