Er ist erst 18 Jahre alt und stolzer Besitzer eines Trabis: Sean Trins aus Linter hat sich mit Hilfe seiner Großeltern einen Herzenswunsch erfüllt können. Er schwärmt von seinem kleinen Auto, das 1986 von Sachsenring in Zwickau gebaut wurde und gerade mal 35.000 Kilometer auf dem Tacho hat. Ockergelb glänzt die Duroplast-Karosserie in der Sonne, als Sean den Kleinwagen mit dem typischen Knattergeräusch des Zweitaktmotors und einer beachtlichen Rauchwolke aus der Garage fährt. 26 PS bringt er auf die Straße. „Ich bin schon einmal 110 gefahren“, sagt der Jugendliche, dem es aber gar nicht auf eine hohe Geschwindigkeit ankommt.
Als der Trabant gebaut wurde, war Sean noch gar nicht auf der Welt. Auch die Wende kennt er nur aus dem Fernsehen. Mit gerade mal 14 Jahren schaute er zum ersten Mal den Film „Go Trabi Go“ und fragte seinen Opa: „Gibt’s das Auto in echt?“ Erst später, in einer Fernseh-Dokumentation, wurde dem Jungen klar, dass es sich um ein Kultauto handelt. „Zwei Jahre nach dem Film habe ich den Trabant dann auf YouTube gesehen. Das war für mich, als ob ein Damm bricht. Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Sean.
Er habe dann seinen Opa gefragt, wo denn eigentlich Zwickau liege, und ihn schließlich dazu überredet, mit ihm dort ins August-Horch-Museum zu fahren. „Davor stand ein Trabant festgeschraubt auf einem Podest. Ich bin vor Freude fast umgekippt“, erinnert er sich. Mehr als sechs Stunden habe er in der Trabant-Ausstellung verbracht. „Meine Faszination wurde immer größer und es reifte in mir der Entschluss: Den musst du eigentlich haben.“
Ein Traum wird Wirklichkeit
„Es gab eine Vermietung in der Nähe und Opa ist mit mir zum ersten Mal Trabi gefahren, aber das war nicht so seins. Zurück in Linter habe ich mich direkt für den Führerschein angemeldet und im Internet nach Trabis gesucht“, erinnert sich der damals 17-Jährige. Auch das Trabi-Museum von Steffen Hennig in Rheinbrohl hatten sie in der Zwischenzeit besucht. Der Privatsammler besitzt in seinem Geräteschuppen 45 Fahrzeuge aus der automobilen DDR-Vergangenheit. Seans Faszination wuchs mit jedem Erlebnis weiter.
Mit ungebrochener Motivation suchte er im Internet nach jemandem, der einen Trabi verkauft, und wurde im thüringischen Nordhausen fündig. „Ich bin vor Freude aufgesprungen. Da fuhren wir hin. Das war für mich, als ob man vor der Hochzeit zum ersten Mal die Braut sieht“, sagt der Jugendliche mit einem frohen Lachen. Der Verkäufer habe es kaum glauben können und gefragt: „So jung und du willst einen Trabi fahren?“
„Das kann kein Westler nachvollziehen, wie mich das freute“, sagt Sean. „Der ist klein aber fein, verschleißfrei und lässt mich nicht im Stich. Und wenn – ich könnte ihn in ein paar Minuten reparieren“, erzählt er. Sein Opa, passionierter BMW-Fahrer, konnte die Begeisterung nicht nachvollziehen, überraschte seinen Enkel aber nach der Probefahrt mit der Zusage: „Das ist jetzt dein Auto.“
In Linter wurden derweil ein Transparent und Girlanden für den Empfang gespannt, Kaffee und Kuchen vorbereitet. „Die ganze Verwandtschaft war versammelt. Ich dachte mir, das ist besser als eine Hochzeit“, erzählt Sean, der bis zu seinem 18. Geburtstag, ein paar Wochen später, seinen Liebling nur in Begleitung eines Erwachsenen mit Führerschein fahren durfte. Selbst die Oma ist inzwischen begeistert und erzählt: „Auf der Autobahn haben uns die Leute zugewunken.“
Sean hat seinen Trabi „Steffen“ getauft, dem Vornamen des Sammlers in Rheinbrohl. Inzwischen ist „Steffen“ auf vier Rädern mit einem „H“-Kennzeichen historisch ausgewiesen und viele Bekannte fragen ihn, ob sie mal mitfahren dürfen. In Bezug auf seinen Trabi gebe es viele Besonderheiten, sagt der junge Absolvent der Adolf-Reichwein-Schule. Dass es kein Zufall war, gerade diesen Trabi gefunden zu haben, da ist sich der junge Besitzer ganz sicher. Spätestens nachdem er die Fahrgestellnummer 3.030.017 gesehen hatte, stellte er in Bezug auf die beiden letzten Ziffern fest: „Und ich habe ihn mit 17 Jahren bekommen.“
33 Trabis im Kreis
Das Kleinwagen-Modell „Trabant“ wurde von 1958 bis zum 30. April 1991 in der DDR bzw. zuletzt in der Bundesrepublik Deutschland von den VEB Sachsenring Automobilwerken in Zwickau produziert. Sein Name bedeutet „Begleiter“ oder „Weggefährte“. Insgesamt wurden gut drei Millionen Stück produziert. Nach Angaben der Kreisverwaltung sind derzeit im Kreis Limburg-Weilburg 33 Trabis zugelassen.
Fotos: Dieter Fluck, privat