Die Höhner


50 Jahre kölsche Kultur
Die Höhner starten mit „11+11“ in eine neue Ära

Es ist ein Freitagabend im Oktober 2024. Draußen leuchten die Lichter der Stadt Köln, und der Cinedom-Komplex erhebt sich wie ein Monument moderner Kultur im Herzen des Mediaparks. An diesem Abend ist er Schauplatz eines ganz besonderen Ereignisses der „kölschen Kultur“: Die Höhner, die bekannteste kölsche Band, haben zur Premiere ihres neuen Albums „11+11“ – eingeladen und es ist nicht nur ein Fest für die Ohren, sondern auch für die Augen und das „Hätz“.

In Dolby Atmos abgemischte Musikvideos, kostenloses Popcorn, zahlreiche geladene und namhafte Gäste und am Ende sogar ein exklusives Live-Konzert – ein Abend, der eindrucksvoll zeigt, dass die Höhner auch nach über 50 Jahren Bandgeschichte nichts von ihrer Energie und Zugkraft verloren haben. „Wenn du über Jahre auf so etwas hinarbeitest, mit viel Zeit, Energie, Kraft und Tränen, und dann in einem Kino wie diesem stehen darfst, ist das ein ganz besonderes Erlebnis“, sagt Patrick Lück, der neue Sänger der Höhner, während der Premiere.

Ein besonderer Kinoabend mit ATMOSphäre

Als sich die Türen des Premierensaals öffnen, strömen etwa 500 Fans, Journalisten und Musikbegeisterte herein. Alle werden herzlich begrüßt – als sei dies weniger ein klassisches Marketingevent als vielmehr ein Abend unter „echte Fründen“. Während sich das neugierige Publikum langsam im Saal niederlässt und die populäre WDR-Reporterin Manuela Klein ihre letzten Worte der Live-Schalte in die Lokalzeit abgesendet, erklingen auch schon die ersten moderativen Momente zum neuen Album. Sie kommen von Cabaret-Star Ken Reise, der auch noch einen besonderen Auftritt als „Julie Voyage“ in einem der neuen Musikvideos hat.
Der Moderator zeigt zunächst ein mehrminütiges Einstimmungsvideo auf der großen Leinwand, bevor die Stars des Abends durch das Publikum kommend ihren Auftritt haben. Das „Opening Video“ ist ein erstes, fast schüchternes, wenn auch humorvolles Kennenlernen mit der Vielfalt von „11+11“ – einer Platte, die nicht nur die musikalische Geschichte der Höhner würdigt, sondern auch als Zeichen für ihren Aufbruch in die Zukunft dient. Die Bühne des Abends ist nicht ausschließlich die große Leinwand im Cinedom, sondern auch die für Musik neuartige Dolby Atmos-Technik, welche die Musik in eine dreidimensionale Klangwelt verwandelt. „Es fühlt sich an, als säße man mitten in der Band“, schwärmt nicht nur Patrick Lück.

Ein halbes Jahrhundert kölsche Geschichte

Die Höhner, eine der bekanntesten Kölner Bands, erinnern mit ihrer Geschichte an eine Zeitreise durch die Kölner Musikszene. Gegründet 1972 als „Ne Höhnerhoff“ von den Studenten Peter Werner, Janus Fröhlich, Rolf Lessenich und Walter Pelzer, prägen sie die kulturelle Aufbruchsstimmung der Stadt. Schon in den frühen 1970er Jahren ist Köln ein Schmelztiegel musikalischer Experimente, in dem die Bläck Fööss bereits den Karneval revolutionierten. „Ne Höhnerhoff“ folgen als jugendliche Kraft und wurden bald Teil der Kölner Musikszene.

