Kommunen wie die Stadt Limburg haben eine ganze Reihe von Aufgaben, die ihnen zugeordnet sind – die wesentlichen werden dabei unter dem Sammelbegriff „Daseinsvorsorge“ zusammengefasst. Hierzu gehören zum Beispiel die Wasser- und Energieversorgung, die Abwasserentsorgung in Limburg durch die städtische Tochter EVL, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, die Feuerwehr und der öffentliche Personennahverkehr.
Alle diese Dienstleistungen, wie auch deren Organisation und Umsetzung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, kosten eine Menge Geld. Grundsätzlich sollte dabei für Kommunen das gleiche gelten, wie für jede Familie und jedes Unternehmen: möglichst nicht mehr Geld ausgeben, als man vorher eingenommen hat. Die größte Einnahmequelle vieler Kommunen – dies gilt auch für die Stadt Limburg – ist die Gewerbesteuer. Und genau an dieser Stelle kommen die Limburger Wirtschaftsförderung und Andreas Hasenstab ins Spiel.
Die Wirtschaftsförderung ist eine freiwillige und inzwischen sehr erfolgreiche Dienstleistung der Stadt Limburg. Sie gliedert sich in zwei wesentliche Bereiche. Die Ansiedlung neuer Unternehmen in Limburg und die Betreuung der vorhandenen Unternehmen.
Andreas Hasenstab hat einen Magisterabschluss in „angewandter Humangeografie“. Wie er es selbst beschreibt, sei dies das Studium der Beziehung zwischen Mensch und Wirtschaft unter wirtschaftsgeografischen Gesichtspunkten. Der geborene Aschaffenburger arbeitet seit Januar 2019 in der Stadtverwaltung und ist dem Amt für Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und Kommunikation zugeordnet. Er sitzt in seinem Büro im 3. Stock des Stadthauses und berichtet von seiner Arbeit und seinem Selbstverständnis als „Wirtschaftsförderer“. Schnell wird deutlich, wie umfangreich diese Aufgabe und wie erfolgreich die Arbeit ist.
45 Millionen Euro Gewerbesteuern
Nach den aktuellsten bei der Stadt vorliegenden Zahlen, hat Limburg im Jahr 2022 insgesamt über 45 Millionen Euro Gewerbesteuer eingenommen. Damit wurden die Rekordeinnahmen von 43,6 Millionen Euro im Jahr 2017 noch einmal übertroffen. „Ich bin stolz auf diese Entwicklung von Limburg“, sagt deshalb auch der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn vor dem Hintergrund dieser Zahlen. Gerade mit der Entwicklung des ICE-Gebiets sei er in diesem Zusammenhang sehr zufrieden.
Auf sein Selbstverständnis für seine Arbeit angesprochen, erklärt Andreas Hasenstab: „Ich vertrete die Interessen der heimischen Wirtschaft gegenüber der Politik. Darüber hinaus bin ich der erste Ansprechpartner für unsere heimischen Unternehmen vor Ort und Gewerbebetriebe, die sich in Limburg ansiedeln möchten. Jedes Unternehmen ist für uns ein Kunde.“ Man merkt sofort, dass dies keine leere Worthülse ist, sondern verstandenes und gelebtes Stadtmarketing. Seine Gesprächspartner – die Unternehmen – werden diese „Denke“ dankbar zur Kenntnis nehmen.
Gern würde sich Andreas Hasenstab mehr Zeit für die Betreuung seiner Bestandskunden nehmen. Mindestens ein Unternehmensbesuch pro Woche wäre großartig. Als Einzelkämpfer sei dies aber aktuell zeitlich nicht zu schaffen. Dennoch kann er oft helfen, die Wünsche der Unternehmen in die Politik zu tragen und Lösungen zu finden. Mal geht es um die Streckenführung der Stadtlinienbusse, damit das Unternehmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser angebunden ist. Mal geht es um ausstehende Genehmigungen für ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, oder den Wunsch nach einer Gewerbefläche für eine Unternehmensexpansion oder einen Zweitstandort.
Überhaupt ist insbesondere die zur Verfügung stehende Gewerbefläche der Flaschenhals beim zweiten Teil eines Wirtschaftsförderers in Limburg – die Ansiedlung neuer Unternehmen. Denn natürlich weiß auch Andreas Hasenstab, dass die Flächenverfügbarkeit der entscheidende Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt ist.
