Es nicht nur besser, sondern auch anders zu können, war das, was ihn damals antrieb. „Ich war oft als Model bei Fotoworkshops gebucht“, erzählt er. „Bei Felix Rachor oder bei Gabo, und habe mir dort angeschaut, wie diese Top-Fotografen arbeiten.“ Irgendwann findet er selbst Gefallen daran und lässt sich auf das neue Abenteuer mit der Kamera in der Hand ein.
Vor der Kamera
Denn worauf es beim Modeln ankommt, das weiß er schon lange aus eigener Erfahrung. „Du schlüpfst immer wieder in eine andere Rolle - ähnlich wie beim Schauspielen. Die letzten Instruktionen erhältst Du dann vom Fotografen oder Regisseur am Set beim Shooting selbst. Und dann spielt man tatsächlich jedes Mal die Rolle seines Lebens.“
Sich in andere so hineinzuversetzen, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit miteinander verschwimmen, ist für ihn die größte Herausforderung. „Da bin ich dann entweder der coole Typ oder der Sunny Boy mit breitem Lächeln.“ Und genau das ist es, was von ihm als Model erwartet wird. „Der Kunde hat Dich gebucht, er erwartet von Dir eine Top-Leistung und die musst Du auch liefern“, sagt der 33-jährige Geschäftsmann nüchtern, der für unterschiedliche Unternehmen modelt, darunter auch für viele Video- & Filmproduktionen.
Wenn sich dann ein 40-köpfiges Team und 200 Schaulustige um das Model scharen, braucht man starke Nerven. Wie etwa beim Videodreh am Main-Uferfest in Frankfurt. „Man muss tatsächlich auf Knopfdruck funktionieren, denn jede Sekunde kostet Geld. Dann schnellt der Adrenalin-Pegel richtig in die Höhe und der Druck wächst. Alle Augen sind auf Dich gerichtet“, erzählt Marcel und räumt in einem mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf: „Viele haben ein völlig falsches Bild vom Modeln. Sie denken, ein bisschen lächeln und gut aussehen und in die Kamera schauen, das kann ja nicht so schwer
sein. Aber es ist wirklich sehr anstrengend. Du musst immer funktionieren, ob Du traurig, müde oder nicht gut drauf bist. Bei Wind und Wetter, am Wochenende oder unter der Woche, ob Tag oder Nacht. Und das zum Teil über viele Stunden.“
Doch Modeln bedeutet auch Disziplin im Privaten. Denn Körper, Geist und Gesicht sind sein Kapital. Vier- bis fünfmal die Woche Sport sind für Marcel obligatorisch, gesunde Ernährung ist das A und O. „Ich will dem Kunden die beste Version meines Ichs zur Verfügung stellen“, sagt er.
Hinter der Kamera
Spontanität und Kreativität ist bei seiner Arbeit mit Prominenten angesagt. Um sie ins rechte Licht zu rücken, gibt es meist nur ein kurzes Zeitfenster und allzu oft keine Vorabinformationen zur Location. Auch kann der Promi live ganz anders wirken, sodass er nicht mehr ins ursprüngliche Konzept passt. „Der Druck ist in diesem Moment natürlich immens. In Sekundenschnelle muss man sich auf neue Situationen einstellen“, so Marcel, der natürlich 1A-Qualität abliefern will und muss. „Bei meiner Fotografie ist es mir wichtig, dass ich die Leute auch mal von einer anderen Seite zeige. Und die ist oft ganz anders, als das, was sie bisher geshootet haben.“ Filmstrahler zur Dauerbelichtung schaffen das nostalgisch angehauchte Flair, das auf seine besondere Weise mit Licht und Schatten spielt. „Ich liebe diesen alten Filmlook“, gesteht er. Auf Blitzlicht verzichtet er. „Das raubt den Bildern oft jegliche Emotionen.“
So war das mit Gregor Gysi
Sein erstes Promi-Shooting hatte Marcel mit keinem Geringeren als dem Linken-Politiker Dr. Gregor Gysi. Den wollte er unbedingt vor der Kamera haben, Gysi hatte daran vorerst wenig Interesse. Aber Marcels Hartnäckigkeit sollte sich auszahlen. Schließlich sagte Gysi zu und Marcel war im Geschäft. Es folgten Aufnahmen mit Boxweltmeisterin Regina Halmich, Hollywood-Star Lana Parrilla, Fußballweltmeister Roman Weidenfeller, Schauspielerin Mai Duong Kieu und West End Musical-Theater Star Jenny Fitzpatrick. Außerdem arbeitet er als Werbe-/ und Unternehmensfotograf und bietet Corporate- und Produktfotografie an. Doch Marcel hat noch Größeres vor. Mit einem Schauspielkurs in London will er sich als Model und Fotograf weiter vor und hinter der Kamera perfektionieren. „Ein Foto muss für mich eine Geschichte erzählen, die mich packt und nicht mehr loslässt - wie ein Ausschnitt aus einer Filmszene, in die man hineintaucht und nicht mehr vergisst."