Wie der Vater, so die Tochter


Ingo Dittrich ist Architekt und Pferdeliebhaber – Nun sattelt Tochter Christina beruflich um und tritt die Nachfolge ihres Vaters an

Eher beiläufig fällt der Satz „Wir müssen mal reiten gehen.“ Doch es gibt Sätze, die sagen mehr als Worte. So ist es auch bei Ingo Dittrich (64) und seiner Tochter Christina (27), zwei vom gleichen Schlag, was manches nicht einfacher macht. Redebedarf ist genug vorhanden, wenn es ums gemeinsame Hobby Reiten und Islandzucht geht. Nun kommt noch eine weitere Gemeinsamkeit dazu: Christina wird in die Fußstapfen ihres Vaters treten mit dem festen Willen, das Planungsbüro Dittrich in Neustadt/Wied zu gegebener Zeit zu übernehmen. Ein Entschluss, der im Übrigen beim Reiten gefallen ist.

Und dem ausgiebige Gespräche vorausgegangen sind – natürlich bei den gemeinsamen Ausritten durch die Neustädter Wälder.

„Diese Zeit gehört nur uns“, sagt Christina mit Blick auf den Vater. „Wir sprechen über Dinge, die uns am Herzen liegen, versuchen bei Problemen, einvernehmliche Lösungen zu finden – und manchmal streiten wir auch.“ Ingo Dittrich lacht: „Da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass sich beim gemeinsamen Ausritt die Wege trennen. Der eine geht rechts, der andere links. Und wir kommen dann auch getrennt zu Hause an.“

Architekt und Pferdeliebhaber

Ingo Dittrich ist Architekt und Pferdeliebhaber. Dass er neben großen und zeitraubenden Projekten – wie dem T-Mobile-Neubau in Bonn, den Produktionsstätten der Fa. Wirtgen in Windhagen oder aktuell dem neuen Benninghoven-Werk (für 1.500 Mitarbeiter) in Wittlich sowie zahlreichen Auslandsprojekten in China, Indien und den USA – noch immer an seinem Hobby festhält, mag verwundern, aber Dittrich pflegt seine Leidenschaft seit seinem 7. Lebensjahr. „Eine Familie aus Düsseldorf ist zu uns nach Kurtscheid gezogen. Sie hatte Islandpferde, ich habe Tennis und Fußball gespielt. So haben wir uns gegenseitig etwas beigebracht“, erzählt er rückblickend. Mit 14 Jahren bekommt Ingo sein eigenes Islandpferd, weitere kommen dazu. Er nimmt erfolgreich an Turnieren teil, verdient während des Studiums sein Geld mit Reitunterricht und dem Beritt anderer Pferde. Irgendwann muss er seine Isländer verkaufen, Beruf und Familie lassen ihm keine Zeit mehr für sein Hobby. Dem Verband bleibt er aber erhalten.

Weihnachten 2000

Weihnachten 2000 ändert sich das. Tochter Christina bekommt ein Geschenk, das unter keinen Weihnachtsbaum passt. Es ist der Isländer Nökkvi von Cartze, der über lange Zeit ihr treuer Wegbegleiter sein wird. Christinas Reitlehrer ist vom Talent, dem Ehrgeiz und unbändigen Fleiß der jungen Dame begeistert und so kommt es, dass sie sich schon früh für die Deutschen Jugendmeisterschaften qualifiziert. Diese gewinnt sie auf Anhieb im Tölt und im Viergang und dann regelmäßig in Folge bei verschiedenen Prüfungen. Bei den Deutschen Meisterschaften holt sie in Nachfolge den Titel, schafft es sogar als eine der wenigen Jugendlichen, bei den Erwachsenenmeisterschaften im Finale zu reiten. Mit Hörður frá Eskiholti II wird sie im Jahr 2011 Europameisterin.

Christina & die Isländer

Ebenso wie ihr Vater hat sich Christina den Isländern verschrieben, reitet, züchtet, bereitet und gibt auch mittlerweile Unterricht. Den Trainerschein C hat sie natürlich längst in der Tasche. Damit sie Beruf und Hobby unter einen Hut bekommt, wohnt sie mit den Pferden auf dem Bauernhof. Das war auch zu Studentenzeiten so. „Da bin ich wegen der Pferde von Neustadt nach Köln gependelt.“ Nur jetzt müsse sie einen Mittelweg finden, sagt sie, denn nach ihrem Bachelor in Psychologie und dem Master in Wirtschaftspsychologie hat sie noch einmal umgesattelt und im väterlichen Betrieb eine Ausbildung als Bauzeichnerin begonnen. Da wird die Zeit manchmal ganz schön knapp. „Eigentlich wollte ich das niemals machen“, bekennt sie ganz offen. „Aber seitdem ich den Betrieb kennengelernt habe, kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen.“

Alles mit der Zeit ...

