Spieglein, Spieglein an der Wand ...


Der Limburger Arzt Dr. Wildenhues zu Möglichkeiten und Grenzen der kosmetischen Medizin.

Wer Dr. Wildenhues aufsucht, ist in der Regel nicht krank, sondern unzufrieden 
mit seinem Aussehen. Ob Falten, Reiterhosen oder Fettpolster am Bauch - erst wenn der Blick in den Spiegel zu sehr am Selbstbewusstsein kratzt, wagen 
die meisten den Schritt zum Arzt. Der Limburger Chirurg und Leiter des 
Instituts für kosmetische Medizin, Dr. Bernward Wildenhues (66), kennt die Sorgen und Nöte seiner Patienten. Er ist 
überzeugt: „Ästhetische Eingriffe sind ein echter Zugewinn an Lebensqualität, und das bei minimalem Risiko.“ Was kann die ästhetische 
Medizin und wo sind ihre Grenzen? Und was ist, wenn Wünschenswertes und Machbares zu weit auseinander klaffen? Wir haben nachgefragt.

Herr Dr. Wildenhues, die Statistik sagt, dass Frauen deutlich häufiger Schönheitskorrekturen vornehmen lassen als Männer. Können Sie das auch für Ihr Institut bestätigen?
Dr. Wildenhues: Das ist tatsächlich so. Man kann schon sagen, dass das Verhältnis Frauen – Männer bei 80 : 20 liegt. Allerdings holen die Männer seit einigen Jahren auf. Insbesondere bei homosexuellen Männern ist der Anteil überproportional erhöht.

Mit welchen Wünschen treten die Patienten an Sie heran? Gibt es da eine sogenannte „Rangliste“?
Dr. Wildenhues: Ja, die gibt es und hat mit dem natürlichen Alterungsprozess zu tun. Falten werden schon bei Frauen ab 20 als störend empfunden, Schlupflider können sich mit den Jahren bilden und sind nicht nur ein kosmetisches Problem. Und der Bauch, den wir langsam, aber stetig vor uns hertragen, drückt aufs Selbstbewusstsein. Aber auch übermäßiges Schwitzen ist ein nicht zu unterschätzendes Thema.

Altern ist doch ein natürlicher Prozess. Warum sollten wir den kaschieren?
Dr. Wildenhues: Die Bevölkerung wird immer älter, bleibt aber auch länger vital. Manch gefühlter junger Geist steckt in einem sichtbar gealterten Kopf. Das passt nicht mehr zur eigenen Lebenseinstellung und zu dem Bild, das wir anderen von uns vermitteln möchten. Diese Menschen wollen ja nicht ihre Identität ändern, sondern möchten mit einem verjüngten Gesicht und Körper ihr Leben ein Stück lebenswerter machen.

Einige Beispiele, bitte!
Dr. Wildenhues: Nehmen wir Beförderungen oder Bewerbungsgespräche. Auch ein Arbeitgeber hat ein bestimmtes Bild im Kopf und verbindet mit Dynamik und Erfolg eine jugendliche Ausstrahlung. Ein verhärmtes Gesicht, Bierbauch oder großflächige Schweißflecken sind keine Aushängeschilder. Und dagegen kann man etwas tun.
Auch bei der Partnersuche spielt natürlich ein gepflegtes Äußeres eine entscheidende Rolle.

Schönheit ist ein boomender Markt und kosmetische Medizin ein Bereich, der immer stärker gefragt wird. Warum?
Dr. Wildenhues: Die Gesellschaft hat sich verändert und verlangt von uns sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich größere Flexibilität. Wenn sich traditionelle Bindungen lösen, wird der Körper zum Investitionsgegenstand, sei es für die eigene Karriere, sei es für die Partnerwahl. Der Trend, den Körper nach den eigenen Vorstellungen verändern zu können, ist auch eine Folge der Individualisierung.

Was passiert im Alter?
Dr. Wildenhues: Der Körper verändert sich sichtbar. Man wird kleiner, das Becken breiter, im Gesichtsbereich verlieren wir an Volumen. Augenlider beginnen zu hängen, Nase und Kinn scheinen größer zu werden. Die Hautstruktur verändert sich und erschlafft, sogenannte Hamsterbäckchen bilden sich aus, die Mundwinkel bekommen einen Zug nach unten. Das Gesicht wird faltig, wirkt traurig, müde und abgespannt. Am Bauch bilden sich typische Fettpolster, bei Frauen sind auch Hüften, Beine und Po betroffen, je nach genetischer Veranlagung. Das Gewebe erschlafft.

