DER GOLDFINGER AUF TALENTSUCHE


Eberhard Pacak mischt seit 33 Jahren in der Musikbranche mit

Mit der jüngsten Gold-Verleihung an Angelo Kelly hat Musikpromoter Eberhard Pacak (49) insgesamt 18 Stars mit aufs Treppchen gehoben: darunter 12 Gold Awards, viermal Platin und einmal Doppel-Platin sowie ein LEA (Live Entertainment Award) für die Arbeit mit Philipp Poisel. Wie man das schafft? „Über gute Kontakte und Beziehungen“, sagt der Mann, der seit 33 Jahren im Musikgeschäft mitmischt und seit 16 Jahren eigene Firmengeschichte schreibt.

Eberhard Pacak, der Deutschlands Medienstädte in- und auswendig kennt, wohnt in Eppenrod bei Limburg. „Aus Liebe zur Heimat“, wie er offen bekennt. „Ich bin in der Brückenvorstadt auf der Couch zur Welt gekommen“, erzählt er lachend. „Hier gehöre ich hin.“ Pacak ist trotz seiner Erfolge bodenständig geblieben. „Daran hatte mein Elternhaus großen Anteil“, meint der 49-Jährige, der mit drei Brüdern aufgewachsen ist. Die Mutter Nachtschwester, der Vater Buchbinder – für Helikoptereltern ist da keine Zeit. Er engagiert sich in der katholischen Jugendarbeit, macht Leichtathletik und kann von sich behaupten, als Stürmer im Fußball erfolgreich zu sein. Und dann kommt die Musik in sein Leben und verändert so ziemlich alles.
Sein DJ-Dasein beginnt mit 14. Er legt die ersten Platten bei Jugend- und Pfarrdiscos auf, wird im neu eröffneten Tanzzentrum Josat-Dörr als DJ engagiert, moderiert und motiviert – und merkt, dass Musik sein Leben ist. Das Wirtschafts-Abi bricht er zugunsten einer Lehre bei ZYX-Records ab, dem damals erfolgreichsten Independent Label Europas für Pop- und Discoproduktionen. Sein Chef ist kein Geringerer als Bernhard Mikulski. „Das war mein Einstieg in die Musikbranche“, erinnert sich Pacak, der dort alle Abteilungen durchläuft, vom Lager und Importservice über Buchhaltung und Vertrieb. Nach seiner Lehre fängt er als Radio-Promoter bei Bellaphon-Records in Frankfurt an und ist begeistert. „Mit dem Köfferchen in der Hand“ schlägt er bei den Radiostationen auf, spricht mit den Musikchefs und schafft es, die Redakteure davon zu überzeugen, seine Titel auf die Playlist zu setzen. Mit Schlagern der Flippers, von Suzi Quatro und Bernd Clüver verdient er sich die ersten Sporen und knüpft Kontakte, die er noch bis heute pflegt. „Kontakte und Beziehungen sind das A und O eines guten Promoters“, lässt sich Pacak gerne zitieren. Als er zu Marlboro Music/Philip Morris nach München wechselt, feiert er die ersten richtigen Charterfolge, bringt unter anderem Fun Factory und Dan Lucas heraus. Sieben Jahre arbeitet er dort als Berater, baut als Promoter Radio, TV und Video-Abteilung auf.
Sony Music wird aufmerksam auf seine Erfolge; Pacak wechselt, zunächst nach Frankfurt und schließlich Mitte 2000 ins Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin. „Das war ein Riesenschritt“, wie er rückblickend sagt. Als „Head of Radio“ verbucht er mit Anastacia und „I’m Outta Love“ und mit Toploader und „Dancing In The Moonlight“ zwei Nummer 1-Hits im Airplay.
Seine letzte Stelle als Promotion-Chef und Produktmanager tritt Pacak 2002 bei Coconut Records in Hennef an. „Eine kleine, aber feine Hitschmiede“, wie er sagt. „Ich wollte nicht mehr zwischen Beruf und Familie pendeln, wollte wieder zurück nach Limburg, insbesondere nach der Geburt meines zweiten Sohnes.“
In dieser Zeit bereitet er seine Selbstständigkeit vor. Am 1. April 2004 ist es dann soweit. Und Pacak hat Glück: Der erste von ihm promotete Künstler ist Philipp Poisel, den keiner der führenden Artists & Repertoire Manager mit seinem Album „Wo fängt Dein Himmel an“ unter Vertrag nehmen will. Pacak erkennt sein Talent, spürt „diese ehrliche Musik“ – und vermittelt Poisel an „Grönland Records“. Herbert Grönemeyer will den unbeugsamen jungen Künstler, gibt Poisel den Plattenvertrag und hält sein Versprechen: Das Album erscheint ohne Änderungen – und schafft es mit 100.000 verkauften Alben zu Goldstatus.
Parallel dazu begleitet Pacak das Plattenlabel Dramatico von Mike Batt und feiert große Erfolge mit der Künstlerin Katie Melua. Pacak versteht sich als Entdecker und Förderer junger Künstler, aber auch als Promoter im Back-Katalog wie den Best Ofs von Johnny Cash, Falco, Supertramp, Elvis Presley, Michael Jackson, ACDC oder auch Bob Dylan. „Ich werde daran gemessen, wie oft ein Titel im Radio gespielt wird“, bringt er es auf den Punkt. Doch das alleine reicht ihm nicht.
Vor zwei Jahren hat er sich ein weiteres Standbein geschaffen und eine eigene Edition gegründet. Damit sichert er sich die Rechte an Musiktiteln und ist an den Ausschüttungen der Edition beteiligt. Dort hat er mittlerweile fünf Bands verpflichten können. In der Edition Pacak finden sich Künstler wie der Newcomer aus dem Westerwald Mirko Santocono, David Vidano, Jetzt & Hier, Milou & Flint.
„Immer mehr Künstler kamen auf mich zu, die kein Umfeld hatten, keinen Promoter, keine Plattenfirma, keinen Vertrieb“, erzählt Pacak. Darunter war auch Mirko Santocono, der – wie Pacak sagt – den Ausschlag gegeben habe, einen eigenen Musikverlag zu gründen, der es ihm ermöglicht, in vollem Umfang die Künstler zu betreuen. Die Administration übernimmt der renommierte Roba-Musikverlag.
Und einen Geheim-Tipp hat der Musikpromoter auch noch: Er hat die Limburgerin Melissa Ordonez unter Vertrag, für ihn die „junge Juliane Werding“. Ihr Song „Zeit zu gehen“ hat auf YouTube über 3 Millionen Clicks.

„Kontakte und Beziehungen sind das A und O eines guten Promoters.“

Text: Edith Billigmann / Fotos: Christof Henninger, ©privat/Pacak