DOSB


Hoher, schneller, weiter
Der deutsche Sport und die olympische Idee haben einen wichtigen Standort in Limburg

Wenn Thomas Weikert aus dem Fenster seines Büros in Limburg sieht, blickt er direkt auf die Eisenbahngleise der Bundesbahn kurz vor dem Limburger Innenstadtbahnhof. Nicht gerade ein Blick in die von vielen erhoffte und gewünschte glanzvolle Zukunft des Unternehmens. Er hat allerdings selbst durchaus schon Zukunftsprojekte im Blick, die für Deutschland glanzvoll sein könnten und dieser Blick ist langfristig. Der 62-jährige Thomas Weikert, Familienvater, wohnhaft in Hadamar, hat eine Rechtsanwaltskanzlei in Limburg. Der Schwerpunkt seiner juristischen Arbeit liegt auf dem Familien- und Sportrecht.

DOSB – für den deutschen Sport

Nebenbei – und dies soll hier im Mittelpunkt stehen – ist er ehrenamtlich in einem Sportverbandaktiv. Er ist Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, DOSB, dem größten, wichtigsten, bedeutendsten und sicher auch einflussreichsten Sportverband in Deutschland. Bis 2006 wurden die relevanten Interessen vom Deutschen Sportbund und dem „Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland“ getrennt vertreten. 2006 fusionierten die beiden Verbände zum DOSB. Er steht laut Selbstverständnis vor allem für „Leistung, Gesundheit, Lebensfreude und Wertevermittlung“. Gründungspräsident war Thomas Bach, Fecht-Olympiasieger bei den Olympischen Spielen 1976 und inzwischen seit einigen Jahren Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, IOC.
Über seine Mitgliedsverbände hat der Dachverband DOSB in seinen Reihen rund 87 000 Sportvereine und 27 Millionen Mitglieder. Er vertritt die Interessen seiner Mitgliedsorganisationen gegenüber den Institutionen EU, Bund, Länder, Gemeinden und Kirchen. Der DOSB finanziert sich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen, Lotterieeinnahmen und Vermarktungslizenzen. Einzelne Projekte werden durch Drittmittel des Bundes getragen.

Das Präsidium, dem Thomas Weikert vorsteht, bestimmt die strategische Ausrichtung dieser Dachorganisation des deutschen Sports. Für ihn persönlich ist noch wichtig: „Ein DOSB-Präsidium unter meiner Führung ist immer eines des Dialogs und des Interessenausgleichs.“

Thomas Weikert ist ein Mannschaftsspieler

Schon sehr früh zog es den damals noch kleinen Thomas Weikert zum Sport. Zunächst spielte er Fußball, stellte aber sehr schnell fest, dass sein Talent weniger beim Fußball als vielmehr beim Tischtennis lag. In der Rückschau sagt er, sei ihm vor allem der Sport in einer Mannschaft wichtig gewesen. Gerade Mannschaftssport macht ihm auch heute noch viel Spaß.
Und er ist sich sicher: „Man lernt zum Beispiel die Bedeutung von Regeln und den Respekt vor dem Gegner.“ Erkenntnisse, die ihm heute noch als Anwalt zugutekommen. Etwas größer gedacht helfe aus seiner Sicht Sport auch, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Als Tischtennisspieler hatte er durchaus Erfolg und spielte in den 80er Jahren in der Tischtennis-Bundesliga. Mit dem deutschen Tischtennis-Weltklassespieler Timo Boll ist er auch heute noch gut befreundet.

Steile Verbandskarriere

In Elz begann Mitte der 90er Jahre für Thomas Weikert seine Verbandskarriere. Bis heute ist er aktives Mitglied im Tischtennis-Club Elz. Der damalige Generalsekretär des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) kam aus der Limburger Nachbargemeinde Elz. Er fragte ihn, ob er nicht Mitglied im Kontrollausschuss des Vorstands werden wolle. Und ja, er wollte. Später wurde er selbst Präsident des DTTB und begann wenig später seine internationale Verbandslaufbahn. Von 2005 bis 2015 stand er dem DTTB als Präsident vor. 2009 wurde er zusätzlich Vizepräsident des Tischtennis-Weltverbands ITTF. 2017 wählte ihn das Gremium zu seinem Präsidenten. In Weimar wurde er 2021 bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes als Nachfolger von Alfons Hörmann gewählt und 2022 in Baden-Baden in diesem Amt bestätigt.