"Der Trend, den Körper nach den eigenen Vorstellungen verändern zu können, ist auch eine Folge der Individualisierung.“

Aber dagegen kann man doch etwas tun! Mit einer gesunden Lebensführung, einer ausgewogenen Ernährung und viel Sport.
Dr. Wildenhues: Da muss ich Sie leider enttäuschen. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Die Umverteilung der Körperproportionen kann man nicht verhindern. Sie kommt altersbedingt und ist genetisch veranlagt. Das typische Fettverteilungsmuster zeigt sich bereits in der Pubertät.
Auch die Bedeutung gesunden Essens wird überbewertet, der Einfluss auf die Alterungsprozesse ist gering. Wir Menschen sind Allesverwerter und können unser Schönheitsideal nicht durch eine spezielle Ernährung positiv beeinflussen.
Aber eines ist richtig: Starke Raucher und sonnenhungrige Menschen beschleunigen den Alterungsprozess der Haut noch einmal deutlich.
Zum Thema Sport: hilft natürlich, das Gewicht zu halten und durch Muskelaufbau und Kreislauftraining den Körper bis ins höhere Alter fit zu halten. Aber der Extremsportler und extrem Schlanke hat meistens ein anderes Problem: Der Körper ist noch wohlproportioniert, aber das Gesicht erscheint mangels Volumen schon ausgemergelt.

Also bleibt dann nur noch der Gang zum Schönheitschirurgen - oder zu Ihnen?
Dr. Wildenhues: Wenn Sie so wollen, ja. Im Unterschied zum Schönheitschirurgen arbeite ich nicht invasiv unter Vollnarkose. Meine Eingriffe erfolgen ausschließlich unter lokaler Betäubung.

Was ist bei der kosmetischen Medizin machbar? Wo stößt sie an ihre Grenzen?
Dr. Wildenhues: Botox, Faltenfiller und Phenol-Peeling sind die gängigen Methoden für die Behandlung von Falten und zur Rekonstruktion der Haut. Je nach Produkt hält eine Behandlung bis zu einem Jahr, ein tiefes Peeling auch länger. Faceliftung bleibt dem Gesichts-Chirurgen vorbehalten. Ein neuer Ansatz in der kosmetischen Medizin ist das Fadenliftung, bei dem das Gesicht ohne Skalpell gestrafft wird. Das neue Verfahren gehört aber, wie alle anderen Verfahren auch, in die Hände eines erfahrenen Arztes.
Gute Erfolge und eine deutliche Reduktion des Körperumfangs lassen sich mit der Fettabsaugung erzielen. Auch hier ist Aufklärung ganz wichtig: Fettabsaugen dient nicht der Gewichtsreduktion, sondern ist angezeigt, wenn Dysproportionen durch eine Fettverteilungsstörung vorliegen, wie etwa bei einer Reiterhose. Da helfen keine Diäten, auch kein Fasten und kein Sport, weil die Anzahl der Fettzellen sich dadurch nicht ändern lässt. Die Fettzellen können bestenfalls schrumpfen, bleiben aber in der Anzahl immer erhalten. Bei der Fettabsaugung werden diese überschüssigen Fettzellen dauerhaft entfernt und es entsteht gewollt eine großflächige Wunde. Die Wundheilung führt dann dazu, dass sich die Bindegewebsfasern zusammenziehen und die Haut sich wieder anlegen kann. Das ist der große Vorteil gegenüber der Kryotherapie, die durch Vereisung die Fettzellen zum Absterben bringt, aber kein Körperkonturing bewirken kann.
Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit, die entnommenen Fettzellen für den Volumenaufbau der Brust zu verwenden, falls das gewünscht ist. Damit lässt sich eine sanfte Vergößerung um bis zu einer Körbchengröße erzielen.

Wo setzen Sie sich persönlich die Grenzen?
Dr. Wildenhues: Bei Kindern und Jugendlichen. Da ist eine Behandlung aus rein kosmetischen Gründen tabu. Die Körperentwicklung ist noch nicht abgeschlossen, die Wahrnehmung des eigenen Körpers oft verzerrt. Das wäre unverantwortlich. Ebenso, wenn dem Bedürfnis nach Körperveränderung eine psychische Erkrankung zugrunde liegt. Das tue ich auch aus Selbstschutz, denn ein solcher Mensch wird mit dem Behandlungsergebnis nie zufrieden sein.
Ein weiteres Ausschlusskriterium ist, wenn Wunsch und Realität zu weit auseinander liegen.

Wie halten Sie es selbst mit der Schönheit? Alles Natur?
Dr. Wildenhues: Ja, alles natürlich, so wie es bei einer Patientenbehandlung auch immer sein soll. Aber nachgeholfen habe ich schon immer wieder einmal. Und wissen Sie was, ich fühle mich ganz wohl dabei.


Kontakt


KoMed – Institut für kosmetische Medizin
Joseph-Schneider Straße 7 | 65549 Limburg
Telefon: 06431 939911 | E-Mail: KOMED-Limburg@t-online.de


Interview geführt von Edith Billigmann, Fotos: Julian Wolf; andreaobzerova, inarik – adobe.stock.com