Felix Einig


Ein junger Mayener im Profitennis
Felix Einig kennt Höhen und Tiefen einer Sportlerkarriere

Vierzig Jahre ist es her, dass Deutschland sich durch eine Sportart „elektrisieren“ ließ. Mit seinem Sieg 1985 beim legendären Turnier in Wimbledon löste Boris Becker eine bis dahin nicht gekannte Tennis-Euphorie in unserem Land aus. Und als dann wenig später mit Stefanie Graf, genannt Steffi, eine Deutsche ihre einmalige Karriere im Frauen-Tennis startete, brach das Tennis-Fieber endgültig aus. Tausende Kinder und Jugendliche strömten in die Clubs und Vereine, um ihren namhaften Vorbildern, zu denen auch bald Michael Stich gehörte, nachzueifern.

Auch wenn der Hype um den Tennissport im Laufe der folgenden Jahre immer mal wieder abebbte, bieten die seinerzeit geschaffenen Strukturen in Vereinen und Verbänden bis heute jungen Talenten die Möglichkeit, sich in ihrem Sport zu entwickeln, ihn auch als eine berufliche Möglichkeit mit sicherer Zukunft in Betracht zu ziehen. Ein junger Mann aus unserer Region gehört dazu. Felix Einig (Jahrgang 2000) aus dem bei Mayen gelegenen Dorf Hausen-Betzing, steht seit früher Kindheit auf dem Tennis-Court, hat schon eine Menge in seiner sportlichen Laufbahn erlebt und versucht aktuell, sich als Profi in der Szene zu etablieren.

Eine sportliche Familie

Sport und insbesondere Tennis gehören in der Familie Einig schon immer zur Lebensgestaltung. Mutter Ruth hält sich mit Laufen fit, frönt inzwischen aber auch mit Engagement dem „weißen“ Sport. Angesteckt mit dem „Filzball-Virus“ hat sich auch Vater Christof, für den Tennis die Sportart Nummer Eins war und ist. „Als mein Vater in meinem jetzigen Alter war, hat er quasi täglich in Mayen Tennis gespielt“, weiß Felix zu berichten. „Von Boris Becker hat er kaum ein Match am Fernseher verpasst. Aber es blieb für ihn trotz aller Leidenschaft immer ein Hobby, wurde nie eine berufliche Perspektive.“ Dass Felix von seiner Familie als „Tennis-Familie“ spricht, liegt auch daran, dass die Eltern die sportliche Leidenschaft sowohl an ihn wie auch an seinen drei Jahre älteren Bruder Johannes weitergegeben haben.

Talent am Tennis wurde bei Felix früh erkannt

Schon früh war bei Felix zu erkennen, dass Tennis nicht nur ein kindlicher Zeitvertreib war, sondern er im Umgang mit Ball und Racket Spaß, Talent und Ehrgeiz an den Tag legte. Folglich begann er mit fünf Jahren im TuS Mayen bei Trainerin Anne Arenz – heute mit Landestrainer Sascha Müller verheiratet – mit regelmäßigen Übungsstunden und Spielen in Mayen. Sascha Müller – damals noch nicht Landestrainer – unterhielt in Andernach eine große Tennisschule. Dort trainierte Felix, nachdem Anne mit Zustimmung der Eltern dem jungen Talent dort die Türen öffnete und sich Sascha Müller seiner annahm. Der hatte schon damals gute Kontakte ins Koblenzer Landesleistungszentrum, wo regelmäßig eine Talentsichtung mit 30 bis 40 Kindern im Alter zwischen sechs und acht Jahren stattfand. Der junge Hausener Felix nahm mit acht Jahren an einer solchen Sichtung teil und wurde direkt in den Nachwuchskader des Landes aufgenommen.

Für jeden Jugendlichen steht im Alter von zehn Jahren meist die erste große Entscheidung an, in welche Richtung sich der schulische Werdegang entwickelt. Die Grundschule hatte Felix im heimischen Hausen absolviert. Weiter ging es auf dem Sport-Gymnasium in Koblenz, wo der Sport in den schulischen Lehrplan eingebunden ist und auch die zeitlichen Freiräume für Turnier- und Wettkampfteilnahmen geschaffen werden. Felix erhielt so die Möglichkeit, an europäischen U12- und U14-Turnieren teilzunehmen und hatte dort seine ersten Erfolge. Langsam wuchs der Traum vom Profitennis in ihm.

Erste Grenzen

Doch die Siege blieben in den folgenden Jahren immer mehr aus. Grund dafür war die körperliche Entwicklung. Während seine Gegner altersgerecht immer größer und muskulär stärker wurden, verharrte Felix in der Phase eines Zwölfjährigen, ohne, dass es dafür medizinische Erklärungen gab. Und es kam, was kommen musste: Training und Betreuung wurden seitens der Coaches immer weiter zurückgefahren. Im Alter von 16 Jahren fiel Felix aus dem Landeskader heraus und stand ohne sportliche Perspektive da. Die Schule rückte wieder mehr in den Vordergrund, von Koblenz wechselte er nach Mayen aufs Gymnasium. Aber der Tennissport wurde nicht aufgegeben, sondern auf Vereinsebene mit anderen Trainern fortgesetzt. Nach dem Abitur 2019 und einem weiteren Jahr mit viel Tennis stand aber wieder die Frage der Berufswahl an, die bisher vor allem durch den Sport geprägt war.

