EIN GREENHORN STARTET DURCH


Warum Günter Röser mit 30 Jahren das Leben nochmal neu ausgerichtet hat / Vom Mieter zum Vermieter, Planer, Bauherrn

Mit 30 Jahren hatte Günter Röser sein Leben nochmal neu ausgerichtet, wurde vom Mieter zum Vermieter, Planer, Bauherrn und Vermarkter großer Gewerbeflächen und Wohnparks. Was dem Greenhorn keiner zugetraut hatte, meisterte der junge Mann, der nur vier Jahre die Schulbank gedrückt hatte, mit Bravour. Mittlerweile ist der Gewerbepark in Dornburg Mittel- und Anziehungspunkt nicht nur für das 9000-Einwohner-Gemeinde, sondern für die gesamte Umgebung.

Unter Rösers Regie sind zudem ein Pflegeheim entstanden sowie Häuser für Mehrgenerationen und Betreutes Wohnen. Die gesamte Investitionssumme beläuft sich auf 32 Millionen Euro. In drei Jahren wird mit der endgültigen Fertigstellung gerechnet.


„Ich hatte eine sehr schöne Kindheit“, sagt der mittlerweile 63-Jährige und erzählt seine Geschichte, die alles andere als beschaulich wirkt. Aufgewachsen in Thalheim mit sieben Geschwistern, führt er fernab der Stadt ein unbeschwertes Leben.

„Einfach draußen mit anderen Kindern zu spielen, das war das Größte.“

Als er mit 6 Jahren eingeschult wird, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Doch zwei Monate später wird bei ihm Morbus Perthes festgestellt, eine orthopädische Kinderkrankheit, bei der Knochengewebe im Hüftkopf abstirbt. Schonhinken, Knieschmerzen und Einschränkungen bei der Drehung des Hüftgelenks sind die Folgen. Für den kleinen Günter bedeutet das vorerst das Ende der Schulzeit. Im Wechsel geht es nun fortan 12 Wochen in die Uniklinik nach Frankfurt und sechs Wochen nach Hause. Das Ganze drei Jahre lang. Unterrichtet wird er in der Uniklinik. Rechnen, Lesen und Schreiben liegen ihm, als einziges Manko bleibt ein ungewöhnliches Schriftbild: „Weil ich es mir selber beibringen musste“, erklärt Röser.
Wieder regulär eingeschult wird er 1969. Da ist er bereits 9 und Viertklässler; ein Jahr später kommt er auf die weiterführende Schule. Dort überspringt er wegen überdurchschnittlicher Leistungen eine Klasse, kommt von der 7. direkt in die 9.. Als er die Schule mit dem Hauptschulabschluss verlässt, hat er ganze vier Jahre Unterrichtszeit genossen.


Gegen den ärztlichen Rat, schwere Hebetätigkeiten zu meiden, beginnt er eine Ausbildung zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer. Als er 18 Jahre alt ist, stirbt seine geliebte Mutter. „Danach wurde ich sehr schnell erwachsen“, sagt er nachdenklich. „Aber ich wusste, wo es lang geht.“ Der Gesellenprüfung folgt schnell der erste Titel Sanitärmeister mit gerade mal 21 Jahren. Mit 24 Jahren macht er den zweiten Meister als Heizungsbauer. Da ist er bereits seit zwei Jahren selbstständig und drückt nebenbei noch einmal die Schulbank, um an der damaligen Limburger Tagesaufbauschule die Mittlere Reife nachzuholen. Dieses Ziel erreicht er. Das andere, die Fachoberschule zu besuchen und anschließend Versorgungstechnik zu studieren, legt er ad acta. „Ich war zu sehr in meinen Beruf verliebt und hatte nicht nur handwerkliches, sondern auch kaufmännisches Geschick“, erzählt er.

