Es ist ein ruhiger Nachmittag im Westerwald. Sanftes Tageslicht mischt sich mit dem Schein der Studiolampen, als sich Luca und Ida, beide 20 Jahre alt, gegenübersitzen – zwischen ihnen zwei Mikrofone, daneben ein Stapel Notizen. Und dann: absolute Konzentration. Luca beginnt zu erzählen. Von einem Fall, der so bizarr wie faszinierend ist. Von einem Schicksal, das auf erschreckende Weise aus der Bahn geraten ist. Ida hört zu, stellt Fragen, kommentiert – spontan, mitfühlend, mitunter humorvoll. Was als private Leidenschaft begann, ist heute ein Format, das mit einem stetig wachsenden Publikum aus ganz Deutschland – und besonders aus der Region Koblenz – gehört und geschaut wird.
Von der Krabbelgruppe ins Podcast-Studio
Die Geschichte von „Verbrechen Hautnah“ ist auch die Geschichte einer Freundschaft. Luca kommt aus Mogendorf und studiert Filmmaking in Köln, Ida stammt aus Hosten und macht eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei einem regionalen Fertighausunternehmen. Die beiden sind nicht nur Kollegen, die sich mal eben dazu entschieden haben, einen Podcast zu starten. „Wir kennen uns seit der Krabbelgruppe, waren zusammen in der Grundschule, der weiterführenden Schule und haben gemeinsam Abi gemacht“, erzählen die beiden. Im Wanderurlaub nach dem Abi hat Ida auf einer Autofahrt ihre Begeisterung für True Crime geteilt – und Luca war sofort begeistert. Da er bereits Podcast-Erfahrung hatte, war die Idee schnell geboren: „Wir machen unseren eigenen True-Crime-Podcast!“
Dass die Idee nicht nur ein Hirngespinst war, bewiesen die Freunde schnell. Zunächst haben sie mit dem „Kreuzworträtsel-Mord“ ihre erste geheime Probefolge aufgenommen, die jedoch bislang nicht veröffentlicht wurde. „Ich fand den Fall so absurd und spannend, weil der Täter durch ein Rätsel in der Zeitung überführt wurde. Irgendwann zu einem besonderen Zeitpunkt werden wir die bestimmt mal rausbringen“, teasert Luca an. Die erste offizielle Folge ging dann schließlich am 5. November 2024 online – als Audio- und Videoformat.
Was macht True-Crime aus?
Was treibt Menschen zu schockierenden Taten? Wie fühlt es sich an, mitten in einem Kriminalfall zu stehen – nicht als Zuschauer, sondern als Beteiligter, Zeuge oder Ermittler? Genau diesen Fragen gehen True-Crime-Podcasts nach. Ida und Luca rattern die Geschichten aber nicht einfach nur so runter, sie setzen auf Respekt, journalistisches Feingefühl und Struktur. Jeder Fall wird sorgfältig ausgewählt. Er soll spannend sein, aber nicht zu brutal. Gut dokumentiert, aber nicht totanalysiert. Die fesselnden Erzählungen werden durch Originalaufnahmen und persönliche Interviews noch spannender.
Die Rollen sind klar verteilt: Luca recherchiert, strukturiert und führt durch die Episode. Ida reagiert – spontan, emotional, klug. Ihre Gespräche wirken nie geskriptet, sondern authentisch. Und tatsächlich: Das Konzept trifft einen Nerv. Kurze, intensive Folgen, echte Reaktionen und ein multimedialer Ansatz – das unterscheidet „Verbrechen Hautnah“ von vielen anderen Formaten. Daher hatten die beiden auch keine Scheu, trotz vieler bereits vorhandener großer Podcasts ihren eigenen zu starten. „Viele sind sehr lang – wir wollten’s kompakter, aber trotzdem spannend und visuell ansprechend machen“, sagt Ida.
Medienarbeit im Westerwald
Vor allem auf dem Land und dann noch als junger Mensch fehlt es oft an genügend Mut, seine Visionen zu verwirklichen. Ida und Luca haben sich davon aber nicht bremsen lassen und ganz nach dem Motto „einfach machen“ ihren Podcast gestartet. Auf die Frage, wie Freunde, Familie oder Nachbarn auf den Podcast reagieren, lautet die Antwort der beiden: „Sehr positiv! Viele freuen sich, dass so ein Format aus dem Westerwald kommt. Wir werden häufig angesprochen – gerade im Dorf, auf Veranstaltungen oder unterwegs – und erfahren sehr viel Support.
