Tina Hüsch


Die Welt ein bisschen bunter machen
Mit Gedichten, viel Farbe und jeder Menge Positivität begibt sich Tina Hüsch auf eine Mission

„Mein Vater hat immer gesagt: ‚Du bist wie eine Wundertüte – in jeder Ecke eine neue Überraschung‘“, erinnert sich Tina Hüsch aus Bad Marienberg, die sich auch selbst gerne als solche beschreibt. Treffender könnte dies kaum sein. Der quirlige Rotschopf ist bunt – ihre Kleidung, ihre Einrichtung, ihre Seele. Und das trägt sie auch stolz nach außen, nimmt sich selbst einfach nicht zu ernst. Getreu dem Motto „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, geht sie durchs Leben und versucht dabei immer, diese ein Stück bunter zu machen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Tina wurde als Winterkind im Februar in Hachenburg geboren und ist auf dieser Erde, um alles mit anderen Augen zu sehen. Für sie ist ein weißes Blatt Papier die Bühne ihrer Seele, auf der sie sich gerne austobt. Mit ihrer erfrischenden, bunten und offenen Art schreibt sie ihre Gedanken nieder und verhilft damit auch anderen Menschen, die Wunder ihrer eigenen Seelen zu ergründen. Seit einigen Jahren veröffentlicht sie Gedichtbände und schafft damit genau das.

Ihre Bücher sind unkonventionell, ehrlich und regen die eigene Fantasie an. Mal zum Lachen, mal zum Weinen – aber immer genau auf den Punkt! Tina nimmt die Leser mit auf einer Reise zu sich selbst. Einfach mal um die Ecke denken, aus den eigenen Zwängen ausbrechen und mehr Positivität in sein Leben lassen – mit ihren Worten trifft sie dabei oft mitten ins Herz. Und das alles für den guten Zweck, denn der Erlös wird stets gespendet. „Am Anfang wollte ich einfach, dass meine Texte in die Welt rausgehen. Mein Wunsch wäre es, dass sich jeder an meinen Gedichten erfreuen kann. Und wenn ich damit dann noch etwas Gutes tue, hat das eine schöne Energie, die in jedem ein bisschen Glück entstehen lassen kann!“

Keinen Platz für Mainstream

„Es gibt gefühlt keine individuellen Sachen mehr und alle haben irgendwie diese gleichbleibenden Dinge. Ich war eigentlich nie so, ich bin so nicht aufgewachsen.“ Bis sie 17 Jahre alt war, wohnte Tinas Oma mit im Haus und von ihr lernte sie, aus alten Dingen neue zu zaubern. „Meine Oma war Schneiderin und Handarbeitslehrerin. Sie hat schon zu Kriegszeiten, wo die Leute überhaupt nichts hatten, aus alten Soldatenuniformen Kinderkleidchen oder Hosen genäht. Später nähte sie dann auch für uns, was ich immer schön fand. Wir sind dann losgefahren, um Stoffe einzukaufen, und ich durfte mitentscheiden.“

Schon damals wurde deutlich, dass Tina ihren ganz eigenen Kopf hat: „Ich weiß noch, dass ich mich bei einem Rock richtig durchsetzen musste. Ich wollte einen Rock, der dunkelblau, pink und weiß ist. Und das Ganze in so einer Art Seersuckerstoff, der dann in so weiten Tellerbahnen läuft bis zum Knie. Die Frage meiner Oma war dann nur, wie man das denn waschen soll. Das Dunkelblau läuft in das Weiß rein…“ Am Ende ging ihr Wunsch aber doch in Erfüllung.

Durch Kleidung und ihre Oma entwickelte Tina ihre Liebe für alte Dinge. Und für Sachen, die einfach anders sind. Sie liebt es, auf Flohmärkten oder in Second-Hand-Läden nach besonderen Schätzen zu suchen, ältere Funde aufzubereiten und ihnen ein neues Zuhause zu geben. Das einzige Problem dabei: Irgendwann ist so ein Haus halt auch mal voll. Verliebt sie sich in etwas, nimmt sie es aber dennoch mit. „Was willst du denn machen, wenn die Teile alle auf dich zufliegen? Da kannst du dich wehren, wie du willst. Das funktioniert nicht!“, lacht sie. Umso besser, dass es mittlerweile noch ein Ferienhaus in Holland gibt, in dem sie sich ebenfalls austoben kann.

Ihre eigene Villa Kunterbunt

Seit fast 20 Jahren wohnt Tina mit ihrer Familie und Hund Anton in einem Haus in Bad Marienberg – aber es ist nicht nur ein Haus, sondern eine Schatztruhe voller Besonderheiten und Kuriositäten. Es ist ein Ort, der ihre Persönlichkeit widerspiegelt und ihre Kreativität beflügelt. Aus der einstigen Terrasse wurde ein Wintergarten, den sie auf Ebay geshoppt hat, und in den eine Küche gebaut wurde. „Geht nicht, gibt’s nicht!“ ist bei Tina nämlich Programm. Der Boden wurde mit Fliesen aus einer alten Sakristei gelegt. Im Wohnzimmer hat sie sich mit einem weißen, runden Kachelofen samt Krönchen einen Mädchentraum erfüllt. An den Wänden findet sich alles, was strahlt und glitzert, gerne auch mal religiöse Bilder, dazwischen Frida Kahlo. „Was ich besonders liebe, das sind diese alten Bilder, die man früher in den Schlafzimmern über den Betten hatte. Wo man meistens einen Engel oder die heilige Mutter Maria sieht. Ich mag diese Farben, diese Leuchtkraft, auch diese Ruhe. Ich habe auch so ein Bild über meinem Bett hängen.“