Die Chronologie des Erfolgs
Sein Handwerksbetrieb, die Röser GmbH im Heizungsbau in der Langendernbacher Straße 69, läuft ausgesprochen gut. So gut, dass er sich entschließt, spätestens mit 50 Jahren in Rente zu gehen. Sein Freund Gerd-Peter Rick holt 1995 ihn in ein weiteres Projekt, die Fliesen- und Bäderausstellung, ebenfalls in der Langendernbacher Straße 69 angesiedelt. Er mietet sich dort ein und gründet die „Baden & Heizen GmbH“. Doch als sein Freund 1997 unerwartet stirbt, plant Röser sein Leben neu. Statt den Fokus auf die Rente zu legen, startet er ein Jahr später durch. Nach Verhandlungen mit der Bank erwirbt er das Grundstück der Baustoff Rick KG mit ca. 32.000 m². Die Planungen für einen Einkaufspark beginnen. „Ich war ein Greenhorn“, sagt Günter Röser von sich. „Alle warteten darauf, mich scheitern zu sehen. Ich hatte in der Gemeinde nicht immer einen Förderer.“ Als sich 2002 umsatzstarke Märkte wie LIDL und Schlecker ansiedeln und später Getränkemarkt, Friseur, Handyladen und Elektrogeschäft hinzukommen, ist auch der letzte Kritiker verstummt.


2014 geht Röser nochmals in die Offensive, als LIDL sich vergrößern und Rossmann auf die insolvente Schlecker-Kette folgen will. 8000 m² Bauland erwirbt er von der Betonstein Rick KG. Vorausschauend sichert er sich das Vorkaufsrecht für die restlichen ca. 32.000 m². Im April 2016 feiern LIDL und Rossmann ihre Eröffnung, im Oktober dann der Mühlenbäcker mit Backhaus und Café.
2016 löst Günter Röser beim Konkursverwalter sein Vorkaufsrecht für das 32.000 m²-Grundstück der Betonstein Rick KG ein und treibt - allen Unkenrufen zum Trotz - mit Macht das voran, was wir heute sehen: Ein Pflegeheim mit 60 Zimmern entsteht, ebenso drei Mehrgenerationenhäuser mit neun Wohnungen und zwei mit jeweils sieben Wohnungen. Dem ersten Projekt Betreutes Wohnen mit 29 Einheiten folgt aktuell das zweite mit 28 barrierefreien Eigentumswohnungen für Eigennutzer, aber auch Kapitalanleger, von denen bereits vor Baubeginn die ersten zehn verkauft wurden.
Von den entstandenen 26 Bauplätzen hat die KSK Limburg 13 erworben, die restlichen Bauplätze wurden in Abstimmung mit Günter Röser und der Gemeinde Dornburg veräußert. Ein Ärztehaus ist in Verhandlung.
Und auch im Gebäude der Bäderausstellung tut sich so einiges. Hier sind eine Apotheke und ein Sanitätshaus geplant.
Sein Erfolgsrezept? „Wissen, was man kann, positiv denken und bereit sein, Umwege zu gehen“, so Rösers Antwort. Oder zu fahren. . . Denn mit seinem kaufmännischen Riecher hat er in ein zur Zeit sehr populäres Projekt investiert. Auf dem Gelände des Gewerbeparks sind vor Kurzem 34 Ladestationen für Elektrofahrzeuge entstanden.

Portrait

Geboren am 15. Januar 1958 in Thalheim, aufgewachsen mit sieben Geschwistern
Erkrankte mit sechs Jahren an Morbus Perthes
Ist ein Rechenkünstler mit handwerklichem Geschick
Ist sehr ehrgeizig: Hat zwei Meistertitel, den ersten mit 21, den zweiten mit 24 Jahren, wurde selbstständig mit 22, holte die Mittlere Reife mit 24 nach
Besitzt den größten Gewerbepark in Dornburg und Umgebung
Ist Bauherr von Pflegeheimen, Mehrgenerationenhäuser und Wohnparks für Betreutes Wohnen
Hat sich als Günter Röser Unternehmensgruppe ein Imperium aufgebaut mit:

  • Immobilien
  • Vermietung & Verpachtung
  • Erneuerbaren Energien
  • Heizung & Sanitär
  • Bäder- & Fliesenstudio
  • Bezeichnet sich selbst als „Typ, der das Risiko nie scheut, aber trotzdem den kühlen Kopf behält“

Kontakt

Günter Röser Unternehmensgruppe
Langendernbacher Straße 69
65599 Dornburg
guenter-roeser@heizung-roeser.de

Text: Edith Billigmann / Fotos: Christof Henninger; privat