Die Verbundenheit zur Region ist beiden auch sehr wichtig. Zwar gibt es bislang kaum regionale True-Crime-Fälle, doch sie arbeiten am liebsten mit Partnern aus der Umgebung. Und sie geben ihrer Community viel zurück – durch Interaktion, Live-Events und das stete Bemühen, zugänglich und ansprechbar zu bleiben. Medienarbeit im Westerwald? „Man muss kreativ sein“, sagt Luca. „Aber es gibt auch Vorteile: weniger Konkurrenz, mehr Sichtbarkeit, enger Kontakt zu den Leuten.“
Spurensuche im Studio und auf der Bühne
Das Besondere: Den Podcast gibt es nicht nur auf die Ohren – sondern auch fürs Auge. Denn „Verbrechen Hautnah“ geht noch weiter: Mit „Spurensuche LIVE“ bringen die beiden ihr Format auf die Bühne. Live-Recherche, echtes Mitraten, unmittelbares Feedback vom Publikum – für Luca und Ida war das der nächste logische Schritt. Am 12. Juni traten die beiden mit ihrer Debütshow in Braubach im Rahmen der Burgspiele auf – mit Erfolg. Das Fazit von Ida und Luca war durchweg positiv und die nächsten Liveshows sind bereits in Planung.
Zwischen Realität und Abgrund
Was bleibt nach stundenlanger Auseinandersetzung mit den düsteren Seiten der Menschheit? „Ich bin vorsichtiger geworden“, sagt Ida, „stille Wasser sind oft tief.“ Luca ergänzt: „Mich fasziniert, wie sich aus Kindheit, Umfeld und Entscheidungen kriminelle Entwicklungen ergeben.“ Trotzdem gibt es Grenzen, besonders durch die Nähe zur Heimatregion. „Ein Fall, in dem eine Freundin von mir die Täter kennt – das wäre mir emotional zu nah“, erzählt Ida. „Manche Bilder, Töne oder Texte sind schwer zu verarbeiten – ich versuche, das dann sachlich anzugehen“, ergänzt Luca. Diese persönliche Nähe und der Respekt gegenüber Betroffenen spielen eine zentrale Rolle bei der Auswahl ihrer Fälle.
Und doch überwiegt bei beiden die Faszination: für die Vielschichtigkeit menschlichen Handelns, für das Spannungsfeld zwischen Normalität und Abgrund. Ihre Arbeit ist keine bloße Unterhaltung – sie ist eine Reise in die psychologischen Tiefen menschlicher Geschichten. Und in jeder Folge schwingt das Bedürfnis mit, nicht nur zu erzählen, sondern auch zu verstehen.
Ausblick: Bühne, Bildschirm, Bindung
Wie soll es weitergehen mit „Verbrechen Hautnah“? Luca und Ida haben einen klaren Kurs: Sie möchten weiterwachsen. Konkret bedeutet das: neue Folgen, neue Live-Termine, einen Ausbau von „Spurensuche LIVE“ deutschlandweit. Kooperationen mit weiteren Partnern stehen ebenso auf dem Plan wie eine stärkere Community-Einbindung. Für Ida ist besonders Letzteres wichtig: „Wir wollen, dass der Podcast auch als Plattform für Austausch dient.“
Doch eines wird sich nicht ändern: Der Podcast bleibt fest verwurzelt in einer Freundschaft, die lange vor der Zusammenarbeit am Mikrofon begann. Und im Wunsch, Geschichten zu erzählen, die unter die Haut gehen – authentisch, eindringlich und mit einem Blick fürs Wesentliche.
Wer auf spannende True-Crime-Geschichten steht und jetzt neugierig geworden ist, darf sich freuen: Die Folgen von „Verbrechen Hautnah“ sind auf allen bekannten Podcast-Plattformen abrufbar. Alle zwei Wochen erscheint eine neue Folge.
KONTAKT
info@verbrechen-hautnah.de
www.verbrechen-hautnah.com/podcast
Instagram: @verbrechen.hautnah