Fabian Schneider


Auf dem Platz oder im Büro – Fabian Schneider bewährt sich im Beruf und Hobby

Kommunikations- und Organisationstalent mit einer breiten Basis aus Theorie und Praxis
„Schiri, wir wissen wo dein Auto steht!“ – diesen oder sinnverwandte Sprüche hat Fabian Schneider (30) in den letzten 15 Jahren wohl öfter gehört. Meist sind diesen – nicht immer nett gemeinten – Parolen Entscheidungen des Fußball-Schiedsrichters vorangegangen.
Der aus Grafschaft-Gelsdorf stammende Schneider bleibt in diesen Situationen seiner bewusst kommunikativen, ruhigen Spielleitung treu und glättet die Wogen – meist mit Erfolg. Nicht allen Protagonisten auf dem Platz und am Spielfeldrand gefällt das. Es kamen auch schon Trainer nach dem Spiel in die Kabine des Unparteiischen und warfen ihm eine überhebliche und arrogante Art vor. Nach einem kurzen Gespräch waren aber auch sie überzeugt, dass es besser ist, Konflikte mit Ruhe, Bestimmtheit und auf Augenhöhe – zu dem halt auch mal ein Lachen gehört – zu entspannen, statt sie eskalieren zu lassen.

Prägung durch das Elternhaus
Geboren wurde Fabian Schneider im Oktober 1993 als zweiter von insgesamt vier Brüdern. Schon früh lernten die jungen Schneiders, was Engagement und Einsatz für den späteren Lebensweg ausmachen. Denn Vater Michael, diplomierter Volkswirt, ist seit 1994 wissenschaftlicher Mitarbeiter der jeweiligen Bundestagsabgeordneten des Kreises. Nach dem Abitur am Privaten Gymnasium der Ursulinen Calvarienberg in Ahrweiler begann Schneider neben der Ausbildung in der Kreisverwaltung Ahrweiler ein Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen. Da stand die Theorie im Vordergrund, aber durch die duale Studienform lernte er in verschiedenen Abteilungen der Kreisverwaltung Ahrweiler die Praxis kennen.
„Für mich war das ein ganz wesentlicher Teil der Ausbildung, denn durch die Erfahrungen in den verschiedenen Bereichen der Verwaltung habe ich meinen Beruf quasi von der Pike auf gelernt. Das hat mir sehr geholfen, nach dem Studien-Abschluss im Fach ‚Allgemeine Verwaltung‘ und dem Start als Mitarbeiter in der Kreisverwaltung von Anfang an zielgerichtet und mit Blick auf eine effektive Problemlösung Dinge anzugehen“, sagt Schneider rückblickend.

Als Schiedsrichter auf dem Weg nach oben
Zu diesem Zeitpunkt war er bereits acht Jahre im Fußball aktiv. Im April 2008 absolvierte er – im Alter von 14 Jahren – als Lehrgangsbester die Schiedsrichter-Anwärterprüfung beim Fußballverband Rheinland. Schon bei den ersten Einsätzen erkannte man seine Zielstrebigkeit und die Gabe, auch in kniffeligen Situationen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen zu lassen. Innerhalb von nur anderthalb Jahren „arbeitete“ er sich hoch und pfiff von den unteren Klassen in der Jugend hin zu Einsätzen in der A-Klasse oder der Bezirksliga. Aufgrund seiner Beobachtungsergebnisse wurde er noch in der gleichen Saison mit seinem Rheinlandliga-Debüt belohnt.
Die Ober- und Regionalliga folgten und dann stand Fabian Schneider mit Einsätzen als Schiri-Assistent in der 3. Liga des Deutschen Fußball Bundes an der Schwelle zum Profisport. Auf diesem Weg investierte er viel Zeit in die theoretische Fort- und Weiterbildung, seine Fitness und die persönliche Weiterentwicklung. „Dieses Hobby stand 15 Jahre meines Lebens an vorderster Stelle. Von 52 Wochenenden im Jahr war ich rund 40 unterwegs. Diese prägende Zeit hat viel zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen, von der ich auch im Beruf bis heute profitiere“, so Schneider. Eine Einschätzung, die sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld geschätzt wird. Verlässlichkeit gepaart mit Wissen und klarer Ansprache, ohne die Empathie zu vergessen, gehören zu Fabian Schneiders Eigenschaften, die ihm auch in jungen Jahren schon großen Respekt eingebracht haben.

