Der 8. Juli 2024 wird vielen Koblenzer Karnevalisten sicher in Erinnerung bleiben: An diesem Abend öffnete das altehrwürdige Odeon-Kino in der Koblenzer Löhrstraße seine Pforten für eine ganz besondere Premiere, die für viele mehr war als ein reiner Kinobesuch: „Die Session – 200 Jahre Koblenzer Karneval“ feierte ihr strahlendes Debüt. Es war ein Abend voller Emotionen, Erinnerungen und stolzer Blicke in die Vergangenheit und Gegenwart des wohl wichtigsten Brauchtums, welches man in der Rhein-Mosel-Stadt feiert. Die Dokumentation fängt nicht nur die außergewöhnlichen Momente der Jubiläumssession 2023/2024 ein, sondern entführt die Zuschauer auch auf eine visuelle und emotionale Reise durch zwei Jahrhunderte lokaler Karnevalstradition. Der Film beleuchtet das strahlende Mosaik aus Tradition, Frohsinn und Hingabe, das den Karneval seit 200 Jahren ausmacht.
Doch wie entstand dieses besondere Werk, das Geschichte und Gegenwart so meisterhaft verknüpft? Welche Geschichten stecken hinter den faszinierenden Bildern? Ein Blick hinter die Kulissen des aufwendig produzierten Films offenbart die Hingabe, die technischen Meisterleistungen und die Liebe, die diese besonderen Momente des Koblenzer Karnevals eingefangen haben.
Der Visionär hinter der Kamera und eine Idee
Sebastian Waluga (41), Gründer der Film- und Werbeproduktionsfirma Waluga Film, ist der kreative Kopf hinter „Die Session“. Seit über zehn Jahren begleitet der gelernte Mediengestalter für Bild und Ton die Sessionen des Koblenzer Karnevals mit der Kamera und dokumentiert das bunte und oft chaotische Treiben. „Wir haben 2013 zum ersten Mal für den Koblenzer Karneval gefilmt, und das hat uns seitdem nicht mehr losgelassen“, erklärt der Familienvater den Start seiner Verbindung zur AKK.
Waluga, der ursprünglich aus dem Sauerland stammt, beschreibt seine erste Begegnung mit dem Karneval als eine Art Kulturschock. „Im Sauerland regieren die Schützenfeste. Der Karneval, wie er in Koblenz gefeiert wird, war für mich etwas ganz Neues – bunter, emotionaler und lauter.“ Über die Jahre wuchs sein Verständnis und seine Liebe für den Karneval, und heute ist er fester Bestandteil der Szene. „Es war eine große Ehre, mit diesem Film das 200-jährige Jubiläum des Koblenzer Karnevals dokumentieren zu dürfen.“
Die Filmidee entstand bereits Ende 2022, als die Planungen für die Jubiläumssession in vollem Gange waren. Die AKK trat an ihn heran und fragte, ob er bereit sei, die Session 2023/2024 in einem Film festzuhalten. „Es war schnell klar, dass dies nicht nur eine gewöhnliche Dokumentation werden würde“, erinnert er sich. „Wir wollten nicht nur die Höhepunkte der Session einfangen, sondern auch die Geschichte und Tradition des Karnevals würdigen. Ein Film, der beides miteinander verbindet.“
Der Vorschlag, die Aufnahmen abschließend gar ins Kino zu bringen, entwickelte sich irgendwann während eines Gesprächs mit Prinz Dirk Schmidt. „Es war schnell klar, dass der Film eine größere Dimension annehmen würde als unsere bisherigen Projekte“, erinnert sich Waluga. Er und sein Team hatten bereits in der Vergangenheit mehrfach erfolgreich mit Christian Klein vom Apollo-Odeon-Kinocenter zusammengearbeitet. Als es darum ging, „Die Session“ ins Kino zu bringen, zögerte Waluga nicht lange und kontaktierte ihn direkt. Ohne groß nachzudenken, sagte dieser: „Machen wir.“
Die Vorbereitungen begannen schon vor dem Sessionsauftakt. „Wir haben im Herbst 2023 begonnen, die ersten Bilder zu drehen“, erzählt Waluga. „Das Aufstellen der OLAU-Buchstaben in der Stadt, die Präsentation des Jubiläumsbusses der KEVAG und die ersten Vorbereitungen hinter den Kulissen – all das sollte Teil des Films werden.“ Als der Startschuss für die Session am 11.11.2023 fiel, begannen die intensiven Dreharbeiten. „Wir hatten eine riesige technische Ausstattung, um diese besonderen Momente in der bestmöglichen Qualität einzufangen“, berichtet Waluga. Drohnen, Kamerakräne, Steadycams und Gimbals wurden eingesetzt, um sowohl die großen Festivitäten als auch die intimen Augenblicke zu dokumentieren.
Technisches Meisterwerk mit Humor und Tiefe
Waluga und sein Team fuhren bei den rund 14-tägigen Dreharbeiten alles auf, was filmisch möglich war. Besonders die Aufnahmen von Großveranstaltungen beeindruckten mit spektakulären Drohnenaufnahmen und Kamerakransequenzen. „Es war wichtig, die Dimensionen dieser Veranstaltungen sichtbar zu machen“, erklärt Waluga. „Die Luftaufnahmen zeigen die Ausmaße der Feierlichkeiten und die unglaubliche Energie, die in der Stadt herrscht.“ Neben den technischen Herausforderungen bei den Großevents gab es jedoch auch viele intime Momente, die das Herzstück des Films ausmachen. „Wir wollten die Menschen in ihrem ganz persönlichen Erleben des Karnevals zeigen.“ Dazu gehörten zahlreiche Interviews mit Protagonisten der Session.
