Willi & Ernst


Zwischen Freiheit, Karneval und Kabarett
„Willi & Ernst“ – das satirische Rentner-Duo

Mittlerweile müssen wir die Wehwehchen von Willi und Ernst gar nicht mehr spielen“, sagt Dirk Zimmer lachend. „Ja, das stimmt“, bestätigt Markus Kirschbaum schmunzelnd. „Die Schmerzen sind jetzt echt.“

Seit 20 Jahren stehen die beiden ausgebildeten Schauspieler aus Koblenz als Comedy-Senioren „Willi & Ernst“ auf der Bühne. Mit „einer riesigen Portion Charme und ihren begnadeten Körpern“ sorgen sie mit Witz, Ironie und Anekdoten für jede Menge gute Laune bei ihrem Publikum. So realistisch, dass man sich fragt: Spielen die noch oder sind sie wirklich alt? Sie sind Schauspieler durch und durch und als wichtiger Bestandteil der Koblenzer Kulturlandschaft und des rheinischen Karnevals längst Kult.

Zwei unterschiedliche Wege – viele Gemeinsamkeiten
Kennengelernt haben sich Dirk und Markus bereits vor 33 Jahren im Jugendtheater Koblenz. Gerade 19 und 22 Jahre alt sind sie da. Da waren Rückenschmerzen, Blasenschwäche und Gehstock noch in weiter Ferne. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt von Anfang an. Doch keiner ahnte, dass sie Jahrzehnte später als Rentner-Duo Karriere machen würden.

Als Markus 1992 seine Schauspielausbildung in Hamburg und Mainz beginnt, trennen sich ihre Wege. Markus zieht es nach abgeschlossener Ausbildung nach Köln. Es folgen zahlreiche Engagements an Theatern und er steht in mehr als 50 TV-Sendungen wie „Tatort“, „Soko Köln“ oder „Unter uns“ vor der Kamera. 2004 folgt die internationale Kinoproduktion „The Fallen“. Darüber hinaus ist er 17 Jahre lang festes Ensemblemitglied in der WDR-Kultsendung „Zimmer frei“.

Dirk wiederum geht 1998 zunächst nach Bonn zum Improvisationstheater „Springmaus“, bevor er zwei Jahre später nach Koblenz und zu seinen schauspielerischen Wurzeln zurückkehrt. Er schreibt und inszeniert Kindermusicals und Jugendstücke für das Koblenzer Jugendtheater.

Als er 2005 die Volkstheaterreihe „Zum Schängel“ entwickelt, entstehen die beiden Figuren Willi und Ernst. Dirk ist Autor, Produzent und Schauspieler. Für das satirisch-komödiantische Programm, das Themen der Stadt aufgreift und in Koblenzer Mundart gespielt wird, fehlt ihm noch ein wichtiger Partner: Ernst. „Ich habe einen Kollegen gesucht, der witzig ist, der Kowelenzer Platt spricht und der ein geiler Schauspieler ist“, erzählt Dirk. „Da ist mir nur Markus eingefallen.“

Gesagt, getan. Markus steigt mit ein und das Rentner-Duo ist geboren. „Willi & Ernst“ kommen so gut an, dass sie bereits zwei Jahre später als Soloprogramm ausgekoppelt werden. Doch sie überzeugen nicht nur ihr Publikum. Für „Zum Schängel“ erhalten Dirk und Markus 2007/2008 den „Moddersproochpreis“ der Altstädter Brunnengemeinschaft. 2011 verleiht ihnen die Stadt Koblenz den „Kulturpreis“, der Menschen „für besondere schöpferische Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft oder Kunst“ auszeichnet.

Alltägliches wird zu Comedy und Kabarett
Bis heute hat Dirk 22 Folgen von „Zum Schängel“ und sieben Programme „Willi & Ernst“ geschrieben. Schwierigkeiten, neue Geschichten und Gags zu finden, hat er nicht. Inspiration liefert das Leben selbst. „Man muss nur genau genug hinsehen und beobachten“, erklärt Dirk. „Manche Situationen sind so absurd, dass man einfach nur einen Witz daraus machen kann. Die Welt liefert genug Gags.“

So entstehen bei „Willi & Ernst“ aus Alltäglichem oder eigenen Erlebnissen auf die Spitze getriebene Anekdoten, die das Publikum immer wieder begeistert. „Was wir machen, ist aber nicht bloß Comedy, es ist auch Kabarett“, betont Markus. „Wir sagen deutlich unsere Meinung und haben das große Glück, dass wir selbst entscheiden können, worüber wir sprechen. Wir machen unser Ding, ohne dass uns jemand etwas vorschreiben kann. Ich betrachte das als ein großes Privileg.“ „Wir haben eine unglaubliche Freiheit“, bestätigt Dirk. „Wir können sagen, was wir über die Welt denken, wir können unsere Ansichten mitteilen und müssen uns vor niemandem rechtfertigen. Ich empfinde dafür eine wirklich große Dankbarkeit.“

Resilienz und Improvisation für Karneval
Seit 2011 gehören „Willi & Ernst“ auch unverzichtbar zum Karneval dazu. Ein Business, wie Markus sagt, in dem sich nicht unbedingt leicht Fuß fassen lässt. „Du brauchst eine gewisse Resilienz, um durchzuhalten, wenn es mal nicht so gut läuft. Es gibt einfach Auftritte, bei denen den Leuten nicht gefällt, was du machst.“ „Man darf nicht vergessen: An Karneval ist das Publikum nicht unbedingt wegen uns da“, ergänzt Dirk. „Die Leute sind wegen Karneval da und weil sie feiern wollen. In den seltensten Fällen kommen sie wegen ‚Willi & Ernst‘. Gerade wenn wir zwischen zwei großen Hauptacts auftreten, müssen wir es schon von Anfang an richtig krachen lassen, damit wir nicht zur Pinkelpause werden.“

Improvisation ist somit ein ganz wichtiger Bestandteil von „Willi & Ernst“. Nicht nur, weil die beiden genau das lieben, sondern weil jedes Publikum anders tickt. „Man muss schnell reagieren können, wenn etwas besonders gut oder vielleicht gar nicht funktioniert.“

So sind sie erfolgreich im rheinischen Karneval auf unzähligen Bühnen unterwegs, treten jedes Jahr bei der ZDF-Mädchensitzung auf. Rund 200 Auftritte haben sie allein in der vergangenen Karnevalssession. Ein neuer Rekord. Und ein Fulltime-Job. „Du kannst in der Schauspielerei nicht alles machen. Du musst dich irgendwann entscheiden, weil unterschiedliche Projekte nur schwer miteinander kombinierbar sind.“ Dirk und Markus haben sich schon lange für „Willi & Ernst“ entschieden und sind glücklich mit ihren beiden Rentnern. „Es ist schön, sein Plätzchen in der Kunstwelt gefunden zu haben“, so Markus. „Wir haben mit den Charakteren gewissermaßen auch unser Alter Ego geschaffen. Die Rollen erscheinen nicht nur authentisch, weil immer ein Funke Wahrheit in den Geschichten steckt, sondern eben auch immer ein Stückchen Dirk und Markus.“

„Willi & Ernst“ sind längst mehr als nur ein Comedy-Duo. Sie sind ein Symbol für Freundschaft, für Humor und Professionalität, für Kreativität und künstlerische Freiheit. Und sie überzeugen mit ihrer großen Leidenschaft, Menschen zum Lachen zu bringen.

KONTAKT
www.williundernst.de
info@williundernst.com

Text: Jasmin Rumpf I Fotos: Kai Müller