Stark und überzeugend auch in Krisenzeiten
So ließen auch die beruflichen Herausforderungen nicht lange auf sich warten. Als Kreisinspektor startete er nach der Ausbildung im Jahr 2016 beim Bauamt der Kreisverwaltung seine berufliche Laufbahn. Auch in schwierigen Momenten, wie etwa der kompletten Räumung eines Campingplatzes aufgrund erheblicher Brandschutzmängel, konnte er die von der Maßnahme Betroffenen durch Ruhe, Kompetenz und Überzeugungskraft für seine Argumente gewinnen und machte so verwaltungsintern auf sich aufmerksam. 2019 wurde er Projektleiter für das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Projekt „Hauptamt stärkt Ehrenamt“, das durch die Pandemie allerdings nach drei Monaten ausgesetzt werden musste.
Mit dem Coronavirus kam für Fabian Schneider die ganz große Bewährungsprobe. Als Koordinator im Kampf gegen das Virus wurde er im Gesundheitsamt eingesetzt, um die Auswirkungen der Pandemie im Kreis Ahrweiler einzudämmen. Als sich dann ab dem Herbst 2020 das Impfangebot durch die Verfügbarkeit der Impfstoffe abzeichnete, baute er gemeinsam mit seinem inzwischen zusammengestellten Team – bestehend aus Ärzten, Apothekern, medizinischem Fachpersonal und Verwaltungsmitarbeitern – das Impfzentrum des Kreises Ahrweiler hauptverantwortlich auf und sorgte für einen koordinierten Betrieb. „Wie für viele solcher Einrichtungen im ganzen Land lagen für Aufbau und Betrieb eines Impfzentrums weder Erfahrungen noch Handbücher vor“, erinnert sich Fabian Schneider an die ersten Tage. „Da hat man mal gesehen, was moderne Verwaltung kann. Das Impfzentrum hatte innovative Ideen, wie etwa die Impfnacht in den Mai oder eine medizinische Drehscheibe am Bahnhof Ahrweiler, die das spätere Vorbild für die Impfbusse war.“
Und dann kam die Flutkatastrophe an der Ahr, mit der inmitten der anhaltenden Pandemie die Schließung des Impfzentrums einherging. Aber auch hier bewährte sich das Organisationstalent von Fabian Schneider. Aufgrund des Ausfalls der öffentlichen Infrastruktur und medizinischen Versorgung, konnte, dank des außerordentlichen Engagements des benachbarten Impfzentrums Koblenz, der Coronaschutz für die Flutbetroffenen und Ersthelfenden nicht nur schnell ins Tal gebracht werden, sondern den Menschen wurden angesichts der verheerenden Situation zudem auch unbürokratische Impfangebote gegen Hepatitis und Tetanus gemacht.

