WENN PLÖTZLICH ALLES ANDERS WIRD


Maggy Kukulski und ihre Bewährungsproben im Kampf ums Überleben

Zwei große Bewährungsproben hat das Leben bisher für Maggy Kukulski (42), Inhaberin der Fit-Up-Sportcenter in Mayen und Polch, bereitgehalten: den Überlebenskampf gegen den 2007 bei ihr diagnostizierten Hirntumor und den Überlebenskampf ihres Unternehmens infolge des 2020/21 staatlich verordneten Corona-Lockdowns. Von ersterem hat sie sich nach langen, harten Jahren mit OP, Chemo und Reha erholt, vom Lockdown hingegen noch nicht so richtig. „Aber“, so Maggy, „es entwickelt sich positiv.“

Insgesamt neun Monate schwebte das Damoklesschwert über ihren Fitnessstudios in Mayen und Polch. Neun Monate, in denen sie sich Konzepte überlegen musste, um ihre Kunden nicht zu verlieren und bei Laune zu halten. Der Verzicht auf die Mitgliedsbeiträge in dieser Zeit, Online-Angebote für Fitness- und Gesundheitsübungen und die gute Verbindung zu den Kunden haben sich schließlich bewährt. „Leider sind noch nicht alle Kunden nach dem Lockdown wieder aktiv geworden, aber die meisten konnten wir wieder bei uns begrüßen“, so Maggy, die die Zeit aber auch für Neuerungen wie etwa die Digitalisierung des Check-in-Systems genutzt hat. Neue Check-ups, individuell angepasste Trainingspläne - den Wiedereinsteigern will man im Studio die Rückkehr einfacher machen. „Sie alle wollen ihr altes Leben nach der Pandemie zurückgewinnen“, weiß Maggy, die mit ihrem Team ganz gezielt auf die individuelle Betreuung setzt.

Der Traum vom eigenen Studio
Als Maggy Kukulski 2007 den Kaufvertrag in den Händen hielt, hatte sich für sie ein lang ersehnter und hart erkämpfter Traum vom eigenen Studio erfüllt. Da ahnte sie nicht, dass sie wenige Monate später die Hölle durchleben sollte. Ein aggressiver Hirntumor hatte sich in ihrem Kopf ausgebreitet. Für Maggy begann die schlimmste Zeit ihres Lebens.
Zweieinhalb Jahre hatte sich die junge Frau mit Schmerzen im Rücken sowie Taubheitsgefühlen und Koordinationsstörungen im linken Fuß herumgeplagt, Ärzte aufgesucht, Krankengymnastik und Bewegungsübungen gemacht, bis endlich die Ursache gefunden werden konnte. Im Kernspin zeigte sich ein sogenanntes Astrozitom 3, ein besonders aggressiver Hirntumor, der bereits das umliegende Gewebe zerstört hatte. Von da an ging es sehr schnell. Nach der OP am offenen Kopf folgten 36 Bestrahlungen und schließlich für ein langes Jahr die Chemotherapie. Wenn Maggy heute sagt, dass sie möglichst viel von der Welt sehen möchte, weiß sie, wovon sie spricht: „Man lebt im Hier und Jetzt und man sollte nichts auf später schieben.“ Reisen in ferne Länder ist für sie zum Lebensinhalt geworden.

„Die Welt durch Kinderaugen zu entdecken, ist mir durch meine Erkrankung leider versagt geblieben. Deshalb nehmen mein Mann und ich so viel von der Welt auf, wie nur möglich ist.“

Fitness auf hohem Niveau
Sich Neuem nicht verschließen - diesem Motto folgt Maggy auch beruflich. Was erfolgsversprechend für Fitness und Gesundheit ist, wird geprüft und bei entsprechender Eignung auch in die Ausstattung und ins Trainingsprogramm aufgenommen. Mit den modernen Geräten von Flexx („Muskelaufbau in der Dehnungsphase“) und e-Gym bietet sie Fitness auf hohem Niveau. „Vor allem die Beratung ist wichtig“, sagt sie. Nur ausgebildetes Fachpersonal darf die Kunden betreuen. Für die Trainingsbegleitung ist die B-Trainerlizenz die Mindestvoraussetzung.

Das Erfolgskonzept
Maggys Konzept hat sich bewährt. Als nach acht Jahren das Mayener Fit-Up aus allen Nähten platzt, zieht sie mit ihrem Team in den deutlich großflächigeren Neubau in der Polcher Straße. Hier kann sie auf rund 2000 Quadratmetern und zwei Stockwerken neben den klassischen Kraft- und Fitnessgeräten auch großzügige Bereiche für freies Training sowie Functional Parcours anbieten, daneben Fitness- und Gesundheitskurse sowie einen großen Wellnessbereich mit Sauna. Zusammen mit dem Studio in Polch, das 2012 eröffnet wurde, kommt Fit-Up auf 200 Kurse im Monat.

Persönlich motiviert
Es ist das feste Vertrauen in den eigenen Körper, das Maggy beruflich und privat antreibt. Sechs Jahre hat sie Sport & Physiotherapie in Polen studiert, hat anschließend als Fitnesstrainerin und im Rehasport gearbeitet. Mit der Diagnose Hirntumor war ihr vor allem eines klar: Wenn ihr Gehirn die wichtigen Impulse für die Bewegung nicht mehr übertragen kann, wird sie von der linken Hüfte abwärts gelähmt sein. Dass sie nicht im Rollstuhl sitzt, hat sie ihrem enormen Willen und Durchhaltevermögen zu verdanken. Zwischen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit arbeitet sie verbissen das komplette Reha-Programm ab. Sie hat sich vorgenommen: „Das Reha-Zentrum werde ich auf beiden Beinen verlassen.“ Ein Jahr später hat sie es geschafft. „Konsequenter Rehasport, Krankengymnastik und individuelles Gerätetraining haben das möglich gemacht“, ist sie überzeugt. „Man darf NIE aufgeben“, sagt sie heute, aber auch, dass es für sie ein verdammt schweres Jahr war – auch im Hinblick auf die Corona-Zeit.

Anderen eine Hilfe sein
Das eigene Schicksal im Hinterkopf, dabei aber andere nicht vergessen – das hat sich Maggy vorgenommen und setzt diese Idee auch konsequent um. Jedes Jahr sammelt sie in ihren Sportcentern für die Initiative krebskranker Kinder und deren Eltern. „So gehe ich einen Teil des schweren Weges mit“, sagt sie.

Kontakt:

Fit-Up Sportcenter Mayen
Polcher Strasse 166 | 56727 Mayen
www.fitupsportcenter.de

Text: Edith Billigmann / Fotos: Edith Billigmann