Besonders erinnerungswürdig war für Jennifer de Luca, Pressechefin der AKK, ein Interview mit Dr. Dirk Förger, Karnevalshistoriker aus Lahnstein. „Wir saßen in einem Raum voller alter Karnevalsutensilien und sprachen über die Ursprünge des Koblenzer Karnevals“, erinnert sich die Journalistin. „Es war faszinierend, die historischen Anekdoten zu hören und zu sehen, wie tief die Wurzeln dieses Festes reichen.“ Es war allen Beteiligten wichtig, dass der Zuschauer nicht nur die heutige Session erlebt, sondern auch versteht, woher der Koblenzer Karneval kommt. Die Pressechefin ist es auch, die moderierend durch den Film führt und einen faszinierenden Einblick in die Entstehung ihrer Rolle gewährt.
Neben den Hauptfiguren wie Prinz Dirk Schmidt und Confluencia Jenni Sauerborn, kommen im Film zahlreiche Karnevalisten zu Wort, wie zum Beispiel Ex-Präsidenten wie Christian Johann und Franz-Josef Möhlich oder die Pagen Anna Perscheid und Denise. Ernst Knopp, Yannik Port und Andreas Heering, Vorstandsmitglieder der AKK, beleuchten im Film die organisatorischen Herausforderungen, die ein solches Jubiläumsjahr mit sich brachte.
Eines der größten Highlights war der Schwerdonnerstag, an dem das Filmteam mehr als 20 Veranstaltungen in Koblenz begleitete. „Es war ein logistischer Wahnsinn“, erzählt Waluga. „Wir hatten vier Kamerateams gleichzeitig im Einsatz und sprangen von einer Halle zur nächsten. Der Hofmarschall Olaf Kullak sagte mir an dem Morgen: ‚Nach heute wirst du uns hassen, weil wir so viele Auftritte haben.‘ Er hatte recht, aber es war auch einer der aufregendsten Tage der Dreharbeiten.“
Ein weiteres Highlight war das „Schängelschiff" auf dem Rhein, bei dem das Prinzenpaar und sein Gefolge gemeinsam mit dem Filmteam an Bord gingen. „Es war einer dieser magischen Momente. Die Sonne schien, die Menschen tanzten und lachten – es war der pure Karneval in seiner schönsten Form.“ Trotz der vielen festlichen Momente und der positiven Energie gab es auch viele Herausforderungen. „Der Zeitdruck war manchmal enorm. Oft hatten wir nur eine Chance, bestimmte Auftritte und Ereignisse einzufangen. Es gab keine Wiederholungen. Besonders schwierig ist es gewesen, Akkus stets geladen und die Speicherkarten leer zu halten“, erinnert sich Waluga lachend.
Ein schwarzer Ledersessel als roter Faden
Ein zentrales Element des Films ist der schwarze Ledersessel, der an verschiedenen Orten in Koblenz platziert wurde, um den Protagonisten des Films Raum für ihre persönlichen Geschichten zu geben. „Der Sessel war ein Symbol für die Ruhe im Trubel und wurde fast zu einem Charakter im Film“, erklärt Waluga. „An Orten wie dem Deutschen Eck, der Rhein-Mosel-Halle oder in den Gassen der Altstadt nahmen die Protagonisten Platz und erzählten ihre ganz eigenen Erlebnisse.“ Dieses Konzept gab dem Film eine besondere Struktur und führte die Zuschauer wie ein roter Faden durch die Stadt und die Geschichten ihrer Karnevalisten.
Die Premiere – Ein unvergesslicher Abend
Die Premiere von „Die Session“ im Odeon-Kino war ein emotionaler Höhepunkt. Neben dem aktuellen Prinzenpaar und den Verantwortlichen der AKK waren auch ehemalige Tollitäten, Möhnen und zahlreiche Karnevalsvereinspräsidenten anwesend. Die Atmosphäre im Saal war geprägt von Freude und Nostalgie. „Es war wie ein Wiedersehen mit vielen Freunden“, beschreibt AKK-Präsident Andreas Münch die Stimmung. „Wir alle haben diese Session gemeinsam erlebt, und nun können wir sie noch einmal Revue passieren lassen.“
Für das Filmteam war es ebenfalls ein bewegender Moment: „Es war ein unglaubliches Gefühl, den Film endlich auf der großen Leinwand zu sehen und ihn mit dem Publikum zu teilen“, sagt Waluga. „Die Reaktionen waren überwältigend. Sie haben uns gezeigt, dass wir den richtigen Ton getroffen haben. Viele Menschen waren gerührt, andere haben gelacht – genau das wollten wir erreichen.“ Jenny de Luca zeigte sich nach der Premiere im Odeon begeistert: „Es war verrückt, sich selbst auf dieser riesigen Leinwand zu sehen“, lacht sie. „Aber was mich am meisten bewegt hat, waren die Emotionen der Zuschauer. Man hat richtig gespürt, dass dieser Film die Herzen berührt.“
Mit der Premiere des Films „Die Session – 200 Jahre Koblenzer Karneval“ wurde nicht nur ein emotionales Kapitel der Karnevalsgeschichte abgeschlossen, sondern auch ein bleibendes Vermächtnis geschaffen. „Dieser Film ist mehr als eine Dokumentation“, sagt Waluga abschließend. „Er ist eine Liebeserklärung an den Koblenzer Karneval und an die Menschen, die ihn jedes Jahr aufs Neue gestalten. Es war eine Ehre, diesen Film zu machen – und ich hoffe, dass er den Geist des Karnevals für zukünftige Generationen bewahren wird.“
INFO
Der Film „Die Session“ kann ab sofort bei Amazon Prime Video ausgeliehen oder gekauft werden.
Text und Fotos: Roland Schäfges – www.myfoto24.eu