Ob er nun der Mutter beim Kochen über die Schulter geschaut hat, der Oma beim Sonntagsbraten in den Kochtopf lugte oder dem Vater beim Grillen nach „Männerart“ zur Seite stand, für den Freiburger Jungen war das familiäre Kochen stets ein Abenteuer, in das er sich freiwillig mit allen Sinnen hineingestürzt hat. Dass dort auch seine Begabung liegen sollte, wurde ihm erst bewusst, als er im nahe gelegenen spanischen Restaurant während der Schulferien jobbte. „Da hat es tatsächlich Klick gemacht“, erzählt Christian Eckhardt. Bezeichnend, dass er sein Freiwilligenjahr in der Krankenhausküche absolvierte und anschließend zeitnah seine Lehre als Koch begann.
„Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt.“
Dass er dann nach seiner dreijährigen Lehrzeit sofort ins 3-Sterne-Restaurant „Bareiss“ zu Claus Peter Lumpp wechseln durfte, war für ihn wieder ein „typischer Glücksfall“. Drei Jahre später geht es von Baiersbronn nach Wolfsburg ins „Aqua“, der 2-Sterneküche im Ritz-Carlton. Dort durchläuft er drei Posten und erlebt die Vergabe des dritten Sternes. Küchenchef Sven Elverfeld, der als Vorreiter der Avantgarde-Küche gilt, habe ihn an ganz andere Dimensionen des Kochens herangeführt: „Dort haben wir mit Geräten hantiert, die ein Physiker besser kennt als ein Koch“, erinnert er sich gerne.
Doch das Ritz-Carlton wird auch in Hinblick auf seine Lebensplanung wegweisend. Dort lernt er seine Kollegin und spätere Ehefrau Sarah Henke kennen und lieben. Doch davon später mehr.
Sein Wissenshunger treibt Christian in die Schweiz zu Andreas Caminada, der das 2-Sterne-Restaurant „Schloss Schauenstein“ leitet. „Wie kann ich die High-End-Küche ökonomisch führen?“ hat für ihn als Fragestellung höchste Priorität. Caminada zeigt ihm, wie's geht. Und, wie man sich als Person vermarktet. Auch dort erlebt der junge Koch die Vergabe des dritten Sternes.
Sein Weg führt ihn schließlich in die „Villa Rothschild“ nach Königstein, wo er 2011 als Sous-Chef beginnt und zweieinhalb Jahre später als Küchenchef die Leitung übernimmt. Eine Herausforderung, der er sich mit großem Respekt stellt, ist sein Vorgänger doch kein Geringerer als Christoph Rainer, einer der Top 50-Köche Deutschlands. „Das war schon eine andere Hausnummer“, erinnert sich Christian voller Respekt. Doch die meistert er mit Bravour, führt über drei Jahre zwei Restaurants, darunter eins mit zwei Sternen, bereitet Banketts für bis zu 130 Personen vor, macht Caterings, Tagungen und nebenher noch 68 Hochzeiten. 2015 wird das Restaurant im Guide Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnet.
Die wundersamen Wege der Liebe führen nach Andernach.
Der Job fordert viel von Christian Eckhardt. Dazu gehört auch der Verzicht auf ein gemeinsames Leben mit Ehefrau Sarah Henke, die - ebenfalls Sterneköchin - auf Sylt im bekannten Gourmet-Restaurant „Spices“ arbeitet.
Als Paar gemeinsam leben und dabei sich beruflich verwirklichen, ohne dass ein Partner in seiner Karriere das Nachsehen hat, klingt ambitioniert, aber nicht unmöglich. Wieder hilft hier Kollege Zufall. Sarah bewirbt sich auf eine unscheinbare Annonce. Beim Vorstellungsgespräch erfährt sie, dass die Andernacher RD Gastro einen Küchenchef für das noch im Bau befindliche Restaurant „PURS“ sucht. Alles passt und Sarah erhält die Zusage. Übergangsweise arbeitet sie im benachbarten asiatischen Restaurant „YOSO“, das sie zunächst als Pop-Up-Restaurant aufbaut. Diese Zwischenlösung erweist sich als so erfolgreich, dass die RD Gastro nun an der Idee beider Restaurants festhält. Doch dann braucht man auch noch einen weiteren Küchenchef. Und wer käme da besser infrage als Sarahs Ehemann Christian . . . ?
Und der ist auch heute noch dankbar, dass es tatsächlich geklappt hat. Für ihn und Sarah ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.
„Das ist wie ein Sechser im Lotto.“
Doch darauf ausruhen will er sich nicht. Das würde auch zu dem sportlich ambitionierten Mann nicht passen. Und so, wie er sich mit dem Halbmarathon unter 1:30 vor zwei Jahren ein Ziel gesetzt hatte, hat er als Küchenchef auch schon den dritten Stern ins Auge genommen. „Bei der Manpower und der Location ist dieses Ziel die logische Konsequenz“, sagt er selbstbewusst.
Portrait
• Geboren am 29. September 1982 in Freiburg
• Dreijährige Ausbildung im „Hotel Bareiss“ in Baiersbronn, bleibt im dortigen 3-Sterne-Restaurant von 2005 bis 2008 bei Claus-Peter Lumpp
• 2008 Wechsel zum mittlerweile 3-Sterne-Restaurant „Aqua“ im Ritz-Carlton bei Sven Elverfeld in Wolfsburg
• 2010 Wechsel zum mittlerweile 3-Sternerestaurant „Schloss Schauenstein“ zu Andreas Caminada in Fürstenau/Schweiz
• 2011 Sous-Chef im Restaurant „Villa Rothschild“ in Königstein; ab 2014 Küchenchef. 2015 wird das Restaurant unter seiner Leitung erneut mit zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet.
• 2017 Wechsel nach Andernach; 2018 Eröffnung des Restaurants „PURS“, das 2019 auf Anhieb im Guide Michelin zwei Sterne erhält. Für die Schlemmer-Atlas-Redaktion ist „PURS“ die „spektakulärste Neueröffnung des Landes“. 2019 kommt der Gastrostern Award hinzu. Für den Gault & Millau 2020 ist Christian Eckhardt der „Aufsteiger des Jahres“.
• Seine Philosophie: Spaß an der Gourmetküche haben und vermitteln
• Sein Kochstil: weltoffen, kreativ, produktnah, innovativ
• Ihm zur Seite stehen: Sous-Chef Yannick Noack und Chef-Patissier Sebastian Kraus, ehemalige Arbeitskollegen aus der Villa Rothschild. „Ohne sie wären die zwei Sterne im ersten Jahr nicht realisierbar gewesen“, sagt er anerkennend.
• PRIVATES: ist seit 2018 mit Sarah Henke verheiratet, läuft jeden Morgen vor dem Frühstück, spielt Golf mit dem Ziel, unter Handicap 20 zu kommen, liebt die Geselligkeit und genießt mit Ehefrau und Freunden die auswärtige Küche. Hat als Lieblingsspeise den traditionellen Sonntagsbraten mit Klößen und Rotkohl à la Oma auserkoren. Das aber nur 1 x im Jahr.