Sebastian Pufpaff


Sebastian Puffpaffs Weg an die Spitze
Zwischen Satire, Show und scharfem Verstand

Was macht einen Menschen aus, der Millionen zum Lachen bringt – und sich dabei selbst nie ganz ernst nimmt? Die Rede ist von Sebastian Pufpaff, dem Mann, der Kabarett einst als Ablasshandel bezeichnete und heute eine der größten Comedy-Shows Deutschlands moderiert: „TV total“. Zwischen politischer Schärfe und popkulturellem Spielplatz, zwischen Dorfgemeinschaft in Rheinbreitbach und der großen Bühne bei ProSieben, zwischen Familienvater und Antarktis-Botschafter: Wer Pufpaff verstehen will, muss hinschauen, zuhören – und dabei manchmal mitlachen.

In der deutschen Fernsehunterhaltung der Gegenwart zählt er mittlerweile zu den auffälligsten Stimmen. Pufpaff steht nicht nur auf der Bühne, er prägt Formate, gestaltet Diskurse mit Humor – und erreicht dabei ein Millionenpublikum. Dass ein Kabarettist und Moderator mit Wurzeln im dörflichen Rheinland zum Gesicht einer TV-Institution wie „TV total“ wird, ist bezeichnend für seine Fähigkeit, intellektuellen Witz mit Mainstream-Reichweite zu verbinden.

Willkommen im Leben

Es ist der 15. September 1976, als Malte Sebastian Pufpaff in Troisdorf das Licht der Welt erblickt. Und das sofort mit viel TamTam. Denn das Kind wird direkt nach der Geburt mit Blaulicht und Verdacht auf Gelbsucht in eine Kinderklinik transportiert. Für seine Mutter durchaus ein Zeichen, wie er später erzählt.

Er verbringt seine Kindheit und Jugend in der ruhigen Gemeinde Rheinbreitbach, macht sein Abitur am Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef und verbringt zwischendurch ein Jahr an einer US-Highschool in Red Wing, Minnesota. Statt Wehrdienst entscheidet er sich für die Arbeit mit behinderten Kindern, bevor er ein Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main beginnt. Während eines einjährigen Praktikums bei Pro7 und dem ZDF entdeckt er jedoch seine eigentliche Leidenschaft für gesellschaftliche Themen. Schließlich wechselt er an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn, um Politikwissenschaft, Soziologie und Staatsrecht zu studieren. Nach insgesamt 21 Semestern schließt er sein Studium mit einer Magisterarbeit über „Der moderne Politiker – Inszenierung in der Demokratie“ ab.

Der Sprung in die Medienwelt

Schon früh zieht es Sebastian in die Medienwelt – nicht aus Karrieregründen, sondern aus pragmatischer Notwendigkeit. Ohne seine Nebenjobs kann er das Studium finanziell nicht stemmen, wie er offen bekennt. Besonders prägend ist der Beginn seiner Tätigkeit als studentische Aushilfskraft im RTL-Newsarchiv – ausgerechnet am 11. September 2001. „Ich habe nie wieder so viel über Fernsehen gelernt, wie an diesem Tag“, sagt er rückblickend. Dort lernt er, wie Medien unter Hochdruck reagieren, wie aus Bildern Geschichte wird – und wie schnell Relevanz entsteht.

Später arbeitet er im RTL-Shop (heute Channel 21) – damals ein Teleshopping-Klassiker – Seite an Seite mit Walter Freiwald, dem legendären Co-Moderator von „Der Preis ist heiß“. Fast zwei Jahre lang verkauft Pufpaff dort „Qualitätsprodukte“ – bis man ihm mit den Worten „Wir machen hier Teleshopping, keine Comedy. Das Produkt steht immer im Vordergrund.“ kündigt. Für ihn ein Schlüsselmoment.

Im Jahr 2004 stellt sich für ihn endgültig die Frage: Ist Witzigsein ein Ausweg? „Es war kein Ausweg – es war der Einstieg.“ Mit Henry Schuman und Maxim Hofmann gründet er das Trio „Das Bundeskabarett“, das mit pointiertem, politischem Witz auffällt, aber eher unter „legendär unbekannt“ firmiert. 2007 ersetzt Martin Zingsheim eines der ursprünglichen Mitglieder, und für Pufpaff beginnt der Weg auf die Bühne – mit dem Ziel, „die analytische Tiefe des Journalismus und die emotionale Direktheit der Comedy“ zu verbinden.
Es folgt die klassische Ochsentour eines jungen Ensembles: überfüllte Backstage-Küchen, leere Dorfhallen und absurde Übernachtungen. Veranstalter sind oft realitätsfern: „Sie können nicht bei uns auftreten, weil sie noch nie auf einer großen Bühne gespielt haben. Haben sie das schon mal? Nein? Eben.“ Trotz Existenzängsten wird die Bühne für ihn zur Schule, denn „niemand bringt einem das Kabarett besser bei als das Publikum“. Rückblickend meint Pufpaff augenzwinkernd: „Ich empfehle jedem die Tortur des Armseins und ein Leben als Ensemblemitglied – zumindest für eine absehbare Zeit. Es relativiert alles.“
Der Wendepunkt kommt mitten in einer McDonald’s-Filiale im Jahr 2010, als sein Handy klingelt. Am anderen Ende: Rainer Pause vom Bonner Pantheon. Der „Prix Pantheon“, an dem Pufpaff kurz darauf nicht nur teilnimmt, sondern den Publikumspreis „Beklatscht & Ausgebuht“ gewinnt, wird zum Sprungbrett in eine größere Öffentlichkeit.

