Dass Brigitte Erdmann ausgerechnet in einem Land nach innerer Befreiung suchte, das wie kein anderes für gelebte Apartheid stand, mag verwundern. Aber für die damals 24-Jährige zählte nur eins: Sie wollte nach Südafrika, das sie nur aus den begeisterten Erzählungen ihrer Freundin kannte und dem sie sich auf unerklärliche Weise verbunden fühlte. Daraus wurden fast 40 Jahre.
Vor drei Jahren ist Brigitte Erdmann (60) wieder in ihre Limburger Heimat zurückgekehrt und sieht sich mit ihrer Agentur für Individualreisen nach Südafrika als Botschafterin für ein Land, das sie nie mehr losgelassen hat. „Ich liebe es, Menschen von diesem Land zu erzählen und ihnen zu einer unvergesslichen Reise zu verhelfen“, sagt sie und leitet über zu der Zeit, wo alles seinen Anfang nahm…
…Ihre wichtigste Reise begann vor 40 Jahren, als sie mit ihrem damaligen Mann aus beruflichen Gründen nach Mexiko zog und dort eine Frau aus Durban kennenlernte, die später ihre beste Freundin werden sollte. Diese kannte Südafrika in und auswendig, hatte gute Kontakte zu Howard Carpendales Eltern in Durban und legte bei Brigitte den Keim der Sehnsucht nach dem unbekannten Land.
Als Brigittes Ehe auseinanderbrach, ging sie nach Deutschland zurück. Hier hielt sie es gerade mal eine Woche aus. Dann packte sie wieder die Koffer. Das Reiseziel: Natürlich Südafrika. „Damals gab es dort noch Apartheid, bedrückend und unfassbar“, erzählt sie über eine bewegte Zeit. „Heute ist das glücklicherweise Vergangenheit.“
In Durban arbeitet die junge Frau in einem Delikatessengeschäft, in Kapstadt in einem Buchladen. Als ihr Visum nach einem Jahr endet, ist sie traurig, aber fest entschlossen, wieder zurückzukehren. In Frankfurt arbeitet die gelernte Bürokauffrau vier Jahre bei einer Bank. Südafrika kann sie nur noch als Touristin besuchen.
Doch 1990 wird für sie das Jahr der Wende. Mit dem Ende der Apartheid wächst das Interesse deutscher Firmen, in Südafrika zu investieren. Das ist Brigittes Chance. Sie bewirbt sich bei der Lufthansa, die mit einem Büro des neu gegründeten „Continental Star Caterers“ in Johannesburg dauerhaft vertreten sein will, und wird genommen. Für sie beginnt eine aufregende Zeit. 1996 wird sie als Ansprechpartnerin für Michael Jackson eingesetzt, der für seine Solo-Welttournee „History World Tour“ live in Johannesburg auftritt. Im Flieger begegnet sie Nelson Mandela.
Auch privat hat die Limburgerin ihr Glück gefunden. Sie hat in Kapstadt geheiratet, macht gemeinsam mit ihrem Mann eine Ranger-Ausbildung und kann dadurch das Land in seiner ganzen Ursprünglichkeit kennen und lieben lernen. Der Kruger National Park und die Nachbarländer Botswana, Sambia und Simbabwe werden für sie das unverstellte Gesicht des „wahren ehrlichen Afrikas“. „Wer die Naturgesetze versteht, lernt Dankbarkeit“, ist sie sich sicher. „Man erkennt sehr schnell, dass der kleinste Käfer ein Teil vom Ganzen ist. Jeder trägt seine Verantwortung, hat seinen Platz auf diesem Planeten und ist Teil eines funktionierenden Systems.“
Doch Brigittes Reise ins eigene Ich ist noch lange nicht abgeschlossen. Als ihr Mann nach 12 Jahren Ehe aus beruflichen Gründen nach Dubai geht, wagt Brigitte nochmals den Blick über den Tellerrand. Sie möchte Spanisch lernen und entscheidet sich für ein Auslandsjahr in Argentinien. Ihr Reisebüro, das sie seit 2004 im Home Office selbstständig betreibt, nimmt sie mit. „Die Laptops haben es möglich gemacht“, sagt sie und profitiert von der Freiheit, die ihr das mobile Arbeiten seither ermöglicht. In Buenos Aires lernt sie zwar weniger die Sprache, dafür aber um so mehr den Tango. 2008 und 2009 steht sie auf der Tangobühne und nimmt sogar an einem internationalen Wettbewerb teil. Dabei repräsentiert sie zum ersten Mal das Land Südafrika. „Ich war tatsächlich eine Exotin“, lacht sie. Das Tango-Gefühl hat sie bis heute nicht losgelassen. Einmal im Monat geht sie zum Tangotanzen ins Café Adaccio nach Koblenz. „Einmal dieses Gefühl getanzt, gibt es kein Zurück mehr. Tief in mir schlägt mein Herz für Südafrika und meine Füße tanzen auch unter dem Schreibtisch Tango à la Argentina.“
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Brigitte Erdmann – Südafrikareisen.
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