Ein Jahr in den USA

Bekanntlich bietet das Bildungssystem in den USA deutlich mehr Möglichkeiten, Sport und Beruf zusammenzubringen. Felix hatte die körperlichen Defizite aufgeholt, war zudem in den deutschen Ranglisten so platziert, dass er über eine Agentur ein Stipendiums-Angebot von der Uni auf Hawaii erhielt, das er annahm. „Das war für mich eine wichtige Zeit, in der ich viel für mich gelernt habe“, blickt Felix auf die Monate den USA zurück. „Ich war kaum am Strand, sondern habe viel über Sportpsychologie und mentales Training gelesen. Haben mich vorher Niederlagen immer ratlos und niedergeschlagen gemacht, habe ich im Laufe der Zeit gelernt, mit Misserfolgen umzugehen und aus ihnen Erfahrungen für das nächste Training und kommende Matches zu ziehen.“ Sportlich blieb der Erfolg mit dieser Grundlage nicht aus. Nach anfänglicher Nichtberücksichtigung im Uni-Team kam dann für den jungen Deutschen im ersten Spiel für die Mannschaft gleich ein Matcherfolg im Einzel, dem sich in der Folge einige Siege nahtlos anschlossen.

Start ins Profileben mit elterlicher Hilfe

Dies weckte dann auch in Felix Einig wieder den zwischenzeitlich aufgegebenen Traum vom Profitennis, zumal sich andere fachliche Orientierungen an der Hawaii-Uni für ihn nicht ergaben. Nach einem Jahr beendete Felix im Sommer 2021 den Aufenthalt auf der Insel und kehrte in die heimatliche Eifel zurück. Seine Eltern hatten ihn bis dahin in allen Phasen finanziell unterstützt und setzten dies auch fort, um für Felix den Einstieg ins Profitum zu ermöglichen. Der gelang auch zunächst mit einer starken Leistung beim ersten Profiturnier für den Mayener Anfang 2022 auf Mallorca. Als „Belohnung“ gab es den ersten Punkt auf der ATP-Weltrangliste, dem aber auf dem Fuße eine Ernüchterung folgte.

Schon der Punkterfolg auf Mallorca wurde unter Schmerzen im Fuß erkämpft, die dann aber einen weiteren geplanten Turnierstart auf der Insel verhinderten. Zurück in Koblenz folgten Untersuchungen und Behandlungen der Verletzung ohne konkrete Diagnose und Besserung. Ein MRT zeigte schließlich einen bis dahin nicht erkannten Ermüdungsbruch im Fuß. Der Heilungsprozess gestaltete sich schwierig. Erst als sich Felix mit alternativen und mentalen Heilungsmethoden beschäftigte, verheilte zunächst der Bruch, der aber bald wieder aufriss. Erst Anfang 2024 zeigte sich der Grund dafür – falsche Einlagen im Sportschuh waren der Auslöser. Der im Januar 2022 erspielte Ranglistenpunkt war inzwischen wieder verloren, denn der muss innerhalb eines Jahres zum Verbleib in der Rangliste durch entsprechende Turnierleistungen bestätigt werden, was Felix durch die Verletzung nicht möglich war. Er nutze die lange Pause für weitere Fortschritte im persönlichen und mentalen Bereich und zur Aus- und Weiterbildung als Tennislehrer.

2024 machte er sich dann finanziell unabhängiger von seinen Eltern u.a. durch einen dotierten Spielervertrag beim renommierten Rochusclub in Düsseldorf, die Zusammenarbeit mit der renommierten Eventagentur Gorges aus Laubach (Eifel) und Sponsorengelder, die er inzwischen akquirieren konnte. Zunächst machte der Fuß nochmal Probleme, doch nach ein paar Wochen und Verzicht auf die Schuheinlagen, stellte sich der Erfolg wieder ein. Mit Düsseldorf gelang der Aufstieg in die Regionalliga und im Sommer holte Felix wieder einen Weltranglistenpunkt bei einem Turnier im polnischen Lodz. Inzwischen nimmt er regelmäßig an Turnieren im In- und Ausland teil und kann damit auch den Lebensunterhalt bestreiten.

Der Traum vom Tennisprofi begleitet Felix Einig fast sein ganzes Leben. Erst nach 25 Jahren mit einigen Höhen und noch mehr Tiefen scheint es ihm aktuell nun zu gelingen, diesen Traum auch Wirklichkeit werden zu lassen.

Werdegang und Erlebnisse

Viele Jungen und Mädchen haben in jungen Jahren nach ersten positiven sportlichen Erlebnissen den Wunsch, den Sport vielleicht zum Beruf werden zu lassen. Titel, Medaillen und finanzielle Unabhängigkeit sind da die Lockmittel. Das Beispiel von Felix Einig zeigt, dass auf dem Weg zur Erfüllung des Traums viele Hindernisse liegen und zahlreiche Voraussetzung gegeben sein müssen, um in den Profisport einzusteigen und dann auch dauerhaft erfolgreich zu sein.

Für den unglücklichen Fall eines Ausscheidens aus dem Sport hat Felix bereits vorgesorgt und konkrete Pläne. Seine gesammelten Erfahrungen und bisherigen anerkannten Ausbildungen im sportlichen, persönlichen und mentalen Bereich sind eine gute Basis, um im Umfeld des Sports und der Betreuung von Aktiven eine berufliche Karriere aufzubauen.

KONTAKT
www.felixeinig-tennis.de
Instagram: @felixeinig

Text: Arno Boes I Fotos: Felix Einig