EHC Neuwied


Eishockey Neuwied
In der Bärenhöhle steppt nicht nur der Bär
EHC und Fans machen Eishockey in Neuwied zum Erlebnis

Fragt man in unserer Region die Fans nach der Sportart Nummer Eins, dann wird man überwiegend den Fußball genannt bekommen. Beschränkt man aber den Kreis der Befragten auf die Kernstadt Neuwied samt engerem Umfeld, dann steht vor allem Eishockey weit oben in der Gunst. Das liegt am Eishockey-Club (EHC) „Die Bären“ 2016. Zu dessen Heimspielen ins Neuwieder „Icehouse“ an der Andernacher Straße kommen regelmäßig mehrere Hundert Fans, die in der Halle für Stimmung und Unterstützung der ersten Mannschaft sorgen. Und zu den Spitzenspielen ist die etwa 2400 Zuschauer fassende Halle auch schnell mal ausverkauft – „Sporttempel“ mit Kultstatus in der Deichstadt.

40 Jahre mit Auf und Ab
Obwohl die Bären aktuell die Jahreszahl 2016 als Gründungsdatum im Namen tragen, wird schon gut 40 Jahre Eishockey in Neuwied gespielt. Im Dezember 1979 gründete sich mit dem EHC Neuwied der erste Verein, der mit den im Eishockey üblichen verschiedenen Namenszusätzen „Wikinger“ oder „Bären“ in den Anfangsjahren in Landes-, Regional- und schließlich in der Oberliga spielte. 1994 folgte eine größere Reform im Deutschen Eishockeybund (DEB) mit der Gründung der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für die Spitzenclubs der damaligen Bundesliga.
Fortan traten die Bären als unterklassiger Verein in der Nordgruppe der 1. Liga des DEB an, die 1999 zur Bundesliga wurde. Die 2000er Jahre wurden aber eher zur Achterbahnfahrt für den Verein, was zum einen an der wechselhaften Spielstärke des Teams lag, vor allem aber an wirtschaftlichen Problemen. Begleitet von einigen Insolvenzverfahren kam es zu Neugründungen und Strukturveränderungen im Verein und dessen Vorstand. Sportlich ging es entsprechend mal auf, mal ab.

Seit sieben Jahren klare Strukturen und Stabilität
2016 erfolgt der Neuanfang mit der Gründung des EHC „Die Bären“, der bis heute Bestand hat und aktuell von einem Vorstand mit dem Neuwieder Unternehmer und Gastronom Burkhard Weller geführt wird. Unterstützt wird das Leitungsteam von einem Wirtschaftsbeirat, der neben seiner beratenden Funktion insbesondere Kontakte zu Neuwieder Unternehmen knüpft und pflegt, von denen aktuell rund 60 als Sponsoren die Jugendmannschaften in den Altersbereichen U11 – U20 und natürlich die 1. Mannschaft fördern. Die spielt seit dem Neuanfang auf einem semiprofessionellen Niveau mit einer guten Mischung aus deutschen und ausländischen Spielern.
Sportliche Heimat war bis zur vorigen Saison die Regionalliga West, in der neben den Vereinen aus Nordrhein-Westfalen auch die Neuwieder und die EG Diez-Limburg quasi als „Auswärtige“ antraten. In der Saison 2022/23 gelang den Bären, die bereits zum dritten Mal in Folge im Liga-Finale standen, mit dem Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft der große Wurf. Was folgte war jedoch zunächst eine Ernüchterung. Der NRW-Verband probte eine Art Aufstand gegen Limburg und Neuwied, deren Erfolg ein Dorn im Auge der Konkurrenz war. Kurzerhand verbannte man beide Clubs aus der NRW-Liga.