Unternehmen schätzen Standort Limburg
In diesem Zusammenhang spricht er nicht von Akquisition. Die aktive Ansprache von Firmen ist eher selten. Meist fragen Unternehmen von sich aus in Limburg an. Zunächst, ob eine für die Ansiedlung ausreichend große Fläche zur Verfügung steht.
Bei belastbarem und realisierbarem Interesse des Unternehmens, recherchiert der Wirtschaftsförderer zunächst über den Interessenten. Es gibt eine Reihe von Kriterien, deren Erfüllung aus Sicht der Stadt bei der Grundstücksvergabe eine Rolle spielen. Hierzu gehören neben den finanziellen Faktoren die Aspekte Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit, die Anzahl der neuen Arbeitsplätze oder auch gesellschaftliche und soziale Faktoren wie beispielsweise das soziale Engagement.
Tatsächlich ist Limburg, anders als viele andere Städte, in der glücklichen Lage, sich mögliche Neuansiedlungen gleichsam selbst aussuchen zu können. Denn Limburg hat einiges für Unternehmen zu bieten. Mit der A3 zum Beispiel eine zentrale Schnellstraße in Nord-Süd Richtung, zahlreiche gut ausgebaute Bundesstraßen, den Anschluss an das ICE-Netz Richtung Köln und Frankfurt, den nahe gelegenen größten Flughafen Deutschlands in Frankfurt, zahlreiche Tech- und Dienstleistungsunternehmen sowie ein Potential an Fachkräften. Gerade bei der Ausbildung von Fachkräften engagiert sich der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn für den weiteren Ausbau der Technischen Hochschule Mittelhessen in Limburg.
Aber auch andere Faktoren sprechen bei Unternehmen für die Ansiedlung in Limburg, die für die Personalakquisition der Unternehmen immer wichtiger werden. Gute Einkaufsmöglichkeiten, ein umfangreiches Sport- und Kulturangebot, ein lebendiges Vereinsleben, alle Schultypen, ein hoher Freizeitwert in der Stadt und der Region und eben auch die Möglichkeit eines dualen Studiums an der Technischen Hochschule Mittelhessen.
Der Weg durch die Gremien
Nach der Recherche zu den interessierten Unternehmen, erstellt Andreas Hasenstab eine offizielle Verkaufsvorlage, die er mit dem Bürgermeister durchspricht. Danach geht die Vorlage in den Magistrat und anschließend in den jeweils zuständigen Ausschuss. Die letzte und abschließende Entscheidung trifft dann die Stadtverordnetenversammlung. Aber sehr viele Möglichkeiten zur Ansiedlung neuer Unternehmen bieten sich im Augenblick nicht. Die gewerblichen Flächen sind begrenzt. Auch deshalb wird im Stadtteil Offheim eine 30 Hektar umfassende Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets „Nördlich der Kapellenstraße“ entstehen. Darüber hinaus besteht auch zwischen dem ICE-Gebiet und B8 eine rund 10 Hektar große gewerbliche Erweiterungsfläche. Gerade in Offheim zeigt sich, dass es zwischen Ansiedlung und den Interessen der Anwohner nicht immer gleiche Vorstellungen gibt.
Zusammenarbeit im Landkreis
Gelegentlich kann die Limburger Wirtschaftsförderung einen Interessenten, dem keine Ansiedlungsfläche angeboten werden kann, an eine andere Kommune im Landkreis vermitteln. Auch deshalb arbeiten die Wirtschaftsförderung der Stadt und die des Landkreises eng zusammen. Die „Wirtschaftsförderungsgesellschaft Limburg-Weilburg-Diez“ ist für alle Kommunen im Landkreis zuständig und unterstützt sie.
„Wir müssen auch in Zukunft intensiv daran arbeiten, den gewerblichen Standort Limburg weiterzuentwickeln“, sagt Wirtschaftsförderer Andreas Hasenstab. Und Bürgermeister Dr. Marius Hahn ergänzt abschließend: „Wir müssen den Unternehmen und Betrieben in der Stadt Entwicklungsmöglichkeiten bieten, um wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben und uns auch weiterhin finanzielle Spielräume offenzuhalten.“ Möglichkeiten, die nur ein steigendes Gewerbesteueraufkommen bietet.