Den Flur schmücken ihre heißgeliebten Cowboystiefel, das Gästebad überzeugt mit Shabby Chic und einem ganz besonderen Waschbecken. Kronleuchter, ausgefallene Figuren, kunterbunte Kissen – Überraschungen wohin man auch schaut. Im Schlafzimmer ein Überseekoffer vom alten Grafen zu Westerburg. „Es gibt nichts, was es nicht gibt. Es gibt nichts, was mich nicht interessieren könnte. Und was ich besonders gut kann: ganz viel in die kleinsten Ritzen stecken. Ich darf keine freien Ritzen haben!“ Das Highlight des Hauses ist jedoch Tinas Naturzimmer. Oder besser gesagt, ihr ganz persönlicher Rückzugsort mit Blick auf den „wilden Charaktergarten“, wie sie ihn nennt. „Hier kann ich schreiben und werkeln, habe dort alle meine Bücher, und kann so aus aller Welt irgendwie was einbringen“, schwärmt sie. Ein außergewöhnliches Zimmer, in dem sie Inspiration findet und das einmal im Jahr auch ein Weihnachtszimmer sein darf.
Sie mag es, wenn ihr Außen zum Innen passt – und das ist eben kunterbunt. Dennoch hat sie auch mal darüber nachgedacht, ob das nicht doch alles zu viel ist und probiert, alles ein bisschen zu reduzieren. „Aber wenn ich mit einem überfüllten Kopf in so eine Leere komme, merke ich irgendwann, wie diese Leere so fürchterlich leer ist, und dann muss ich wieder ein Kunterbunt haben, um auch Ideen zu finden. Dann könnte ich stundenlang meine eigene Deko anschauen, wie dann der Hund neben einem goldenen Gartenzwerg und den bunten Hühnern oder dem neuen Einhorn sitzt. Da habe ich dann direkt tausend Geschichten in Kopf.“

Immer reichlich Flausen im Kopf

Tina wäre nicht Tina, wenn es nicht ständig in ihrem Kopf arbeiten würde. An Ideen, was sie zukünftig gerne noch alles machen würde, mangelt es definitiv nicht. Das Schreiben wird sie weiterhin begleiten und gerne würde sie auch mal wieder was mit der kleinen Hexe Himmelblau machen, einer fiktiven Figur, die sie vor einigen Jahren kreiert hat, um mit lustigen Kurzfilmen auf YouTube zu unterhalten und die Zuschauer in eine magische Welt zu entführen.

„Ich bin ja auch so ein Glückstrüffelschwein. Und letztens habe ich nachgedacht und mir ist bewusst geworden, dass ich gerne kleine Glücksseminare geben würde. Die Leute leben ja alle so in den Tag hinein und man erkennt eigentlich gar nicht, wo sich die kleinen Glücke überall verstecken“, so Tina. „Unsere Konditionierung ist eher darauf ausgelegt, die Dinge negativ zu betrachten. Dann habe ich mir gedacht, einfach ein schönes, füllendes Abendprogramm anzubieten, wo man eben lernt, Glück und Dankbarkeit zu fühlen. Vielleicht mit kleinen Übungen, die dabei helfen, Glückshormone freizusetzen. Ich möchte einfach, dass die Leute sich ganz viel mitnehmen können und dann eine kleine Glücksbibliothek besitzen. Raus mit den Stinkstiefeln und Energie-Vampiren – rein mit dem Glück, der Zufriedenheit und dem inneren Frieden!“

Aber egal, was Tina sich noch alles ausdenken wird, neue Gedichtbände sollen definitiv weiterhin erscheinen. Denn die rund 30 Exemplare, die sie bereits geschrieben hat, reichen ihr noch lange nicht. „Gedichte sind auch kleine Glücke. Die meisten Leute haben ja gar nicht mehr die Zeit und Aufmerksamkeitsspanne für lange Texte. So eine kleine, schnelle Sache zwischendurch – die kann man halt schnell mal lesen.“ Daher träumt Tina auch immer davon, ihre Worte weiter in die Welt zu tragen und tüftelt ständig an der Umsetzung von Ideen, die genau das machen sollen.

„Ich stelle mir vor, wenn ich irgendwann mal nicht mehr bin und Menschen sich um meinen Nachlass kümmern, wie sie meine vielen kunterbunten Kleidungsstücke und Schuhe sehen und denken ‚Guck mal, die muss doch verrückt gewesen sein‘. Dann entdecken sie vielleicht meine Bücher und finden heraus, was für ein Mensch ich war.“ Ein schöner Gedanke eines Menschen, der alles ein bisschen bunter und positiver machen möchte. Tina Hüsch lebt eben in ihrer eigenen Welt – und das ist auch gut so!

INFOS
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Fotos: J. Schlechtriem, Katharina Nix

Text: Jacqueline Schlechtriem