Im Doppel-Interview verraten sie, wie ein Übergang harmonisch funktionieren kann, sprechen über die Faszination Porsche, den Dieselskandal und die Zukunft des Sportwagenherstellers.
Herr Bach, welche drei Worte fallen Ihnen zuerst ein, wenn Sie an Porsche denken?
Sebastian Bach:
„Sport, Geil, 911“
Zum Thema Sport: Porsche ist mittlerweile mehr als ein „Sportwagen“-Hersteller – es gibt eine regelrechte Faszination für die Marke. Woran liegt das?
Sebastian Bach: Porsche ist in der Tat eine Faszination: Jeder kleine Junge in Deutschland würde gerne mal Porsche fahren. Das Prinzip Porsche ist die Suche nach dem perfekten Sportwagen. Hinzu kommt Exklusivität. Gründer Ferdinand Porsche sagte einmal: Wir bauen immer ein Auto weniger als der Markt es verlangt. So hat es Porsche geschafft, die Marke seit Jahrzehnten aufrecht zu erhalten. Durch die neue Modellpalette ist sie zudem jung und alltagstauglich geworden.
Sie sprechen die Alltagstauglichkeit an. Längst sorgt nicht mehr nur der 911 alleine für Adrenalinschübe. Zu den Topsellern gehören die SUV Cayenne und Macan sowie Einstiegsmodelle wie der 718 Cayman. Hat sich die Zielgruppe von Porsche verändert?
Sebastian Bach: Porsche musste die Modellpalette anpassen. SUV ist ein Branchentrend – zudem wird es mit Frau und Kind eng im 911. Wir haben Kunden, die fahren einen 911 und einen Macan als Familienauto.
Albrecht Bach: Früher hat man 911 gefahren und z.B. einen Mercedes als Zweitwagen – heute können wir bei Porsche für viele Bereiche ein erstklassiges Fahrzeug anbieten. In den 911 einen Golfback einzuladen, ist schwierig, deswegen war der Schritt, auf eine breitere Modellpalette zu gehen genau der Richtige. Dabei tragen auch diese Fahrzeuge die Porsche DNA – sie sind Sportwagen mit höchster Ingenieurkunst.
Der Dieselskandal hat der gesamten VW-Gruppe zugesetzt. Porsche hat nun angekündigt, dem Diesel vollständig den Rücken zu kehren und zukünftig auf Elektrofahrzeuge zu setzen. Wie stehen Sie zum Diesel und ist der Elektroantrieb wirklich das Richtige für einen Sportwagen-Hersteller?
Albrecht Bach: Ich persönlich halte die Abkehr vom Diesel für falsch. Die neue saubere Diesel-Motorenpalette hätte sogar dafür gesorgt, Abgasziele zu erreichen. Kunden sind verunsichert und haben ihr Leasing erstmal ohne neues Fahrzeug verlängert. Durch unseren engen persönlichen Kontakt zum Kunden bekommen wir das Ganze gut moderiert.
Sebastian Bach: Auch wir haben uns die Frage gestellt, ob Porsche und E-Mobilität passt. Ich kann Ihnen sagen – ja es passt hervorragend. Wenn Sie einen Cayenne mit Hybrid-Motor fahren, werden Sie begeistert sein. Auf der Kurzstrecke fahren Sie elektrisch, auf der Autobahn genauso sportlich wie vorher mit dem bekannten Benziner. Bei voller Beschleunigung erfahren Sie einen unglaublichen Boost aus beiden Motoren – ein besonderes Fahrerlebnis. Und auch unsere rein elektrischen Fahrzeuge werden überzeugen – das neue rein elektrische Taycan-Modell ist eine Sportwagen-Zeitwende – und das ohne Abgase!
Bevor die elektrischen Modelle kommen, steht nun aber die bedeutendste Modell-Neuerung an. In 2019 wird es einen neuen 911 geben. Worauf dürfen Kunden sich freuen und wann steht das Modell bei Ihnen?
Sebastian Bach: Wir sind auch schon ganz gespannt: Ende Januar kriegen wir den neuen 911 erstmals live zu sehen. Lieferbar wird er ab März/April sein. Das neue Modell wird sich sicherlich auch in Sachen Performance weiterentwickeln – allerdings liegt das Hauptaugenmerk innerhalb des Autos. Vernetzung mit Smartphones, moderne digitale Services – das Auto wird dem Händler automatisch den nächsten Servicetermin melden, der Kunde muss ihn nur noch bestätigen. Eine geheime Probefahrt gab es für uns leider auch nicht, wir werden ihn ebenfalls erstmals im Januar live sehen.
Kommen wir zu Ihnen, Herr Bach – sie übernehmen in jungen Jahren ein Porsche-Autohaus. War der Weg vorgezeichnet?
Sebastian Bach: Nein, tatsächlich haben meine Eltern es mir immer freigestellt. Nach dem Studium habe ich zunächst bei einer Unternehmensberatung in München gearbeitet und konnte eigene Erfahrungen sammeln. Vor acht Jahren zog es mich dann zurück in den Familienbetrieb. 2012 habe ich die Geschäftsführung im VW Autohaus übernommen, 2014 folgten Audi und Skoda. Die Automobilbranche ist in einem spannenden Umbruch, die Arbeit hier im Familienbetrieb bereitet mir große Freude.
Albrecht Bach: Ich hatte mit meinem Sohn besprochen, dass ich mich mit 63 Jahren auch aus dem Porsche-Autohaus zurückziehen möchte. Wenn ich von Zurückziehen spreche, meine ich das Ernst – wenn er Rat braucht, stehe ich ihm zur Seite, aber ansonsten muss er seine eigenen Erfolge feiern und Fehler machen können. Unsere Bentley-Autohäuser möchte ich noch bis zu meinem 70. Lebensjahr weiterführen – dort ist jahrelanger persönlicher Kundenkontakt von Nöten.
Was möchten Sie als neuer Geschäftsführer erhalten und was möchten Sie verändern?
Sebastian Bach:
„Never change a winning team!“
Wir haben hier ein sehr gut gehendes Autohaus mit einer hochmotivierten und jungen Mannschaft und einem treuen Kundenstamm. Die Grundausrichtung des Autohauses wird dieselbe bleiben. Dabei müssen wir uns dem Wandel stellen: Ich werde mich vor allem um Themen wie Vernetzung und Digitalisierung kümmern und Investitionen in Zukunftsprojekte steuern. So werden wir z. B. bald eine E-Trankstelle mit Schnellladefunktion bei uns im Autohaus einweihen.
Abschließend Herr Bach, Hand aufs Herz, wenn Sie die Wahl zwischen einem Aston Martin, einem Lamborghini und einem Porsche haben. Was wählen Sie?
Sebastian Bach: Ganz ehrlich einen Porsche. Ich bin auch bereits Lamborghini gefahren, aber ein Porsche ist das ausgewogenere Auto. Mein persönlicher Favorit ist der 911 Carrera GTS.
Fakten
Unternehmensgründung:
1930 – fast 90-jährige Firmengeschichte
Geführte Marken:
VW, Skoda, Ford, Audi, Porsche & Bentley
Standorte:
Limburg, Frankfurt