Seit dieser Zeit ist für Thomas Weikert die Verbandsarbeit noch internationaler geworden. Dennoch hat er nie den direkten Draht zu seinem „Heimatsport“ verloren. Ob als Aktiver beim Elzer Tischtennis oder als Zuschauer beispielsweise beim Limburger Hockey Club oder verschiedenen Fußballvereinen, „so oft mir dies bei meinen Terminen möglich ist“.
Obwohl er regelmäßig mit IOC-Präsident Thomas Bach telefoniert und die deutsche Sportdelegation bei den Olympischen Spielen in Paris anführen wird, ist er doch immer bodenständig, nahbar und seiner Heimat verbunden geblieben.

Olympia 2024 in Paris

Auf die Frage, was er sich bei dem riesigen Sportangebot bei Olympia in Paris in diesem Jahr ansehen wird, antwortet er spontan: „Zehnkampf, Langstreckenschwimmen, Hockey und natürlich Tischtennis.“ Darüber hinaus hängen seine Besuche auch von den Erfolgsaussichten der deutschen Olympia-teilnehmerinnen und -teilnehmer ab. Insgesamt wird er sich drei Wochen zu Olympia in der französischen Hauptstadt aufhalten.

Dabei freut er sich auch auf neue Sportarten bei Olympia. Jedes ausrichtende Land darf sich dafür neue Sportarten aussuchen. Thomas Weikert wird dann gespannt auf „Breakdance“ und „3er Basketball“ schauen. Sein Besuch in Paris hat aber noch einen anderen Hintergrund. Er will sich ansehen, „wie Olympische Spiele gehen“.

Ehrung für besondere Verdienste

Neben anderen Ehrungen erhielt Thomas Weikert 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande, überreicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der auch Schirmherr des DOSB ist. Mit dieser Auszeichnung wurde er vor allem für sein Anti-Doping-Engagement geehrt. In der Begründung für die Ordensverleihung heißt es: „Mit großem Engagement hat er sich für ein deutsches Anti-Doping-Gesetz eingesetzt. (…) Thomas Weikert erkannte früher als manch andere, dass die Bekämpfung des Dopings im eigenen Interesse der Sportler und Sportverbände liegt. (…) Mit unkonventionellem Handeln hat Thomas Weikert im Mai 2018 bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft kurzfristig eine gesamtkoreanische Mannschaft ermöglicht und damit gezeigt, wie der Sport zu Frieden und Verständigung beitragen kann.“

Olympische Spiele in Deutschland

Thomas Weikert freut sich schon sehr auf die Olympischen Spiele in Paris. Aber sein Blick als DOSB-Präsident geht zeitlich weit darüber hinaus und richtet sich auf Deutschland. Zusammen mit seinen Präsidiumskolleginnen und -kollegen, ja, dem gesamten DOSB, möchte er Olympische und Paralympische Spiele nach Deutschland holen. Für die Jahre 2036 und 2040 wäre aus seiner Sicht eine Bewerbung möglich. Für 2036 gibt es allerdings zwei sehr unterschiedliche Positionen. Die eine will auf keinen Fall den Eindruck erwecken, man wolle das 100-jährige Jubiläum der Nazi-Olympiade von 1936 in Berlin feiern. Die andere will gerade die 100 Jahre nach Berlin nutzen, um zu zeigen, wie positiv, demokratisch und weltoffen sich unser Land in dieser Zeit entwickelt hat.
Deutschland ist aus Sicht des DOSB-Präsidenten prädestiniert für eine Olympiade. Fast alle notwendigen Sportstätten seien bereits vorhanden. Ein wichtiges Argument für die vom IOC vorgegebene Nachhaltigkeit künftiger Olympischer Spiele. Deutschland habe sich zudem in der Vergangenheit als herausragender Gastgeber bei internationalen Sportevents gezeigt. Die deutsche Infrastruktur bekäme durch Olympia einen zusätzlichen Schub. Und natürlich würden sich die deutschen Sportler besonders freuen. Für den deutschen Sport wären Olympische Spiele in Deutschland ein großer Schritt nach vorne und würde großes zusätzliches Potential erschließen.
Fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DOSB-Geschäftsstelle arbeiten bereits an einer möglichen Bewerbung. Bundesinnenministerin Nancy Faeser weiß er bei seinem Engagement inzwischen an seiner Seite. „Wir müssen aber in Berlin noch ein paar zusätzliche dicke Bretter bohren“, fasst er seine Zielsetzung für die Zukunft zusammen. Mit dieser möglichen Olympiabewerbung zeigt Thomas Weikert ein weiteres Mal seinen sportlichen und sportpolitischen Weitblick. Zusammen mit seinem nationalen und internationalen Engagement ist er ein großartiger Repräsentant und Botschafter, verwurzelt in der Region Limburg.

Fotos: Picture Alliance/DOSB, Thomas Weikert/TTC Elz, Klaus-Peter Kreß

Klaus-Peter Kreß