Musikinstitut Koblenz


Frauenpower am Dirigentenpult
Eine Spielzeit voller Perspektiven und internationaler Interpretation am Musik-Institut Koblenz

Mehr Frauenpower geht kaum: In der aktuellen Spielzeit stehen beim Musik-Institut Koblenz sieben verschiedene Frauen am Pult der Anrechtskonzerte – und zwei Männer. Die Saison verspricht viele internationale Handschriften in der Interpretation – eine Mischung, die auch Neulinge im Konzertsaal neugierig machen dürfte.

DIRIGENTINNEN IM RAMPENLICHT
Bei den Anrechtskonzerten des Musik-Instituts Koblenz in der Rhein-Mosel-Halle treten in dieser Saison sieben Gäste ans Dirigentenpult der Rheinischen Philharmonie – und es sind ausschließlich Frauen. In einer Musikwelt, die jahrhundertelang vom Bild des männlichen Maestros geprägt war, fällt das unweigerlich ins Auge.

Beim Staatsorchester Rheinische Philharmonie, das auch in diesem Jahr bei neun der zehn Konzerte des Musik-Instituts zum Einsatz kommt, ist diese Besetzung keinesfalls als Quote gedacht, wie Orchesterintendant Günter Müller-Rogalla versichert. Für diese Spielzeit, in der das Orchester ausnahmsweise keinen Chefdirigenten hat, hatte er eine Liste mit potenziellen Dirigentinnen und Dirigenten erarbeitet, deren Handschrift, künstlerischer Weg und Energie möglichst gut zum Programm passen sollten. Am Ende ergab sich eine Auswahl – und die Mehrheit daraus bestand aus Frauen.

Dass diese Entscheidung noch immer ungewöhnlich wirkt, hat mit der Geschichte zu tun. Jahrzehntelang waren für Frauen am Pult Netzwerke, Sichtbarkeit und Gelegenheiten strikte Mangelware. Während Musikerinnen als Solistinnen bereits etabliert waren, blieb die Leitung gerade großer Orchester größtenteils Männern vorbehalten. Wie viele gut ausgebildete Dirigentinnen es auf dem internationalen Parkett tatsächlich mittlerweile gibt, wird nicht zuletzt in dieser Saison der Koblenzer Anrechtskonzerte sichtbar, in der Künstlerinnen aus Frankreich, Polen, Estland, Israel, Norwegen, den USA und aus Russland am Pult stehen.

EIN VORGESCHMACK AUF DIE ZUKUNFT
Die Spielzeit 2025/2026 ist zwar eine Saison des Übergangs, wird gleichzeitig aber auch zum Auftakt – denn die aus Polen stammende Marzena Diakun, die ab 2026/2027 erste Chefdirigentin der Rheinischen Philharmonie wird, ist eine der sieben Gastdirigentinnen dieser Spielzeit. Daneben ist sie bereits in die Planungen für die kommenden Jahre eingebunden. Das Orchester konnte sie schon bei einigen Projekten kennenlernen – und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Vorfreude und Neugierde auf die neue Chefin groß sind, bei den Musikerinnen und Musikern ebenso wie beim Publikum. Auch manche der weiteren Dirigentinnen sind der Rheinischen Philharmonie von früheren gemeinsamen Projekten bekannt. Die Leiterin des zehnten und letzten Konzerts der Saison komplettiert sogar ein seltenes Triple: Die Estin Anu Tali hat bereits 2017 und 2023 in Koblenz Anrechtskonzerte dirigiert – beide Male mit großem Echo.

Das Programm der Konzertsaison ist denkbar breit gefächert: Mozart, Schumann, Mahler, Wagner, dazu Sibelius, Dvorák, Barber, neue Musik und noch viel mehr. Die Mischung ist ebenso international wie abwechslungsreich: ein Panorama der Romantik, nordische Klangfarben, amerikanische Moderne, „Klassiker“ verschiedener Epochen mit Wiedererkennungswert. Und am Ende wird eine Zahl auf jeden Fall hängenbleiben: sieben von sieben. Wer will, kann darin ein Signal sehen. Oder einfach den selbstverständlichen Ausdruck einer neuen Normalität. Auf jeden Fall aber zeigt die außergewöhnliche Saison, wie umfangreich und vielseitig die Szene interessanter Dirigentinnen heute ist.

SPIELZEIT 2025/2026
Freitag, 7. November
Gabriel Fauré: Masques et Bergamasques, Orchestersuite
Maurice Ravel: Klavierkonzert G-Dur
W. A. Mozart: Jupiter-Sinfonie
Solist: Alexander Krichel
Dirigent: Dirk Kaftan, Beethoven Orchester Bonn

Freitag, 28. November
Samuel Barber: Adagio for Strings
William Walton: Cellokonzert
Igor Strawinsky: Petruschka
Solist: Alexey Stadler
Dirigentin: Bar Avni, Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Freitag, 12. Dezember
J. S. Bach: Weihnachtsoratorium
Chor des Musik-Instituts Koblenz
Solisten: Sabine Goetz (Sopran), Julia Diefenbach (Alt), David Jakob Schläger (Tenor), Benjamin Russell (Bass)
Dirigent: Lutz Brenner, Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Freitag, 23. Januar
Edvard Grieg: Peer Gynt Suite Nr. 1
Carl Nielsen: Klarinettenkonzert
Jean Sibelius: Sinfonie Nr. 2
Solist: Sebastian Manz
Dirigentin: Chloé Dufresne, Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Freitag, 6. Februar
Claude Debussy: Iberia
Maurice Ravel: La Valse
Jacques Ibert: Flötenkonzert
Maurice Ravel: Bolero
Solistin: Jasmine Choi
Dirigentin: Marzena Diakun, Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Freitag, 27. Februar
Sergej Prokofiew: Sinfonie classique D-Dur op. 25
George Gershwin: Concerto in F
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 10
Solistin: Claire Huangci
Dirigentin: Emilia Hoving, Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Freitag, 20. März
César Franck: Die Sieben Worte Jesu am Kreuz
Gabriel Fauré: Requiem op. 48
Solisten: Katharina Persicke (Sopran), Johannes Mayer (Tenor), Thomas Berau (Bass)
Dirigent: Lutz Brenner, Chor des Musik-Instituts Koblenz & Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Freitag, 24. April
Antonín Dvořák: Scherzo capriccioso
Thomas Adès: Violinkonzert Concentric Paths
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 1
Solist: Ilya Gringolts
Dirigentin: Anu Tali, Staatsorchester Rheinische Philharmonie

TICKETS & INFOS
www.musik-institut-koblenz.de
Alle Konzerte finden freitags um 20 Uhr in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz statt.

Text: Claus Ambrosius I Fotos: Yves Petit, Marco Borggreve