In Limburg hat ein Unternehmen seinen Sitz und Produktionsstandort, das Produkte von Weltgeltung in seiner Manufaktur herstellt und den Namen der Stadt in seinem Firmennamen trägt: die Glashütte Limburg. Viele haben den Namen des Unternehmens schon gehört, kennen den Standort, nutzen sicher auch dessen Produkte und wissen doch nicht sehr viel über dieses Vorzeigeunternehmen.
Holger Zick ist ein eloquenter Mann. Er weiß, wovon er redet und insbesondere, wenn er von BEGA-Leuchten spricht. Zick ist Prokurist und Standortleiter der Glashütte Limburg und dies seit Jahren sehr erfolgreich. Führt er durch den großzügigen Ausstellungsraum, kann er jedes Detail der vielen ausgestellten Leuchten erklären und jeden Produktionsschritt für den Besucher nachvollziehbar machen.
Gemeinsam mit Betriebsleiter Harald Merz ist er verantwortlich für das komplette Programm der Innenleuchten der BEGA Gantenbrink Leuchten KG, zu der die Glashütte Limburg gehört. Diese Firma hat ihren Stamm- und Hauptsitz seit 1945 in Menden im Sauerland.
Die Glashütte Limburg
Gegründet vom heimatvertriebenen Dr. Walter Heinrich, der im Osten nach dem 2. Weltkrieg seine Glashütte verloren hatte, wurde 1947 der Betrieb aufgenommen. Die erste Belegschaft kam fast ausschließlich aus Schlesien und Böhmen, die ihr Fachwissen im Bereich Glasherstellung und -verarbeitung nach Limburg mitbrachte. Hergestellt wurden zunächst Trinkbecher, Krüge und viele andere Wirtschaftsgläser. Später erfolgte der Einstieg in der Herstellung von Beleuchtungsglas.
Ende der 50er Jahre fehlten dem Unternehmen die notwendigen Investitionsmittel, um in technischer und qualitativer Hinsicht die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten – obwohl inzwischen das Land Hessen als Gesellschafter das Unternehmen stützte.
Das hessische Finanzministerium regte 1962 an, die Anteile des Landes zu privatisieren. Mit BEGA fand die Geschäftsführung in Limburg einen neuen Partner. Neben der Glasherstellung wurden nun auch Leuchten gefertigt. Der erste Katalog der Glashütte Limburg wurde 1963 auf der Hannovermesse vorgestellt.
Innerhalb des Gesamtunternehmens hat der Limburger Standort den gesamten Bereich der Innenleuchten übernommen und sich im Laufe der Jahre zu einem der Weltmarktführer in diesem Segment entwickelt. Doch nicht nur die BEGA-Leuchte selbst steht für das Unternehmen im Mittelpunkt, sondern zum Beispiel auch das wertvolle Gemälde, das damit beleuchtet wird.
Qualität und Innovation von Anfang an
Aus der Taufe gehoben wurde die heute weltweit bekannte und geschätzte Leuchten-Manufaktur 1945 von Heinrich und Bruno Gantenbrink in Menden. Noch ohne formale Genehmigung durch die Besatzungsmächte für den Betrieb eines Unternehmens, fertigte man 1945 die schmiedeeisernen Kronen für drei Leuchten, die die britische Armeeführung in Deutschland geordert hatte. Ganz offensichtlich zur Zufriedenheit des britischen Militärs. Es folgten Bestellungen für zunächst zehn, dann 100 Leuchten.
Bald darauf erhalten die Gantenbrinks die erhoffte Produktionsgenehmigung der britischen Militärregierung. Die erste Fabrikhalle wird gebaut, der Name BEGA gefunden. Er steht für Beleuchtungstechnik Gantenbrink. Auch hier zeigt sich das deutsche Wirtschaftswunder: Der Umsatz steigt, neue Sonderleuchten für zum Beispiel Brauereien, Leuchten aus Bronzeguss und mundgeblasene Opalgläser werden entwickelt.
In den folgenden Jahren waren Lichtbausteine, Lichtgitter, Gartenleuchten mit Erdspieß und die ersten Unterwasserscheinwerfer weitere wichtige Schritte bei der Produktentwicklung. Immer auch unter dem Gesichtspunkt, dass an Außenleuchten extreme Anforderungen bezüglich Verschmutzungen, Witterungseinflüssen und starken Temperaturschwankungen gestellt werden. Technischer Fortschritt sorgt über Jahrzehnte dafür, dass sich das Unternehmen ständig weiterentwickelt und sich den Anforderungen der vielfältigen Kundschaft anpasst. Doch trotz hochmoderner technischer Ausrüstung ist BEGA bis heute eine Manufaktur geblieben, in der Handarbeit ein wichtiger Teil der Produktion ist und vom Unternehmen sehr wertgeschätzt wird.
