Keine ganz übliche Situation. Und tatsächlich war der von Simone Spranz gewählte Berufsweg zunächst ein völlig anderer. Sie studierte an der Universität in Frankfurt Psychologie. In diesem Fach promovierte sie auch und wurde „Dr. rer. nat. Dipl. Psych.“ Aber Titel sind ihr nicht so wichtig. Ihr ging es immer darum, Menschen und insbesondere Kindern und Jugendlichen bei deren psychischen Problemen zu helfen. Sicher auch vor dem Hintergrund ihrer Ausbildung ist sie eine offene Gesprächspartnerin, die ihrem Gegenüber stets zugewandt ist. Simone Spranz nennt die Dinge beim Namen. Die guten wie die schlechten Momente, die Sicherheiten wie auch die Selbstzweifel. Was sie sagt, hat sie reflektiert und für sich selbst eingeordnet. Dr. Simone Spranz-Osthoff ist eine waschechte Limburgerin. Aufgewachsen ist sie in der Limburger Altstadt im elterlichen Wohn- und Geschäftshaus. Das Fachgeschäft „Spranz“ ist seit vielen Jahrzehnten bekannt für Trachtenmode und Bekleidung im Landhausstil. Eröffnet 1890 wird das Geschäft seit über 130 Jahren für sein Warensortiment geschätzt und ist weit über die Grenzen Limburgs hinaus bekannt. Seit einigen Jahren wird es, nun in der vierten Generation, von der promovierten Psychologin geleitet.
Kindheit und Jugend in Limburg
Sie berichtet gern von ihrer schönen Kindheit und Jugend in der Limburger Altstadt, vom Kindergarten und der Schule. Sie singt gern und war deshalb auch Mitglied im Domchor. Der Kirche war sie unter anderem auch als Messdienerin verbunden. Ein sozial engagierter und gradliniger Weg mit dem Ziel, anderen Menschen zu helfen. Sie wurde eine erfolgreiche Psychologin, die sich auch um Forschung und Lehre kümmerte und selbst Bücher zu psychologischen Themen geschrieben bzw. herausgegeben hat. Eine Professur oder einen Lehrstuhl hat sie nie angestrebt. Sie sagt es nicht, aber man spürt sehr klar, dass sie lieber direkt bei den Menschen, ihren Patienten bleiben wollte. Bei dem wissenschaftlichen Schwerpunkt ihrer Behandlungen, der Traumatherapie, werden sicher noch heute viele Menschen dankbar für diese Entscheidung sein.
Krankheit des Vaters erfordert Entscheidung
Bevor sie nach Limburg in die Altstadt zurückkehrte, führte sie vier Jahre lang eine erfolgreiche psychologische Praxis in Königstein. 2017 wurde ihre Hilfe dann im elterlichen Geschäft gebraucht.
Ihr Vater war über Monate im Krankenhaus und es war unklar, wie es mit ihm gesundheitlich weitergehen würde. Auch bezüglich des Ladenlokals stand die Frage im Raum, wie dessen Zukunft aussehen sollte. 2018 liefen die Praxis in Königstein und die Unterstützung im elterlichen Geschäft parallel. Hinzu kamen die zahlreichen Besuche bei ihrem Vater im Krankenhaus. „Das war schon eine sehr stressige Zeit“, erinnert sich Simone Spranz. Nach zahlreichen und ausführlichen Gesprächen mit ihrem Vater und ihrem Ehemann, Kasper Osthoff, der als Unternehmensberater tätig war, übernahm Simone Spranz das Geschäft 2019 offiziell.
