Akrobatische Höchstleistungen, Teamperformance und unbändige Euphorie nach dem letzten Takt der Musik – unter tosendem Applaus und Flutlicht in der Arena des ESPN Wide World of Sports Complex in Orlando, Florida. Mittendrin in dieser Szenerie: Die Athletinnen und Athleten der Cheer-Force Koblenz. Sie haben sich ihren Platz auf der internationalen Bühne erarbeitet – mit Disziplin, Leidenschaft und unermüdlichem Teamgeist. Mit drei Teams reisten die Koblenzer in das Land der Träume – Amerika – um dort bei der Meisterschaft The Summit, einem der renommiertesten Cheerleading-Wettkämpfe überhaupt, gegen Teams aus der ganzen Welt anzutreten.
LEISTUNGSSPORT MADE IN KOBLENZ
Die CheerForce Koblenz wurde 2005 als Cheerleader-Abteilung der Coblenzer Turngesellschaft (CTG) gegründet. In zwanzig Jahren Vereinsgeschichte hat sich die CheerForce zu einem der erfolgreichsten Cheerleader-Vereine Deutschlands entwickelt. Über 250 aktive Cheerleader trainieren inzwischen in zehn verschiedenen Teams – aufgeteilt in Altersklassen und Leistungsniveaus. Von den ersten Vorwärtsrollen in der Eltern-Kind-Gruppe bis zu auf Leistungsniveau trainierenden Wettkampfteams: Hier findet jeder seinen Platz – ob Nachwuchstalente oder ambitionierte Leistungssportler.
Was viele immer noch als Randerscheinung anderer Sportarten assoziieren, ist längst ein eigenständiger Hochleistungssport: Allstar Cheerleading kombiniert Akrobatik, Bodenturnen, Tanz und anspruchsvolle Hebefiguren zu dynamischen Choreografien auf Wettkampfniveau. In nur zweieinhalb Minuten muss alles sitzen: kraftvolle Stunts, perfekte Synchronität, explosive Bodenturnsequenzen und ein mitreißender Teamspirit. Fehler? Kaum verzeihlich. Bewertet wird nach strengen Kriterien – Technik, Ausführung, Schwierigkeitsgrad und Gesamteindruck fließen in die Wertung der strengen Jury ein. Doch Cheerleading ist mehr als reine Athletik: Es ist ein Teamsport im wahrsten Sinne. Jeder Stunt, jede Pyramide, jede Bewegung funktioniert nur, wenn alle aufeinander vertrauen – blind, bedingungslos und präzise.
Der Begriff Force (zu Deutsch: Macht, Kraft) stand dabei von Anfang an für Stärke. Das erste Team der Koblenzer wurde unter dem Namen CheerForce Lightning gegründet. Seitdem wird dem kraftvollen Leitmotiv gefolgt, die Teams nach Naturgewalten zu benennen. Die Namen sollen repräsentieren, wie die Sportler der CheerForce sein wollen: mächtig, stark und voller Power.
DER SPIRIT DER CHEERFORCE
Doch Träume fliegen nicht von allein – sie brauchen ein Team, das ihnen Aufwind gibt. Was CheerForce ausmacht, lässt sich nicht nur auf der Wettkampffläche sehen – sondern auch im Miteinander hinter den Kulissen. „Was unseren Verein so besonders macht, ist, dass wir zwar groß aufgestellt sind – aber immer noch sehr familiär. Damit spiegeln wir meiner Meinung nach auch die Stadt Koblenz ganz gut wider“, verrät Trainerin und Abteilungsleiterin Isabella Weiland über das Teamgefühl der CheerForce. „Unsere Mitglieder fühlen sich so wohl, dass viele dafür auch längere Fahrtwege auf sich nehmen. Sportlich haben wir uns über 20 Jahre ein starkes Fundament erarbeitet. Obwohl wir nicht aus einem riesigen Einzugsgebiet kommen wie etwa Teams aus NRW, sind wir kontinuierlich gewachsen, haben uns nie mit etwas zufriedengegeben und wollen stets besser und professioneller werden. Ich denke, das ist unser Geheimnis zum Erfolg.“
DREI TEAMS, EIN ZIEL: THE SUMMIT
Drei Teams der CTG Cheerleader – CheerForce Blizzard, CheerForce Ice und CheerForce Thunder – qualifizierten sich im Laufe des Jahres 2024 auf nationalen Meisterschaften für die Teilnahme an The Summit 2025. Für viele ein Traum, für die Koblenzer Realität – doch bis zur Bühne in Orlando war es ein langer Weg. Ab dem Zeitpunkt der Qualifikation arbeiteten die Teams in unzähligen Trainingseinheiten auf dieses Ziel hin. Bereits zehn Tage vor dem Wettkampf reisten die Koblenzer nach Orlando, um sich zu akklimatisieren, erste Eindrücke zu verarbeiten und vor Ort gezielt zu trainieren. Zwei Trainingseinheiten fanden in Hallen lokaler Teams statt, am Abend vor der Meisterschaft wurde in der Arena des ESPN Wide World of Sports Complex geprobt – zwischendurch wurde auch einfach mal auf einer Wiese improvisiert.