1977 kommt mit Peter Horn ein neuer Leadsänger hinzu und die Band, nun „de Höhner“, erhält ein klareres Profil. Ihre erste Platte 1978 mit Liedern wie „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ wird ein Erfolg und legt den Grundstein für ihre Karriere. Die 1980er Jahre markieren ihren Durchbruch mit Hits wie „Ich bin 'ne Räuber“ und „Echte Fründe“. Henning Krautmacher übernimmt 1986 als Frontmann und prägt die Band mit seinem Schnauzbart und energiegeladener Präsenz.

In den 1990ern feiern die Höhner mit „Die Karawane zieht weiter“, das 38 Wochen in den Charts bleibt, ihre größte Popularität und erhalten ihre erste Goldene Schallplatte. Ein weiteres Highlight ist die Zirkusshow mit Roncalli 1997, die auch außerhalb Kölns großen Anklang findet. 1998 erschien „Mer stonn zo dir, FC Kölle“, ein Muss bei Heimspielen des 1. FC Köln. Mit „Viva Colonia“ 2003 erlangen die Höhner nationale Berühmtheit und werden ein fester Bestandteil deutscher Partys.

2007 kommt mit „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ ihr größter Erfolg: Der Song wird zur Hymne der Handball-Weltmeisterschaft und erreicht Platz eins der Charts. Die Band erhält Platin und die Goldene Stimmgabel, was ihre Stellung als weit mehr als eine regionale Karnevalsband festigt.

Mit dem Rückzug von Peter Werner und Janus Fröhlich 2015 beginnt eine neue Ära. Das Album „Alles op Anfang“ von 2021 und der Einstieg von Patrick Lück als Sänger zeigen, dass die Band sich immer wieder neu erfindet und dabei ihre Verbindung aus kölschem Sound und Lebensfreude bewahrt. So bleiben die Höhner eine Institution, die Generationen verbindet und das Lebensgefühl einer Region verkörpert.

„11+11“ – Vergangenheit und Zukunft verbunden

Das neue Album „11+11“ ist ein Meisterwerk der Balance zwischen Tradition und Innovation. Es besteht aus zwei Hälften: Elf brandneue Songs und elf neu arrangierte Klassiker aus dem Höhner-Repertoire. Diese Mischung zeigt nicht nur den tiefen Respekt der Band vor ihrer eigenen Geschichte, sondern auch ihre unbändige Lust, neue musikalische Territorien zu erschließen. Legendäre Songs werden neu interpretiert, aber es sind die elf neuen Stücke, die das Album besonders spannend machen. Die stilistische Vielfalt macht „11+11“ zu einer Reise durch verschiedene musikalische Genres – immer verbunden mit dem unverwechselbaren Höhner-Sound.
Ein Höhepunkt des neuen Albums ist das Musikvideo zu „Au revoir“. Aufgrund des Titels entscheidet sich die Band, die Geschichte in Paris zu erzählen, wie Patrick Lück beschreibt: „Wir haben uns gesagt, was passt besser zu „Au revoir“ als Paris? Also haben wir eine Reise dorthin gemacht, um das Video zu drehen. Es war eine unglaubliche Erfahrung, und wir sind sehr stolz auf das Ergebnis.“ Im Clip hat Ken Reise als „Julie Voyage“ einen besonderen Auftritt, der von den Fans begeistert aufgenommen wird.

Was die Premiere jedoch besonders macht, ist die Verwendung von Dolby Atmos, einer revolutionären Technik, die den Klang in eine dreidimensionale Erlebniswelt transformiert. Bei herkömmlichen Stereo-Aufnahmen kommen die Töne nur von links und rechts, vielleicht von vorn – in Dolby Atmos jedoch scheint die Musik aus allen Richtungen zu kommen, von oben, von hinten, als wäre man von den Klängen umgeben. „Wir wollen Vorreiter sein“, erklärt Lück selbstbewusst und verweist darauf, dass die Technik in Zukunft in Kopfhörern, Soundsystemen und Autos eine immer größere Rolle spielen wird.