Licht und Leuchten für jeden Geschmack
Seit 2010 wird zunächst für viele, heute für fast alle Leuchten LED-Technik eingesetzt. Sie bietet eine gesteigerte Lichtausbeute, eine lange Lebensdauer und viele verschiedene Lichtfarben, die für die unterschiedliche Empfindung von Licht sehr wichtig sind: „Die Lichtgeschmäcker sind sehr verschieden“, sagt Holger Zick.
BEGA kann die unterschiedlichen Nachfragen abdecken. Flexibel kann das Unternehmen auch agieren, da es die LED-Module selbst fertigt und damit nicht abhängig von gelegentlich schwierigen Lieferketten ist. Heute produziert BEGA an insgesamt fünf Standorten. Limburg ist allein für das gesamte Innenleuchten-Sortiment verantwortlich. Vertriebspartner in über 100 Ländern sollen den Unternehmenserfolg auch in der Zukunft sichern. Der Blick bleibt dabei immer auf die Bedürfnisse der Kunden gerichtet. Deshalb entwickelte man auch das „BEGA NeoGlass“ – ein Kunststoffglas, das zum Beispiel in Kindergärten eingesetzt wird, um mögliche Verletzungen zu verhindern.
Jahr für Jahr werden Millionen Euro in neue Technik investiert. Etwa in riesige 3-D-Drucker, von denen gleich mehrere in Limburg stehen. Auch damit ist die Produktion umweltfreundlicher geworden. Es entsteht nahezu kein Ausschuss. Mit neuer Glastechnik wird ein weiterer Beitrag zu Energiesparen und Nachhaltigkeit geleistet. Für das ganze Unternehmen gilt die Devise: „Heute investieren, morgen sparen.“
Für die Langlebigkeit der Leuchten ist für BEGA gerade die fachgerechte Installation von großer Bedeutung. Jeder Privatkunde kann sich selbstverständlich in Präsentationsräumen, den Produktkatalogen und im Internet über die für ihn passenden Leuchten informieren. Die Bestellung und eben auch die Installation läuft aber immer über den Großhandel, Architekten oder den Installateur. Für diese Gruppen bietet BEGA auch Schulungen zur richtigen Lichtplanung an. So sichert BEGA nicht nur die Langlebigkeit des eigenen Produktes, sondern auch die qualifizierte und fachliche Montage der Leuchten beim Kunden.
Belegschaft als wichtiger Erfolgsfaktor
BEGA ist ein klassischer, in der dritten Generation inhabergeführter Mittelständler, dem seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Herzen liegen. „Wir zahlen gute, tarifgebundene Löhne und Gehälter, bieten eine abwechslungsreiche Arbeit, fördern die Weiterbildung unserer Belegschaft und übernehmen zum Beispiel auch die Kosten für den Meisterlehrgang“, fasst Holger Zick zusammen. Ziel des Unternehmens sei eine langfristige Beschäftigung. „Wer sich für uns als Arbeitgeber entscheidet, soll kommen, um zu bleiben“, erklärt der Standortleiter.
In der Glashütte Limburg fertigen heute 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 20 Auszubildende auf dem 80.000 qm großen Werksgelände sämtliche Innenleuchten für das weltweit tätige Unternehmen. Die Belegschaft umfasst den Glasbläser, der mit der Kraft seiner Lungen Glas formt, den Computerfachmann, der die Produktion in den 3D-Druckern steuert. Außerdem die Leuchten- und Materialspezialisten sowie den Logistikprofi für den sicheren, weltweiten Versand der hochwertigen Leuchten und die Küchenfachkraft in der eigenen Kantine, deren Arbeit für die Stimmung der Belegschaft von großer Bedeutung ist. Die Glashütte Limburg leistet mit ihrer erfolgreichen Arbeit auch einen Beitrag für das Image der Stadt Limburg als attraktiver Unternehmensstandort. Für Unternehmen mit eher regionalem Markt, oder eben auch mit Weltgeltung.
Text: Klaus-Peter Kreß
Fotos: BEGA