Guido Karp


Von Mayen nach L.A.
Musik- und Konzertfotograf Guido Karp rückt alle ins richtige Licht

Wer Guido Karp nicht kennt, wird aber höchstwahrscheinlich eines seiner Fotos zu Hause haben, denn der gebürtige Mayener ist einer der erfolgreichsten Musik- und Konzertfotografen der Welt. Mehr als 1000 Coverfotos für CDs und DVDs hat er fotografiert. Dazu zählen die weltweit meistverkaufte Single „Candle in the Wind“ von Elton John sowie die meistverkaufte Musik-DVD „Robbie Williams – live at the Albert“. Egal aus welchem Musikgenre – es gibt wohl kaum einen Künstler, den Karp noch nicht vor der Linse hatte.
Nun ist dem 61-Jährigen im Februar 2024 eine besondere Ehre zuteilgeworden. Die britische Royal Mail, die regelmäßig Briefmarkensets britischer, verstorbener Berühmtheiten veröffentlicht, hat sich in Gedenken an Maurice Gibb, dem Frontmann der Bee Gees, für acht Fotos entschieden, die Guido Karp aufgenommen hat. Das Besondere daran ist nicht nur die Verwendung der Fotos an sich, sondern auch, dass es sich hierbei das erste Mal um Fotos eines nicht-britischen Fotografen handelt.

Fotografie von klein auf

Der 1963 geborene Fotograf begann bereits mit rund elf Jahren zu fotografieren. Nachdem sein Freund und Cousin Dietmar eine Kamera geschenkt bekam, wollte er schlicht und ergreifend auch eine haben. Die beiden Jungs probierten gemeinsam ihre Kameras aus und nutzten vor allem die Möglichkeiten auf dem Mayener Lukasfest. Karp merkte schnell, dass er ein gewisses Talent hat – vor allem beim Fotografieren von Menschen.

Mit 13 Jahren berichtete Karp für die Schülerzeitung des Eichendorff-Gymnasiums in Koblenz über Otto Waalkes. Natürlich sollte bei diesem Event auch die Presse anwesend sein, doch der für die Rhein-Zeitung arbeitende Fotograf hatte einen Unfall und erschien nicht. Der junge Karp nutze die Gelegenheit und reichte kurzerhand sein Foto des Komikers ein. Mit Erfolg: Die Aufnahme wurde veröffentlicht.
Mit seinem ersten Honorar von rund 15 DM kaufte sich Karp voller Stolz 20 Ausgaben der Rhein-Zeitung. Bereits ein Jahr später folgte eine Gemeinschaftsausstellung in Koblenz und im Jahr 1987 die erste eigene Ausstellung des damals 15-Jährigen im „Le Café“ in Boppard.

Eine außergewöhnliche Karriere

Als großer Fan von Konzerten stellte Guido Karp fest, dass Musik und Fotografie sehr gut zusammenpassen und seine Leidenschaften vereinen. 1983 erschien sein erstes Plattencover für die Schallplatte „Ich will nicht dein Leben“ von Thomas Anders. 1988 und 1992 gewann er bereits den Award zum „Music Photographer of the Year“. Karp ist Gründer und Inhaber der Konzertfotoagentur „FansUnited“, hält Vorträge, gibt Workshops, wie z. B. „Karpadamy“ und engagiert sich sozial mit dem Charity-Projekt „kuenstlerhelfen“.
Die Porträtfotos von Andy Klein und Keith Richards erhalten Einzug in die Sammlung bedeutender Kunst des Landes Rheinland-Pfalz, 2002 wird er in New York als einer von zehn Fotografen in die Reihe „Leading photographers of the world“ aufgenommen. Seine Ausstellung „Singvögel“ bringt ein besonderes Highlight mit sich. Ein deutscher Automobilhersteller designt einen Wagen auf dem Karps beste Fotos dieser Ausstellung zu sehen sind.

Mayen ist Heimat

Bis zu 250 Konzerte begleitet er jährlich und arbeitet weltweit mit Spitzenmusikern wie Sting, Helene Fischer, Rammstein oder Depeche Mode zusammen. „Wer mich fragt wo ich lebe, dem sage ich ‚im Hotel‘“, erklärt er. „Dadurch, dass mich meine Arbeit immer auf Tour hält, bin ich mehr Nächte im Jahr im Hotel, als zu Hause“. Sein offizieller Wohnsitz ist in Los Angeles, doch heimatliche Gefühle bekommt er tatsächlich nur in Mayen. „Es ist selten genug der Fall, dass ich in diese kleine, beschauliche Stadt zurückkomme und dann geht mir immer wieder neu das Herz auf.“

So war es auch die Stadt Mayen, in der er sich seinen lang gehegten Kindheitstraum erfüllte. Er liebte es, sowohl als kleiner Junge als auch als Erwachsener, Autoscooter zu fahren. Doch als Kind war das Budget für die Fahrchips sehr begrenzt. Seinen 40. Geburtstag feierte er somit auf eine ganz besondere Art und Weise: so lange Autoscooter fahren, bis ihm schlecht wurde. Eigentlich hätte er die Rolling Stones auf ihrer Tour begleiten sollen. Doch Karp setzte die Priorität anders und Mick Jagger reagierte auf seine Begründung mit vollem Verständnis und wünschte ihm viel Spaß.