HINTER DEN KULISSEN
Für CheerForce Thunder, das Senior Coed Level 4 Team der CheerForce, und ihre Trainer Isabella Weiland, Alina Teuchler und Fabian Heil sollte diese Reise einen ganz besonderen Erfolg bereithalten – trotz eines großen Rückschlags kurz vor dem großen Tag. „Bei der ersten Trainingseinheit vor Ort hat sich eine unserer Sportlerinnen das Kreuzband gerissen. Das war ein Schock. Wir mussten die Routine spontan umstellen und Ersatz eintrainieren. Man hat die Unsicherheit im Team gespürt – aber es war entscheidend, einen kühlen Kopf zu bewahren“, verrät Isabella. Am ersten Tag des Wettkampfs konnte CheerForce Thunder dennoch eine starke, wenn auch nicht fehlerfreie Routine präsentieren. Darauf folgte das Unerwartete: „Bei der ersten Ergebnisauswertung an Tag 1 hatte ich in der Jurywertung gesehen, dass wir als drittplatziertes Team ins Finale einziehen. Das hat mich komplett aus den Latschen gehauen – damit haben wir nicht gerechnet. Abends haben wir dann nochmal trainiert, die letzten Feinheiten abgestimmt und sind mit der Motivation, diese Platzierung zu verteidigen, in Tag 2 gegangen“.
DER DONNER, DER DURCH ORLANDO HALLTE: CHEERFORCE THUNDER
Mit dem Einzug ins Finale von The Summit stand das Koblenzer Team plötzlich auf einer Bühne, auf der sonst US-amerikanische Eliteprogramme dominieren. Doch der Respekt wich schnell dem sportlichen Ehrgeiz: CheerForce Thunder holte mit einer fehlerfreien Routine sensationell den zweiten Platz – und damit den Vizeweltmeistertitel in ihrer Kategorie. „Die Jungs und Mädels haben nochmal so dermaßen einen draufgelegt, dass schon direkt nach dem Auftritt die ersten Freudentränen geflossen sind. Und als dann die Verkündung kam, war es einfach nur noch pure Freude“, erinnert Isabella sich zurück.
NACH DEM SUMMIT IST VOR DER NÄCHSTEN HERAUSFORDERUNG
Der Triumph in Orlando war kein Endpunkt, sondern ein Ansporn. Kürzlich sicherte sich CheerForce Thunder erneut den ersten Platz bei einer Qualifikationsmeisterschaft und hat damit bereits das Ticket für The Summit 2026 in der Tasche. „Unser Ziel ist klar: Wieder eine Platzierung in den Top 3“, betont Isabella voller Motivation.
Doch damit nicht genug: Für das kommende Jahr plant das Team den Sprung in ein höheres Leistungslevel – Level 5. Isabellas persönlicher Wunsch für die Zukunft? „Dass Cheerleading endlich als Leistungssport anerkannt wird. Unsere Sportlerinnen und Sportler finanzieren einen Großteil ihrer Wettkampf- und Reisekosten selbst. Es wäre ein wichtiges Zeichen, wenn sich daran etwas ändern würde und sich mehr Fördermöglichkeiten ergeben. Hoffentlich kann dieser Titel zeigen, wie viel mehr hinter unserem Sport steckt.“
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