Das Studio 61 – Kreativzentrum für Stars

Hinter dieser aufwendigen Produktion steckt niemand Geringeres als Christian Geller und sein heute schon legendäres Studio 61 in Kruft, nahe Andernach. Geller, ein erfahrener Musikproduzent und Star-Komponist, hat in den letzten Jahren in seiner Heimat ein Hightech-Studio geschaffen, das in der deutschen Musiklandschaft seinesgleichen sucht. Auf 1000 Quadratmetern bietet das Studio alle technischen Voraussetzungen, die ein modernes Produktionsumfeld braucht – von High-End-Audioequipment über Videoproduktion bis hin zu maßgeschneiderten Event-Lösungen. Der 49-Jährige ist kein Unbekannter in der internationalen Musikszene. Hat er schon zahlreiche Alben von Größen wie Peter Maffay, Heino, den No Angels, Thomas Anders, Florian Silbereisen oder Giovanni Zarella produziert. Auch Weltstars wie Ronan Keating oder Anastacia gehören zu den Kunden.

Die Atmos-Technik, die bei „11+11“ zum Einsatz kommt, ist ein weiteres Beispiel für den Innovationsgeist, der das Studio prägt. „Wir bieten den Künstlern hier den perfekten Raum für ihre Kreativität“, so der gebürtige Andernacher. Für die Höhner bedeutet die Zusammenarbeit mit Geller und seinem Team einen großen Schritt nach vorn.

Als die letzten Töne der vier beeindruckend professionell produzierten, wie kreativ sehr kurzweilig umgesetzten Musikvideos von „Prinzesssin“, „Es ist nicht, so wie du denkst“, „Die schönste Stress“ sowie „Au revoir" im Cinedom verklingen und die Leinwand wieder ein Foto der Band zeigt, geschieht das, was die Fans an diesem Abend insgeheim gehofft haben: Die Höhner betreten die Bühne und spielen, nach einer spannenden Fragerunde mit dem Publikum live. Der Applaus ist nun tosend, und die Energie im Raum erreicht ihren Höhepunkt. Es ist ein unvergesslicher Moment im dunklen Kinosaal 9 des Kölner Filmtheaters – die Fans singen mit, tanzen auf ihren Plätzen und lassen sich von der einzigartigen Stimmung mitreißen.

Gruß in Richtung Heimat

„Der Song ‚Das schönste Mädchen vom Westerwald‘ war einer meiner ersten Berührungspunkte mit den Höhnern. Den konnte ich auf der Gitarre spielen und habe ihn auf Geburtstagen gesungen – die Leute fanden das immer großartig. Das zeigt, wie lange die Höhner schon in den Herzen der Menschen sind“, erinnert sich Patrick Lück. Die Erwähnung des Songs ist kein Zufall. Immerhin ist Lück ein Kind des Westerwalds. Im Kreis Altenkirchen ist er 1976 geboren, in Wissen zur Schule gegangen, und eine gewisse Zeit hat der neue Frontman in Hamm/Sieg verbracht. Heute lebt er mit seiner kleinen Familie unweit des Laacher See.

Während der Premiere spricht Lück auch über die besondere Verbundenheit der Höhner mit „seinen“ Heimaten: „Ich freue mich immer, wenn wir mit der Band im nördlichen Rheinland-Pfalz unterwegs sind. Wir waren zum Beispiel mit unserer Zirkusshow in Koblenz. Logisch, dass da dann auch viele Leute aus meiner alten Heimat, dem Westerwald, zur Show kamen. Es ist immer schön, die Verbundenheit zu spüren, sei es dort, wo man aufgewachsen ist, oder dort, wo man jetzt lebt.“
Mit der erfolgreichen Videopremiere von „11+11“ und der Einführung von Dolby Atmos beweisen die Höhner, dass sie nicht nur ihre Wurzeln pflegen, sondern auch mutig in die Zukunft blicken.

INFOS
www.hoehner.com

Fotos: Marcel Brell, www.myfoto24.eu, picture alliance/dpa
Albumcover: Höhner

Text: Roland Schäfges