Lucia Kranz: DIE SÜSSE VERFÜHRUNG


Konditormeisterin und Chefpatissière Lucia Kranz sorgt für den richtigen Nachschlag

Ein wenig ungeduldig ist sie schon: Lucia Kranz (28), ihres Zeichens Konditormeisterin und Chefpatissière im Restaurant des 5-Sterne-Hotels „Villa Rothschild“. Als sie nach dem Abitur ein Jahr auf den angepeilten Studienplatz für Grundschulpädagogik warten soll, entschließt sie sich kurzerhand für den Ausbildungsberuf zur Konditorin. Und landet in der „kleinen, feinen, romantisch angehauchten“ Backstube des damals alteingesessenen Neuwieder „Café Tillmann’s“. Dort kann sie ihre künstlerische Ader gestaltend ausleben. Und vor allem: Sie fühlt sich wohl. „Für mich war sehr schnell klar, dass ich Konditorin werden möchte. Am Anfang waren alle anderen skeptisch“, sagt die Mendigerin. „Aber heute sind alle begeistert.“

Grund dazu haben sie genug: Lucia wird 2014 Landessiegerin der Konditorenjugend, im gleichen Jahr 2. Siegerin im Bundesleistungswettbewerb „Die gute Form des Handwerks“ und dann 2018 Siegerin im „Championat du Chocolat“. Ein Jahr später sieht es verdächtig nach einem weiteren Sieg aus, aber weil das Podest instabil ist und das Schokoladenwerk verrutscht, muss sie aus den Einzelteilen spontan etwas Neues kreieren. „Meine größte Bewährungsprobe“, wie sie heute sagt. Dennoch kann sie unter allen Schaustücken einen guten 6. Platz belegen. Das Publikum feiert sie als „Siegerin der Herzen“.

„… Am Anfang waren alle anderen skeptisch“, sagt die Mendigerin. „Aber heute sind alle begeistert.“

Immer höher, immer weiter

Lucia ist ehrgeizig. Als Prüfungsbeste im Bezirk der Handwerkskammer Koblenz schließt sie ihre Konditorenausbildung 2014 ab, macht ein Jahr später ihren Meister. 2018 folgt der Abschluss zur Staatlich geprüften Betriebswirtin. Mit ihrer Bewerbung bei Villa Rotschild landet sie einen Treffer. Dort ist sie nicht unbekannt, hat bereits ein Jahr im 2-Sterne-Restaurant gearbeitet und kann Referenzen der Patisserie L‘Art Sucré in Wiesbaden und des Sternerestaurants Yoso in Andernach vorweisen.
Nun koordiniert sie zwei Produktionsküchen in Königstein und Falkenstein, führt sogenannte Tortengespräche mit den Kunden, entwickelt Desserts à la Carte sowie Konzepte für Weihnachten, Silvester und den berühmt-berüchtigten G8-Gipfel. Der findet einmal im Jahr mit wechselnder nationaler Besetzung statt. Zum großen Gourmetgipfel, bei dem acht Spitzenköche an offenen Food-Stationen ihre Eigenkreationen präsentieren, entwickelt Lucia das komplette Dessertmenü für 350 Gäste.
Auch wenn der Job der jungen Frau viel abverlangt, Familie und Freunde haben bei ihr einen hohen Stellenwert. Das liegt zum einen an der stark musikalisch und künstlerisch ausgerichteten Familie, in der sie sich geborgen fühlt, zum anderen an den vielen Bekanntschaften, die ihr noch von Schule und Ausbildung erhalten geblieben sind. Dass sie den anfallenden Festen und Feiern dann auch den besonders verführerisch-süßen Touch verleiht, ist für sie selbstverständlich.
Die Leidenschaft für Gebäck und Torten geht bei Lucia schon lange über den beruflichen Part hinaus. „Das Championat du Chocolat hat mir viele Türen geöffnet“, sagt sie und verweist auf die SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“, bei der sie freitags Rezepte zum Nachbacken vorstellt.
Aber es gibt noch mehr, was sie reizt. Die Deutsche Meisterschaft beispielsweise, zu der sie sich im letzten Jahr beworben hat. „Wurde leider aufgrund mangelnder Teilnehmerzahl abgesagt“, bedauert sie - nicht ohne den nächsten Joker schon im Ärmel zu haben: Vielleicht sehen wir die fleißige Konditorin aus Mendig das nächste Mal beim „Großen Profibacken“ auf SAT1.

„Das Championat du Chocolat hat mir viele Türen geöffnet. “

Text: Edith Billigmann; Fotos: Marcel Gregory Stock, Edith Billigmann