Albert Weil


Auf Werte bauen
Das Werteprojekt 2.0 der Bauunternehmung Albert Weil AG

„Auf Werte bauen“ – so lautet seit 2019 der Leitspruch der Bauunternehmung Albert Weil AG. Hinter diesen drei Worten steckt jedoch etwas weitaus Größeres: eine Unternehmenskultur. Wie diese aussieht und warum sich ein mittelständisches Bauunternehmen mit solchen Themen beschäftigt, erzählt der Vorstandsvorsitzende Klaus Rohletter im Gespräch.

Herr Rohletter, wenn man an die Bauunternehmung Albert Weil AG denkt, schießen einem sofort Bilder von großen Maschinen und Bauten in den Kopf. „Weiche Themen“, wie Unternehmenswerte, sind weniger präsent. Wie kommt es, dass Sie sich genau diesem Aspekt erstmalig in 2019 angenommen haben?

Mit unserer Unternehmung verbinden wir nicht nur den Arbeitgeber, sondern auch Vorstellungen und Werte, die unser tägliches Miteinander prägen. Dabei entstehen durchaus diffuse Bilder und Assoziationen in unserem Kopf – von Erlebnissen, Situationen sowie letztlich Menschen und Gesichtern.

Uns alle einende Bilder haben wir versucht, in Worte zu fassen. Dies war eine große Aufgabe, da selbst Worte auch nur Buchstabenfolgen sind, hinter denen sich bereits Bilder verbergen.

Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?

Mit Hilfe einer bewusst ausgewählten Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von verschiedenen Unternehmensbereichen – aus Baustelle und Verwaltung, von Facharbeitern und Führungskräften. Wir haben uns mehrfach getroffen und zunächst einmal unsere Vorstellungen in Werte sowie Wertepaare systematisiert. Das Ergebnis haben wir wie folgt gruppiert:

  1. Tradition und Innovation

  2. Qualität und Anspruch

  3. Verantwortung und Nachhaltigkeit

  4. Respekt und Miteinander

Weiterhin wurde der neue Leitspruch „Auf Werte bauen“ formuliert. Das war sicherlich nicht einfach …
Es war ein Prozess, in den wir im zweiten Schritt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit eingebunden haben. Heißt konkret: Wir haben die Belegschaft gefragt, was sie unter den Wertepaaren verstehen, wie diese aus ihrer Sicht bereits gelebt werden bzw. was sie sich in Hinblick auf die Wertepaare wünschen würden. Dabei waren wir uns darüber im Klaren, dass dies durchaus eine schwierige Aufgabenstellung ist. Denn üblicherweise befassen wir uns, als mittelständisches Bauunternehmen, mit klassischen Bauthemen. Über Werte zu sprechen ist schon sehr abstrakt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich der Aufgabe aber angenommen und sich gerne eingebracht. Das hat uns, als Geschäftsleitung, sehr gefreut.

Wie sind Sie mit dem Resultat umgegangen?

Nachdem wir dieses intern kommuniziert hatten, folgte die externe Kommunikation über unsere verschiedenen Medien bzw. Kanäle. Dazu zählen z.B. die Beklebung unserer Maschinen und Fahrzeuge, die Aktualisierung unserer Fahnen vor dem Hauptgebäude und die Veröffentlichung unseres neuen Logos auf den verschiedenen PR-Materialien.

Ein weiteres wunderschönes Produkt ist die Werteillustration von Liv Matthiesen, die überall in unserem Gebäude sowie auf dem Cover unseres Wertepapiers zu finden ist. So möchten wir unsere Werte nicht nur innerhalb des Unternehmens, sondern auch in der Öffentlichkeit vermitteln. Und wir hoffen, dass Sie diesen Stolz ebenfalls nachempfinden können.

In diesem Jahr haben Sie das Werteprojekt 2.0 realisiert. Wieso haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Das Werteprojekt ist nie abgeschlossen, sondern entwickelt sich weiter – es ist immer im Fluss. Wir, als Unternehmen, haben uns verändert. Unsere Belegschaft hat sich verändert. All dies schlägt sich auch in unserer Unternehmenskultur wieder. Themen, die in 2019 weniger relevant waren, haben heute eine viel größere Bedeutung.

Darunter zum Bespiel Nachhaltigkeit, unsere Fehlerkultur oder auch persönliche Themen. Es war und ist daher notwendig, das einst Erarbeitete immer wieder zu überprüfen und zu diskutieren. Dies haben wir in 2024 im Rahmen einer Arbeitsgruppe getan – das Ergebnis ist das Wertepapier 2.0.

Also dürfen wir davon ausgehen, dass es auch ein Wertepapier 3.0, 4.0 etc. geben wird?

Selbstverständlich. Alles ist und bleibt im Wandel. Wir nehmen diesen an und stellen uns den Herausforderungen bzw. Themen der jeweils aktuellen Zeit. Nur so gelingt aus unserer Sicht eine nachhaltige Unternehmensführung.

Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen, wie die Werte im Alltag gelebt werden?

Mich auf eines zu beschränken, fällt mir sehr schwer. Denn es gibt zahlreiche, die alle erwähnenswert sind. Unser Albert Weil Benefizcup, der in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal ausgetragen wurde, ist aber sicherlich ein geeignetes Beispiel. An diesen 1,5 Tagen im Jahr dürfen wir unsere Fußball-Partnervereine und deren Familien, Fans bzw. Angehörige auf dem Sportplatz in Offheim begrüßen. Es geht dabei natürlich vorrangig um Fußball. Und gleichzeitig arbeiten zahlreiche Beteiligte – der Albert Weil AG und der Partnervereine – an der Umsetzung bzw. Realisierung der Veranstaltung.

Wir möchten gemeinsam für den guten Zweck so viel Geld wie möglich sammeln und konnten bisher jeweils 30.000 Euro für das Musicalprojekt „Hinterm Horizont macht Schule“ der Goetheschule und der Theodor-Heuss-Schule Limburg in Kooperation mit der Udo Lindenberg Stiftung sowie für die Kulturenwerkstatt Limburg generieren.

Das komplette Wochenende steht unter dem Teamgedanken. Gemeinsam arbeiten wir auf ein Ziel hin – sportlich und sozial. Wir haben Respekt sowie Wertschätzung für das Gegenüber und erleben ein gelebtes Miteinander. Dies und vieles mehr sind wesentliche Aspekte unseres Leitbildes. Diese Werte einen uns als Albert Weil AG und auch uns und unsere Fußball-Partnervereine sowie den Begünstigten des jeweiligen Jahres.

Würden Sie anderen Unternehmen ebenfalls raten, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen?

In jedem Unternehmen existieren Werte bzw. Wertevorstellungen. Sich mit diesen intensiv zu beschäftigen, sie in geeigneter Weise aufzubereiten und auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Raum zu geben, sich in diesen Prozess mit einzubringen, ist natürlich eine Aufgabe. Auch wir wussten zu Beginn nicht, wie sich das Projekt entwickeln würde.

Am Ende war es aber für uns die richtige Entscheidung und auch ich habe in 2019 sowie in den letzten Monaten vieles gelernt. Diese Erfahrung ist schon ein Mehrwert. Fest steht: Diese Werte stehen für unsere Unternehmung – sie verpflichten uns aber auch umgekehrt, jeden Tag. Sie geben uns Orientierung und vermitteln Leitlinien für unser tägliches Handeln. Das sagen zu können, macht uns stolz.

Text und Fotos: Albert Weil AG