Notwendige Veränderungen
Zahlreiche Veränderungen waren die Folge. Das Geschäft und die Gesamtsituation sollten nach ihren Vorstellungen der neuen Zeit angepasst werden. Das Ladenlokal wurde neu möbliert, die Auswahl der Waren änderte sich ebenso wie die Personalpolitik. Die umgesetzten Veränderungen waren für die Eltern nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber die Notwendigkeit stand für Simone Spranz-Osthoff nie in Frage. „Einzelhandel ist heute sehr komplex und hat früher einfach anders funktioniert“, beschreibt sie die Ausgangslage für ihre Entscheidungen. Bei den Produkten und der präsentierten Mode legt sie sehr viel Wert auf nachhaltige und naturbelassene Ware. Bei ihren Beschäftigten praktiziert sie einen kooperativen Führungsstil. „Alle sind den neuen Weg mit meinem Mann und mir mitgegangen. Alle sind persönlich sehr engagiert und herzlich bei der Sache. Es ist ein tolles Team geworden.“
Corona-Pandemie kommt genau im falschen Moment
Im Jahr 2020 wurde umgebaut, was mit hohen Investitionen verbunden war. Fast zur gleichen Zeit kam es zu spürbaren Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Eine schwierige Situation für die Jungunternehmerin. Nach den hohen Investitionen brachen die Umsätze erst einmal weg, die Kunden blieben aus. „Mein Mann und ich versuchten damals, das Beste daraus zu machen.“ Simone Spranz-Osthoff hatte mit dem Umbau auch in die Digitalisierung ihres Geschäfts investiert. „Wir haben die Corona-Einschränkungen als positiven Druck auf uns definiert, den Online-Auftritt und insbesondere auch den Online-Vertrieb möglichst schnell realisiert.“ Ganz offensichtlich hat es funktioniert.
Engagement für den Limburger Handel
Interessenverbände in Limburg waren schnell auf die flexible und erfolgreiche Unternehmerin aufmerksam geworden. Erste Kontakte gab es bereits kurz nach der Geschäftsübernahme. Simone Spranz-Osthoff wurde Mitglied im Altstadtkreis und im CityRing. Ihre eigenen Interessen, so erzählt sie rückblickend, passten gut zu denen des CityRings. Als 2. Vorsitzende ist sie beim CityRing eingestiegen. Inzwischen ist sie zusammen mit Klaus Merz (Vorstand der Volksbank Rhein-Lahn-Limburg) Vorsitzende und will diese „Werbegemeinschaft“ gern weiterentwickeln. Bereits heute sind Restaurants und Cafés Mitglied. Simone Spranz wünscht sich, dass künftig noch mehr Industrie- und Dienstleistungsunternehmen Mitglied werden. Den Kontakt, den Austausch mit den Verantwortlichen der Stadt und des Stadtmarketings will sie intensivieren und eng gestalten. „Die Interessen der Stadt und der Mitglieder des CityRings sind doch identisch“, beschreibt sie die Ausgangslage aus ihrer Sicht.
Die Weichen sind richtig gestellt
Sie freut sich nun wieder, in Limburg zu sein. Es ist eben einfach ihre Heimatstadt. „Ich bin ein Limburgfan“, sagt sie. Da sie auch ein echter Familienmensch ist freut sie sich, nun auch etwas mehr Zeit mit ihren drei Schwestern und ihrem Bruder verbringen zu können. Vermisst sie etwas seit ihrem Berufswechsel und der Geschäftsübernahme? „Ein freies Wochenende“, sagt sie ganz spontan. Reflektiert die Antwort aber sofort. Mehrmals habe sie natürlich auch mit ihrem Mann darüber gesprochen. Schlussendlich seien sie sich einig gewesen, dass sie auch früher – er als Unternehmensberater, sie als Psychologin – kein wirklich freies Wochenende gehabt hätten. Nach den Gesprächen und Behandlungen mit den Patienten nehme man zudem immer auch etwas davon mit nach Hause. Da Simone Spranz ein optimistischer Mensch ist, der zunächst einmal immer das Positive sieht, sagt sie; „So wie es jetzt ist, ist es gut.“ Hat sie zum Schluss noch einen Wunsch an die Stadt Limburg? „Nein, eigentlich nicht. Die Weichen sind richtig gestellt. Also weiter so!“