Vom Kabarett-Künstler zum TV-Star

Seine Karriere nimmt dank seines intellektuellen Humors schnell Fahrt auf und entwickelt sich in beeindruckender Breite. Sebastian Pufpaff wird frühzeitig Stammgast in einschlägigen Satire-Formaten wie „NightWash“ oder „heute-show“. Dabei überzeugt er durch einen Stil, der klassische Pointen-Dichte mit einem unerwartet analytischen Blick auf gesellschaftliche Strukturen verbindet. Sein Humor ist nicht laut, aber präzise – und immer auf Augenhöhe mit dem Publikum.
Ein großer Meilenstein ist auch die Entwicklung seiner ersten eigenen Sendung „Pufpaffs Happy Hour“. Die Show ist mehr als eine typische Standup Standup-Bühne: Sie fungiert als kuratiertes Schaufenster für modernes Kabarett und Satire – mit Pufpaff als Gastgeber, der Brücken schlägt zwischen aufstrebenden Talenten und etablierten Größen.

Während der Pandemie erfindet sich Pufpaff mit „Noch nicht Schicht“ neu – einer minimalistisch produzierten Sendung aus seinem Arbeitszimmer, in der er tagesaktuelle Themen pointiert und reflektiert aufarbeitet. Dafür erhält er 2021 den Grimme-Preis für Unterhaltung, was seine Doppelbegabung als Journalist und Künstler unterstreicht. Generell wird er für seine satirische Präzision und innovative Unterhaltung mehrfach ausgezeichnet.

Spätestens mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2020 (Sparte Kabarett) und dem Bayerischen Fernsehpreis im selben Jahr ist Pufpaff auch im TV-Feuilleton endgültig angekommen. 2023 folgt, schon fast logisch, der Deutsche Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Comedy/Late Night“ für seine Neuinterpretation von „TV total“. Diese Vielzahl an Auszeichnungen belegt: Pufpaff steht für eine neue Generation des intelligenten Entertainments – mit Haltung, Humor und Handschrift.
Seit 2021 gibt Sebastian Pufpaff „TV total“ ein neues Gesicht, das sich bewusst von politischem Kabarett, aber auch von seinem Erfinder Stefan Raab distanziert und emanzipiert. Legendäre TV-total-Events wie die Autoball-EM oder Wok-WM gehören inzwischen fest zu seinem Repertoire. Hier zeigt er stets vollen Einsatz, gepaart mit humorvoller Entschlossenheit. Heute gilt Sebastian Pufpaff als Symbol moderner Unterhaltung und steht für intelligenten, bodenständigen sowie kritischen Humor, der bewusst auf moralische Belehrungen verzichtet und stattdessen das Leben feiert.

Heimatverbundenheit und Engagement

Privat lebt Sebastian Pufpaff zurückgezogen mit seiner Frau und zwei Kindern in Bad Honnef. Trotz der Medienpräsenz schützt er seine Familie gezielt vor der Öffentlichkeit. Er beschreibt sich selbst als begeisterten Familienvater, der gern Zeit mit seinen Kindern im Garten verbringt, Radtouren am Rhein unternimmt, oder die regionalen Ausflugsziele rund um das Siebengebirge erkundet. Sebastian schätzt es, wie man im Ort hört, besonders, regionale Traditionen und Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz zu besuchen und nimmt aktiv am Leben in seiner Heimat teil – von Weinfesten bis hin zu örtlichen Kulturveranstaltungen.
Neben seinem Engagement im Bereich Unterhaltung widmet er sich außerdem intensiv ökologischen und sozialen Anliegen. Als Antarktisbotschafter von Greenpeace setzt er sich für den Schutz sensibler Ökosysteme ein und engagierte sich öffentlich für den Erhalt des Hambacher Forsts. Für Sebastian ist klar: Humor und gesellschaftliches Engagement schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil, sie ergänzen sich perfekt.

Übrigens: Die Herkunft seines ungewöhnlichen Nachnamens erklärt Sebastian gerne augenzwinkernd mit einer Abstammung von hanseatischen Schwarzpulverhändlern. Aus dem vermeintlichen Hindernis wurde eine humorvolle Inspiration, die ihn motivierte, aktiv ins Kabarett einzusteigen.

Text: Roland Schäfges I Fotos: picture alliance/dpa