Offen für Neues
Kurz zuvor taten sich für Fabian Schneider inzwischen neue Türen auf. Seine Bewerbung als Büroleiter in der Verbandsgemeinde Mendig war durch den Beschluss des Verbandsgemeinderates im Mai 2021 bestätigt worden, die Aufgaben im Kreis Ahrweiler durch die Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 aber noch nicht abgeschlossen. Deshalb fand man einen Weg des „Miteinanders“. Am 1. August 2021 startete Schneider offiziell im Rathaus von Mendig in seine neuen, verantwortungsvollen Aufgaben, bis Oktober 2021 weilte er aber im Rahmen einer Abordnung noch an vier Tagen pro Woche im Ahrtal, um hier die begonnenen Arbeiten abzuschließen.
„Ich bin froh, dass Jörg Lempertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig, dies in der damaligen Notlage uneigennützig ermöglicht hat. In so jungem Alter die Stelle als Büroleiter anvertraut zu bekommen, ist natürlich eine Herausforderung und Ehre zugleich. Aber die vorherige Aufgabe im Ahrtal, gerade unter diesen Umständen zu einem persönlichen Abschluss bringen zu können, war mir genauso wichtig.“ Nach knapp zwei Jahren Büroleitertätigkeit in Mendig will Fabian Schneider seine Positionen und neue Wirkungsstätte bisweilen gegen nichts anderes mehr eintauschen und sagt: „Die Kunst des Loslassens ist die Fähigkeit, das Alte zu schätzen und dem Neuen mit offenem Herzen zu begegnen." Für ihn also der richtige Schritt auf der Karriereleiter.
Apropos Abschluss: Auch in seinem Engagement als Schiedsrichter ergab sich im Sommer 2023 eine Art Abschluss. „Das Schiedsrichterwesen im DFB ist klar strukturiert. Ich bin da recht schnell durch die unteren Ligen bis ran an den Profibereich gekommen und habe meine Leistung jeweils bestätigen können. Für den Wechsel von den Amateuren zu den Profis spielt aber auch das Alter eine Rolle. Und da waren für mich klare Signale zu erkennen, dass man jüngeren Kandidaten den Vorzug geben möchte. Ich habe mich daher entschlossen, Familie und Beruf in den Vordergrund zu stellen und meine Einsätze als Schiedsrichter auf die Rheinlandliga zu beschränken. Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden als Spielleiter beim Rheinland-Pokalfinale 2022 war der erneute Spielauftrag des Verbandsschiedsrichterausschusses für das Pokalfinale 2023 ein krönender Abschluss meiner Schiri-Karriere.“ Ein Schritt zurück also, möchte man meinen. Aber Fabian Schneider ist mit sich völlig im Reinen. „Ich habe viel erleben dürfen und unzählige Erfahrungen gesammelt. Davon kann ich jetzt als Lehrwart dem Nachwuchs etwas zurückgeben.“

Die Weichen für Privates und Beruf sind gestellt
Mehr Zeit ist nun auch für Privates. Seit Juli 2023 ist Fabian Schneider verheiratet. Die frei gewordenen Kapazitäten widmet er seiner ganz persönlichen „Glücksformel“, wie er sie nennt. „Glück ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft“, sagt der 30-Jährige, der aktuell einen berufsbegleitenden Masterstudiengang am Rhein-Ahr-Campus in Remagen absolviert. Er glaubt daran, dass Glück sich gerecht verteilt. Jeder habe die Möglichkeit, Glück zu haben. Weil wir alle in einer freiheitlichen Gesellschaft leben und selbst Entscheidungen treffen können.
Seinen Lebensmittelpunkt hat er mit seiner Frau Vanessa in Ahrweiler gefunden, wo er auch im Vereinsleben stark verwurzelt ist. Und wenn dann neben seinen mannigfaltigen, ehrenamtlichen Engagements als Clubmaster im Lions Club, Königsglied der Bürgerschützen oder beim Ahrweiler BC abends mal ein wenig Ruhe eintritt, findet man Fabian gerne am Schachbrett. „Mein Großvater hat mich an das Spiel herangeführt und irgendwann war ich so gut, dass ich ihn besiegt habe. Heute ist beispielsweise mein Schwiegervater ein starker Gegner. Für mich ist das aber kein Wettkampf im sportlichen Sinne, sondern eher ein mentaler Ausgleich zu den Herausforderungen im Alltag. Im Schach finde ich zur inneren Ruhe und Stärke, genau wie im täglichen Frühsport ab 5 Uhr morgens.“
Und wo möchte Fabian Schneider beruflich in zehn Jahren sein? „Ich habe in jungen Jahren im Sport und Beruf schon viel Erfüllendes erreichen dürfen, daher mache ich mir im Moment keine großen Gedanken, wo es noch hingeht. Ich bin sehr zufrieden mit dem bisher Erreichten, aber weiterhin offen für neue Wege und Ziele.“

Arno Boes