Und so rückt die Zeit, dass Christina ihren Vater entlasten wird, immer näher. Dann wird sich Ingo seinen vierbeinigen Freunden noch intensiver widmen können. Denn die Zucht von Islandpferden erfordert viel Zeit. 14 Isländer hat Dittrich in seinem Bestand mit dem offiziellen Namen „Islandpferde vom Marienweg“, drei weitere stehen in Island. Dort ist er mehrmals im Jahr, hat enge Freundschaften zu Züchtern und deren Familien geschlossen.

Seit 1909 gilt das Islandpferde-Importverbot. Für Ingo Dittrich heißt das: Augen auf beim Pferdekauf. Ist der Isi einmal in Deutschland, gibt es kein Zurück mehr. Sein Vertrauen zu den einheimischen Züchtern ist groß. „Hier gilt das gesprochene Wort“, sagt er. „Ein Kauf wird noch mit Handschlag geschlossen.“ Doch bis es soweit ist, können Stunden vergehen. So erinnert er sich noch an Verhandlungen um einen Hengst, die mittags begonnen hatten und nachts um 1 Uhr abgeschlossen wurden. „Da braucht man tatsächlich Zeit und Nerven“, lacht er. Doch die sind bei ihm gut trainiert, alleine schon durch den Umgang mit den robusten, aber doch sensiblen Pferden. Und Zeit? Ja, davon wird er ja demnächst etwas mehr haben, meint er und schaut in Richtung Tochter.


Christina Dittrich


  • Geboren am 2. Juli 1992
  • Wohnt mit ihrem Freund und Hund auf dem Bauernhof in Neschen, nahe bei den Pferden
  • Hat ihren Bachelor in Psychologie und den Master in Wirtschafts-Psychologie
  • Macht zur Zeit eine Ausbildung als Bauzeichnerin
  • Wird die Firma ihres Vaters übernehmen und sucht schon heute nach einem jungen, engagierten Team
  • Ihre treuesten Wegbegleiter heißen Hörður frá Eskiholti II und Kjarkur frá Miðkoti, der als ihr aktuelles Sportpferd in die Fußstapfen von Hörður tritt
  • Hat als 9-Jährige mit dem Reiten begonnen, ist mit 10 ihr erstes Turnier geritten und hat sich zu Aktivzeiten Jahr für Jahr den Deutschen Meistertitel geholt. Wurde 2011 Europameisterin
  • Sieht große Übereinstimmungen mit ihrem Vater: beide sehr zielstrebig, Pferdeliebhaber, bleiben sich und einem einmal gegebenen Wort treu, brauchen nicht viel Worte

Ingo Dittrich


  • geboren am 2. Juni 1955
  • aufgewachsen in Kurtscheid bei Neuwied, wohnt jetzt in Neschen bei Neustadt
  • ist verheiratet mit Sabine und Vater zweier Kinder (Tochter Christina, 27, und Sohn Maximilian, 15)
  • ist Architekt, Pferdeliebhaber und Präsident vom SV Rossbach
  • hat sein Planungsbüro in Neustadt, einem ehemaligen Pfarrhaus. Altes Kniebänkchen steht in seinem Büro; hat 60 Mitarbeiter*innen
  • hat gebaut: das T-Mobile-Center im Landgrabenweg in Bonn, den Skanderberg-Platz in Tirana/Albanien
  • Bauprojekte am Flughafen Köln/Bonn
  • Umzugsmanagement für Fraport am Flughafen Frankfurt
  • alle Bauprojekte für die Wirtgen Group Branch of John Deere GmbH& CO. KG
  • Bauprojekte für die Firmen DHL, LTS Lohman Therapie-Systeme AG, Weig Karton
  • Hafen Andernach
  • Hafen Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG)
  • Orts- und Städteplanung in ca. 75 Kommunen
  • Bundesstraßenplanung
  • Bundesautobahnplanung
  • hat umgebaut: das Wirtschaftsministerium unter Dr. Rita Süßmuth
  • baut aktuell Hallen in den USA, in China und eine Zahnbürstenfabrik in Indien
  • besitzt 14 Isländer in Deutschland und 3 in Island
  • hat ca. 15 große Turniere gewonnen, 1972 die 1. Deutsche Meisterschaft im Viergang
  • geht auch mal im Anzug aufs Pferd
  • muss mindestens 1 x am Tag nach den Pferden schauen („Könnte sonst nachts nicht schlafen“)
  • hat noch ein großes Ziel: will in Island mal ein richtiges Turnier reiten

Kontakt

Planungsbüro Dittrich
Bahnhofstraße 1
53577 Neustadt/Wied
Telefon 02683 9850 - 0
www.pd-dittrich.de