Gelungener Doppelpass


Gelungener Doppelpass zwischen Fußball und Beruf
Ex-Profi Thorsten Wörsdörfer ist auch abseits des Spielfeldes erfolgreich

Im Westerwald und im Kreis Limburg-Weilburg kennen ihn die Fußball-Fans als Spieler und Trainer. Doch auch der berufliche Werdegang von Thorsten Wörsdörfer ist beeindruckend. Großen Anteil daran hatte kein Geringerer als der langjährige Leverkusener Manager Rainer Calmund. Als Wörsdörfer als 17-Jähriger von der Spvgg EGC Wirges zu Bayer 04 Leverkusen wechselte und sein Elternhaus verließ, bot ihm Calmund eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich an. „Das war eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens“, blickt Thorsten Wörsdörfer zurück. Mit „Calli“, den er als seinen Mentor bezeichnet, steht er immer noch in Kontakt und erinnert sich schmunzelnd an eine weitere lehrreiche Anekdote: „Ich hatte montags keinen Bock zu arbeiten und habe mich krankgemeldet. Zehn Minuten später klingelte das Telefon. Calmund schickte ein Taxi, das mich zur Geschäftsstelle brachte. Ich hatte ja noch keinen Führerschein. Dort hat er mich komplett in den Senkel gestellt und gedroht: „Beim nächsten Mal gibt’s ne Briefmarke auf den Arsch und es geht zurück in den Westerwald!“ Von da an war ich ein Musterschüler und habe meine Ausbildung bei der Bayer AG mit Bravour bestanden.“
Die Zeit als Profi war für Wörsdörfer geprägt von vielen Aufs und Abs. Nach seiner Zeit in Leverkusen, wo er Deutscher A-Jugendmeister und Juniorennationalspieler wurde, schien der bezahlte Fußball schon außer Reichweite. Doch nach einer erfolgreichen Saison in Bad Homburg in der Oberliga Hessen flatterten zahlreiche Angebote ein. Beim FC Bayern München überzeugte Wörsdörfer im Probetraining Trainer Jupp Heynckes und wechselte 1990 an die Isar. Ein Bänderriss bremste ihn jedoch bereits in der Vorbereitung aus, es folgte der Wechsel zum FC Schalke 04. Dort trainierte er unter Peter Neururer und Aleksandar Ristic. „Ristic war einer der besten Trainer, die ich hatte. Von ihm habe ich viel gelernt. Wir sind in die Bundesliga aufgestiegen, das war ein einmaliges Erlebnis.“ Nach dem Aufstieg rüstete der Verein auf und Wörsdörfer wechselte zu den Stuttgarter Kickers. Unter Trainer Rainer Zobel absolvierte er 24 Partien in der höchsten deutschen Spielklasse. Trotz eines legendären 4:1-Erfolgs beim FC Bayern München, bei dem Wörsdörfer 90 Minuten auf dem Feld stand, war der Abstieg aus der Bundesliga nicht zu verhindern. Nach einem halben Jahr unter Trainer-Legende Rolf Schafstall zog Wörsdörfer in der Winterpause weiter zum SV Darmstadt 98.
Der mittlerweile 25-Jährige stand am Scheideweg seiner Karriere und traf eine Entscheidung: „Ich fühlte mich nicht ausgelastet und die Summen, die man damals verdient, sind mit denen von heute auch nicht annähernd zu vergleichen.“ Sein alter Freund Günter Müller wurde Trainer bei den Eisbachtaler Sportfreunden und so verabschiedete sich der gebürtige Langenhahner vom Profi-Fußball und heuerte in der Oberliga an. Der Hauptsponsor Deynique Cosmetics bot ihm eine Stelle im kaufmännischen Bereich an. Dort blieb Wörsdörfer 26 Jahre, die letzten zehn davon als Betriebsleiter, und spielte fortan erfolgreich den Doppelpass zwischen Fußball und Beruf. Nach seiner aktiven Karriere als Spieler machte er sich in der Region als Trainer einen Namen bei den Stationen in Eisbachtal, seinem Heimatverein Langenhahn und beim RSV Würges. Im Vergleich zu den Anfängen seiner Karriere waren diese Engagements alle von längerer Dauer. „Ich habe als Profi den Fehler gemacht und bin zu schnell gewechselt. Daraus habe ich gelernt. Im Fußball ist es wie an der Börse: Das ist kein One-Night-Stand, man muss die Entwicklungen beobachten und geduldig bleiben.“
Nach einer fußballerischen Auszeit zu Beginn der 2010er Jahre kam 2016 ein Anruf aus Dietkirchen und Wörsdörfer wurde dort Trainer. „Das war ein Glücksfall für mich. Beim TuS Dietkirchen hatte ich nicht nur sportlich eine erfolgreiche Zeit, sondern habe viele tolle Menschen kennengelernt.“

Während seiner Zeit beim TuS Dietkirchen und der damit verbundenen Präsenz im Limburger Raum intensivierte sich auch sein Kontakt zu seinem alten Freund Markus Max Stillger. Als dieser merkte, dass „Wörsi“ in seinem bestehenden Job bei Deynique Cosmetics zusehends unzufrieden war, bestärkte und unterstütze er ihn im Jahr 2020 auf dem Weg in die selbständige Tätigkeit als Unternehmensberater. Mittlerweile hat ihn Max Stillger auch in den Vorstand seiner gleichnamigen Stiftung berufen und er engagiert sich hier insbesondere für in Not geratene Menschen. Im vergangenen Jahr kümmerte Torsten Wörsdörfer sich um geflüchtete Menschen aus der Ukraine, beherbergte selbst vier Personen in seinem Haus und besorgte rund 25 Wohnungen für Kriegsflüchtlinge. „Ich möchte anderen Menschen helfen, für andere da sein. Das war schon immer mein Motto“, sagt Wörsdörfer,
Seine Tätigkeit umfasst ein breites Spektrum, das Pflege-, Gewerbe-, Mietimmobilien, aber auch Versicherungen, Finanzierungen und erneuerbare Energien umfasst. Als Gesellschafter und Geschäftsführer der MS & Cie. Vermögensberatung GmbH in Limburg ist Wörsdörfer beruflich stark eingespannt, der Fußball lässt ihn jedoch nicht los. Nach einem halbjährigen Gastspiel bei der SG Hoher Westerwald schließt sich für den 55-Jährigen nach 21 Jahren der Kreis, wenn er als Trainer zu den Eisbachtaler Sportfreunden zurückkehrt: „Mich hat die Aufgabe gereizt, mit den vielen Talenten zu arbeiten und einen Umbruch mitzugestalten. Die Eisbären müssen wieder hungriger werden und im Rudel angreifen.“ Damit dies gelingt, will Thorsten Wörsdörfer seine Spieler genauso unterstützen wie es seine Kunden von ihm kennen: „Ich bin Ansprechpartner und Vertrauensperson, man könnte auch sagen „Erfolgsbegleiter“. Es gilt, Ziele festzulegen und den Weg dorthin gemeinsam zu bearbeiten. Nicht nur hier gibt es viele Parallelen zwischen Fußball und Beruf.“