Statt NRW jetzt international
Aber immer, wenn eine Tür zu geht, tut sich eine andere auf. Auch in den Niederlanden und Belgien wird Eishockey gespielt. Doch die jeweils geringe Anzahl von Vereinen dort reicht nicht aus, um einen eigenen, nationalen Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Als Lösung kam es zur Gründung der BENE-Leauge und in der spielen seit dieser Saison die Teams aus Diez-Limburg und Neuwied mit. „Die Begleitumstände mit dem Verhalten der NRW-Vereine waren natürlich ärgerlich und haben uns in der Saisonvorbereitung einiges an unvorhergesehener Arbeit gebracht“, blickt Burkhard Weller auf die zurückliegenden Monate. „Aber es hat sich auch gelohnt, denn was wir jetzt an sportlichem Niveau bei unseren Spielen erleben, ist deutlich anspruchsvoller. Bei den Gegnern aus den Niederlanden und Belgien sind einige Vollprofis mit einer Spielstärke dabei, die unser Team an seine Grenzen bringt. Doch daraus können wir nur lernen und an der Herausforderung wachsen. Geplant ist zudem, die Liga zukünftig vielleicht auszuweiten mit grenznahen Mannschaften aus Frankreich und Luxemburg. Das sorgt nochmal für eine besondere Attraktivität.“
Für die gesamte Organisation rund um die Bären ist Manager Carsten Billigmann verantwortlich. Er fügt einen weiteren positiven Aspekt hinzu: „Wirtschaftlich besteht in der BENE-Liga für uns mit den Reisen zu den Auswärtsspielen kaum ein Unterschied zu den früheren Fahrten nach NRW. Da ging es auch weit bis an die nördliche Landesgrenze. Die Entfernungen nach Heerentals, Lüttich, Mechelen oder Geleen sind nicht länger, die sportliche Qualität allerdings weitaus größer.“
Was das bedeutet, haben die Neuwieder Bären in der Ende November abgeschlossenen Vorsaison mit den Sielen zum BENE-Cup schon gespürt. Da gab es in der Vorrunde zwar das ein oder andere Erfolgserlebnis, aber doch auch einige empfindliche Niederlagen, so dass es für die Play-Off-Spiele nicht reichen wird. Aber die Weichen für die eigentlichen Liga-Spiele, die am 22. Dezember beginnen und dann bis Anfang März insgesamt acht Heimspiele ins „Icehouse“ bringen werden, sind gestellt.
„Wir haben eine lange Verletztenliste, auf der auch einige unserer Leistungsträger stehen. Da kann die Spielpause helfen. Zudem wird es auch in der Teamzusammenstellung Veränderungen geben. Einige Spieler bringen auf dem Eis nicht konstant die Leistung, die unseren Ansprüchen genügt. Andere, die noch in der zweiten Reihe stehen, haben schon bewiesen, dass sie sich reinhängen wollen für den Erfolg. Mit Leos Sulak haben wir einen erfahrenen Trainer, der mit solchen Situationen umgehen kann und die richtigen Schlüsse für die weitere Saison ziehen wird“, blickt Billigman mit vorsichtigem Optimismus auf das Kommende.

Unbezahlbar – die Treue der Fans und Förderer
Der Liebe der Fans zu ihren Bären hat das bisher zumindest keinen Abbruch getan. Weiterhin ist die „Bärenhöhle“, wie sie ihr Stadion nennen, bei den Heimspielen mit mehreren Hundert Zuschauern gut gefüllt. Viele davon tragen natürlich die Trikots ihrer Lieblinge oder zumindest den Vereinsschal. Diese und viele weitere Artikel werden im Bären-Fanshop gleich neben der Halle angeboten.
Unverzichtbar ist auch der harte Kern der Fans, der während der Spiele von der Tribünen-Mitte aus unermüdlich mit Trommeln und Fangesängen für die nötige Stimmung und Anfeuerung sorgt. „Die Treue der Fans hält wie die wirtschaftliche Unterstützung der Sponsoren und Förderer das Herz des Vereins am Schlagen. Wir sind mit unserem Vorstandsteam mehr als dankbar dafür und wissen zu schätzen, dass da alle mit uns durch Dick und Dünn gehen“, wertet Burkhard Weller die aktuelle Lage. „Diese Zuneigung zum Verein und zu dem Sport motiviert auch die rund 30 ehrenamtlichen Helfer, die dankenswerterweise für einen reibungslosen Ablauf der Heimspiele im Icehouse sorgen. Ohne die ging es nicht.“

Ganz nah dran am Eishockey
Eishockey hat nicht zuletzt durch die Erfolge der Nationalmannschaft in Deutschland weitere Freunde gewonnen. Silber bei der Olympischen Spielen 2018 und die gleiche Medaillenfarbe bei der letzten Weltmeisterschaft haben das Team endgültig im Kreis der Top-Nationen etabliert. Meist sind aber die Spiele im Fernsehen nicht immer einfach zu verfolgen, denn die schnellste „Mannschaftssportart der Welt“ bietet nicht selten innerhalb einer Minute eine Fülle an verschiedenen Spielsituationen. Wer da mal wesentlich näher dran sein möchte, der ist im Neuwieder Icehouse richtig. Die Tribüne bietet einen guten Blick auf das Geschehen. Auf den Stehplätzen rund um die Bande der Eisfläche ist man auf Augenhöhe mit den Spielern. Die Stimmung gibt es in der Bärenhöhle gratis dazu und es dauert nicht lange, bis man als Erstbesucher davon angesteckt wird. Und in den Drittelpausen gibt es nicht nur den Isodrink für die Mannschaft, sondern in der modernen Stadionlounge auch jede Menge Stärkung für die Fans.
Also, warum nicht mal zum Eishockey nach Neuwied? Es spricht viel dafür und alle Infos dazu gibt es auf www.diebaeren2016.de.

Fotos: Arno Boes, EHC

Arno Boes