Aufgewachsen ist Timo in Koblenz und in einem kleinen Ort bei Bad Ems, wo er auch heute noch wohnt. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung bei McDonald’s, die er 2019 abschloss. „Während der Ausbildung habe ich als Ausgleich mit dem Make-Up angefangen und gemerkt: Das ist cool!“ Bei Social Media ist Timo zu dieser Zeit natürlich auch schon unterwegs, wie fast alle Jugendlichen. „Ich habe mir als 15-Jähriger aus Langeweile Social Media runtergeladen. Ich liebe es, Leute zu inspirieren. Zuerst waren es Comedy- Clips, dann kam die Sache mit dem Make-up.“ Nicht glücklich wurde Timo in seinem Job in der Gastronomie. „Das war nicht meine Welt. Ich konnte nicht das machen, was ich wollte. Nach dem Lockdown bin ich dennoch wieder in der Gastro gelandet – diesmal bei der Konkurrenz Burger King.“ Auch das war nicht das Richtige. Es folgten Engagements in einer Bäckerei und in einem Kosmetik-Shop im Löhr-Center Koblenz. „Anfang des Jahres 2022 habe ich dann umgeswitcht und bin nun selbstständiger Social Media Creator und Make-Up-Artist“, erzählt Timo Walter mit einem Lächeln im Gesicht. Zum Make-Up-Artist hatte er sich 2021 zertifizieren lassen.
Beeindruckende Zahlen
Seit 2018 postet Timo täglich ein Video bei TikTok. Zunächst nur aus Spaß, doch die Reichweite stieg stetig an. Seine Geduld machte sich bezahlt. „Es hat lange gedauert, doch ich habe nie die Lust verloren. Letztes Jahr im November habe ich die Million erreicht. In diesem Jahr hat dann ein regelrechter Boom eingesetzt, auch international. Im Mai schossen die Zahlen plötzlich von zwei auf über fünf Millionen Follower in die Höhe.“ Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: 5,9 Millionen User rufen monatlich sein Profil auf, die Videos werden pro Monat im Schnitt 68,1 Millionen Mal angeklickt. Seine Follower sind zumeist weiblich (83 %) und unter 25 Jahre alt (73 %). Während lediglich 9 % der User, die Timo folgen, aus Deutschland stammen, liegen hier die USA mit 22 % an der Spitze, bei Instagram sind sogar 29 % der rund 37.000 Follower aus den Vereinigten Staaten. Die Kunst ist es, das Online-Publikum regelmäßig zu unterhalten und zu bespaßen. „Der Druck ist definitiv da. Man muss immer aktiv bleiben. Bist du nicht aktiv, bist du nicht mehr da. Ich bin da aber viel lockerer geworden und schaue nicht mehr so stark auf die Follower-Zahlen. Man muss lernen, damit umzugehen“, sagt Timo.
Umgehen muss man in der Anonymität des Netzes auch mit negativen Reaktionen, die auch schon mal unter die Gürtellinie gehen können. „Konstruktive Kritik nehme ich gerne an. Mit Hate-Nachrichten gehe ich locker um. Ich finde es eher lustig, wie viel Zeit die Leute investieren und lasse das nicht an mich ran.“ Apropos Zeit: Je nach Aufwand dauert es zwischen einer halben und vier Stunden, bis das tägliche Video im Kasten ist. „Trotzdem verbringe ich fast den ganzen Tag am Handy auf der Suche nach neuen Ideen.“ Ein Fulltime-Job also. Ein sicherlich nicht alltäglicher Job, von dem Timo aktuell aber gut leben kann. „In meinem Umfeld gehen alle mega-positiv damit um und unterstützen mich. Ich habe Spaß an dem, was ich mache. Meine Mutti liebt das übelst, sie mag so Handwerkszeug. Aber auch mein Papa
zeigt die Videos schon mal stolz seinen Kumpels.“
Timo Walter würde sich selbst nicht als Berühmtheit bezeichnen. „Da gibt es andere in Koblenz. Thomas Anders ist berühmt, ich aber nicht.“ Erkannt wird Timo dennoch hin und wieder in der Öffentlichkeit. „Das ist ganz unterschiedlich. An einem Tag ja, am anderen nein. Die Reaktionen sind auch immer anders. Manche möchten ein Foto mit mir machen, bei anderen merkt man, dass sie sich nicht trauen mich anzusprechen.“ In den nächsten zwei Jahren könnte ein Umzug in Richtung Koblenz oder Köln anstehen. „Ich liebe Städte. Am liebsten bin ich in der Koblenzer Innenstadt zum Shoppen oder Essen gehen. Koblenz ist sympathisch und doch groß. Zum Wohnen bin ich allerdings bislang eher der Dorftyp.“
Mit seinen Videos möchte Timo Walter die Menschen inspirieren und gleichzeitig eine Message rüberzubringen. „Am Anfang gab es natürlich Reaktionen wie ‚Oh mein Gott, du bist ein Junge, wie kannst du dich nur schminken?‘ Ich möchte dieses typische Schubladendenken öffnen. Make-Up hat kein Geschlecht. Es ist cool und es ist nur eine Farbe für die Kunst, die man damit kreiert.“ Um seine Einstellung einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren zu können, hat der 22-Jährige an der TV-Show „Glow up“ des Senders ZDFneo teilgenommen.Wo sieht der Social-Media-Star sich in fünf Jahren? „Ich hoffe, dass ich dann immer noch das machen kann, woran ich Spaß habe. Dazu möchte ich finanziell abgesichert und dadurch flexibel sein.“ Wir drücken die Daumen und werden Timos Weg weiter verfolgen.