Erfolg durch Distanz

Nicht nur sein besonderes Talent, seine Leidenschaft und Professionalität machen Karp zu einem der begehrtesten Fotografen. Was ihn von vielen unterscheidet ist, dass er sich selbst nicht zu wichtig nimmt und stets bodenständig geblieben ist. „Ich scharwenzel nicht um alle herum, sondern wahre gerne die Distanz, ohne mich anzubiedern“, erklärt er. „Die Künstler gehen nicht auf Tour, um neue Freunde zu finden.“ Ihm ist stets bewusst, dass er als Dienstleister vor Ort ist. Es geht ihm darum, seinen Auftrag zu erfüllen und seine Kunden zufriedenzustellen. Diese „Armeslänge Abstand“ führte sogar dazu, dass er von einem verwunderten Robbie Williams gefragt wurde, ob Karp etwas gegen ihn habe, weil er sich so sehr im Hintergrund hielt. Doch der Erfolg gibt ihm Recht und die Künstler schätzen Karps unaufdringliche Art. Zu vielen hat er ein freundschaftliches Verhältnis und begleitet deren Tourneen seit Jahren.

Langweilig wird es nie

Man könnte meinen, dass es für einen Fotografen nach über 30 Jahren Berufserfahrung irgendwann langweilig sein könnte, Musiker und Konzerte zu fotografieren. Doch dem ist keinesfalls so. Nicht nur mit den vielen technischen Möglichkeiten seiner Kamera zu spielen, lassen den Beruf spannend bleiben. „Keine Show ist wie die andere“, erklärt er. „Es gibt immer wieder neue Herausforderungen und regional von Bühne zu Bühne andere Blickwinkel“.

Auch die Atmosphäre während einer Show zieht ihn immer wieder in den Bann. Unabhängig von seinem eigenen Musikgeschmack hat er Spaß mitzuerleben, welche besondere Stimmung und Energie zwischen dem Künstler und dem Publikum entstehen. Auch außergewöhnliche Situationen hat er bei seiner Arbeit erlebt. Egal, ob er plötzlich auf einem AC/DC-Konzert in einem brennenden Käfig sitzt oder bei einem Auftritt der Scorpions in einen Bühnenschacht stürzt: Guido Karp lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und blickt selbst amüsiert auf solche Anekdoten seiner Karriere zurück.

„Es ist der Fotograf, der das Bild macht, nicht die Kamera“

Obwohl Karp als Berufsfotograf Wert auf eine gute Kamera legt und professionelles Equipment benötigt, hat er unter anderem ein Buch veröffentlicht, in dem er sämtliche Fotos mit einer Handykamera aufgenommen hat. „The Nudes: Photography with a Cyber-shot Mobile“ ist das Produkt seiner Begegnung mit einem Besucher der CeBIT 2007, der nicht glauben wollte, dass gute Fotos nicht von der Qualität der Fotoausrüstung abhängig sind.

Karp nahm die Herausforderung an und begann das erste Mal in seinem Leben Fotos mit einer Handykamera aufzunehmen. Obwohl die Qualität vor 17 Jahren bei weitem nicht mit den heutigen Möglichkeiten vergleichbar ist, gelang dem Profi ein besonderer Band mit weiblicher Aktfotografie. Dieser ist sein Beleg dafür, dass es letztlich immer auf die Person ankommt, die auf den Auslöser drückt.

„Princess for one day“

Seit über 20 Jahre gibt es das Vorher-Nachher-Event „Princess for one day“, für das sich ganz normale Frauen auf www.princess-for-one-day.de anmelden können. Obwohl Karp als Lead-Fotograf auch im Mittelpunkt des Beauty-Events steht, betont er, dass seine Aufgabe lediglich die sei, den Frauen ein Souvenir ihres besonderen Tages zu besorgen. Denn die Veranstaltung ist mehr als Fotografie. Ein Team aus bis zu zwölf professionellen Hair & Make-Up-Artists begleitet die Frauen, die eines der begehrten Tickets ergattern konnten. Das Event besteht aus Workshops, Beratungen und daraus, Frauen Tipps und Tricks zu zeigen, wie sie sich unkompliziert stylen und jeden Tag schön fühlen können.

2025 wird Karp wieder in Mayen sein und eine weitere Ausgabe des Events als Fotograf begleiten. So hat der Wahlkalifornier wieder die Möglichkeit, heimatliche Luft zu schnuppern und zu den Wurzeln seiner außergewöhnlichen Karriere zurückzukehren, bevor er erneut mit den Topstars des Musikgeschäfts um die Welt reist.

Fotos: Michael Koelsch/GKP, Gerd Ludwig, Nicole Karp/GKP, Viola Schütz, Dom Quichotte, Stefan Claus/GKP

Jasmin Rumpf