Auf Erfolgskurs
Charlotte Dohrs Vita liest sich wie ein musikalisches Bilderbuch: Mit gerade einmal sieben Jahren begann sie, Klarinette zu spielen. Gleich beim Eintritt in das Orchester ihres Heimatortes Zell fiel ihre Wahl auf das Holzblasinstrument. „Ich hatte direkt eine große Klarinette, das hat mir sehr gefallen“, erinnert sie sich. Bereits seit 2012 belegt sie als Schülerin von Iris Egermann an der Koblenzer Musikschule das Hauptfach Klarinette, lässt sich im Ensembleunterricht im Klarinettentrio und –quartett ausbilden und spielt im Zweitfach Klavier. Die Kombination aus Klarinette und Klavier begeistert Charlotte Dohr auch im Zusammenspiel als Duett: „Das ist einfach das tollste Klangerlebnis, das es gibt“, schwärmt die junge Frau.
Nach regelmäßigen Erfolgen innerhalb des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ tat sich das Musiktalent mehrfach beim Landeswettbewerb hervor und belegte 2018 sogar den ersten Platz auf Bundesebene. Zwei Jahre zuvor gelang Charlotte der Einstieg in das Landesjugendorchester und sie wurde zugleich Stipendiatin der Gertrud Bienko Stiftung.
Doch dieser Erfolg ist nicht dem großen Talent allein geschuldet. Dahinter stehen Disziplin, Zielstrebigkeit und viele Übungsstunden. Die Leidenschaft zur Musik und der unbedingte Wille zur Perfektion waren vor vier Jahren ausschlaggebend für ihre Entscheidung, als Klarinettistin zum Internat des Landesmusikgymnasiums (LMG) Rheinland-Pfalz in Montabaur zu wechseln. „Man braucht ein Ziel vor Augen. Das kann ein Wettbewerb sein oder auch einfach nur die nächste Unterrichtsstunde“, sagt sie und der Erfolg gibt ihr Recht: Bei der diesjährigen Abifeier wurde sie als beste Musikerin des LMG ausgezeichnet.
Ihr bisher größtes Highlight erlebte die 19-Jährige vor zwei Jahren mit dem Eintritt in das Bundesjugendorchester. Dabei hat sie sich einen kleinen Traum erfüllt: „In der Elbphilharmonie in Hamburg spielen zu dürfen, war ein außergewöhnliches Erlebnis“, erinnert sich Charlotte. Ihr außergewöhnliches Talent darf sie seit zwei Jahren als Jungstudentin bei Prof. Norbert Kaiser an der Hochschule für Musik in Stuttgart zeigen. Ein echtes Privileg, denn die Plätze dort sind extrem rar und begehrt. Nur wer beim Vorspielen und von Semester zu Semester neu überzeugt, darf sich für die Kurse einschreiben.
Tragende Säulen
Die größte Inspiration auf ihrem musikalischen Weg ist für Charlotte Dohr die eigene Mutter - und das nicht nur, weil auch sie mit der Geige ein klassisches Instrument spielt. „Meine Mutter ist Initiatorin und vor allem eine große Stütze“, erzählt sie. Mit ihr teilt sie nicht nur die Leidenschaft für Musik, sondern auch für Sport. „Oft fahren wir zusammen Fahrrad“, sagt sie. Das sei ein gutes Training und auch ein passender Ausgleich zu Klarinette und Klavier. „Als Musiker muss man sich fit halten“, betont die Klarinettistin, denn „man ist schon einer recht einseitigen Belastung ausgesetzt.“
Gerade das Ausdauertraining auf dem Rad verschafft ihr den sprichwörtlichen langen Atem. Das kommt ihr beim Musizieren entgegen. Doch der alleine reicht natürlich nicht aus. „Es ist gar nicht so einfach, schöne Töne auf der Klarinette zu spielen“, erklärt die Musikerin. Dafür müssten ganz unterschiedliche Faktoren zusammenkommen, damit man sich „mit dem Instrument verbinden kann.“ Zum einen komme es auf die Grundlagen an: „Die einfachen Sachen müssen sitzen“, erklärt sie. Und zum anderen müsse man lernen, sehr geduldig mit sich selbst zu sein. „Wenn ich emotional nicht stabil bin, dann klappt auch das Spiel nicht“, erklärt sie. Dabei hilft Charlotte ihre zweite wichtige Stütze, Iris Egermann. „Für mich gibt es keine bessere Lehrerin“, schwärmt das Talent. „Sie schafft es, aus jedem Schüler immer das Beste herauszuholen.“
Klare Zukunftsvision
Für ihre Zukunft hat Charlotte Dohr einen klaren Plan: Sie will Berufsmusikerin werden - kein einfaches Unterfangen. „Ich habe keinen Plan B“, erklärt die 19-Jährige. „Man muss schon überzeugt davon sein, was man erreichen will.“ Und das ist sie, denn sie weiß:
„Man wächst mit jedem Stück. Es ist immer ein Werden und nie ein Sein.“
Ihre Leidenschaft will sie zum Beruf machen, denn ihr Herz hat sie an die klassische Musik verloren. „Natürlich höre ich auch mal andere Musik, aber das Gefühl bei der klassischen Musik ist ein ganz anderes“, schwärmt sie. Dabei könne sie auch durchaus noch zwischen Analyse und purem Genuss unterscheiden. Die Musiktheorie entzaubere die Stücke nicht, sondern zeige viel mehr die Werkzeuge der Komponisten auf. Charlotte Dohr liebt vor allem die Kompositionen der Spätromantik wie die von Brahms oder Schubert, weil „sie besonders emotional und vielseitig sind“, und träumt davon, eines Tages in einem der großen und bekannten Orchester wie dem HR Orchester aus Frankfurt oder gar der Berliner Philharmonie zu spielen.
Portrait
• Wurde am 5. Januar 2002 in Zell geboren, dort aufgewachsen, wohnt seit vier Jahren in Bullay
• Wurde beim Abitur 2021 am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz (Peter-Altmeier-Gymnasium) als beste Musikerin ausgezeichnet
• Ist Stipendiatin bei der Gertrud-Bienko-Stiftung und dem Lions-Club Koblenz-Rhein/Mosel
• hat 2018 den 1. Bundespreis Jugend musiziert (Klarinette solo) gewonnen; Teilnahme am Stipendium Epoche-f (Ensemble modern); im gleichen Jahr Bundespreisträgerkonzert mit SWR-Aufnahme in Budenheim und Aufnahmeprüfung und Beginn des Jungstudiums bei Prof. Norbert Kaiser
• 2019 Aufnahme ins Bundesjugendorchester; Wintertournee Bundesjugendorchester (u.a. in der Berliner Philharmonie, Elbphilharmonie Hamburg u. d. L. v. Kirill Petrenko); 2. Arbeitsphase Bundesjugendorchester; 1. Bundespreis „Jugend-musiziert“ (Klavier und ein Holzblasinstrument); 3. Bundespreis (Klavier – Kammermusik); Stipendium/ Teilnahme an Detmolder Sommerakademie 2019 mit Prof. Thomas Lindhorst
• 2020 Teilnahme am Meisterkurs d. Eva Lind Musikakademie in Tirol mit Prof. Kaiser