Sportreporterinnen am Nürburgring


Zwei Powerfrauen aus der Grünen Hölle
Katharina Seiwert und Emily Miller leben ihre Leidenschaft für den Nürburgring

Zwei Menschen mit dem gleichen Job beim größten Sportevent Deutschlands, aber für verschiedene Medienanbieter. Trotzdem teilen sie eine Liebe: den Nürburgring! Die Lebensläufe von Katharina Seiwert aus Kirchwald bei Mayen und der gebürtigen Kölnerin Emily von der Osten, genannt Emily Miller, könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch haben sie viel gemeinsam. Beide sind als Live-Reporterinnen beim ADAC 24-Stunden-Rennen auf dem Ring für NITRO (RTL) bzw. nürburgring.tv im Einsatz, erledigen unterschiedliche Aufgaben für RTL und sind selbstständige Unternehmerinnen.

Emily Miller wird zur „Stimme der Fans“
Wenn die heute 31-jährige Emily Miller an einem Renntag am Nürburgring das Mikrofon hebt, freut dies eine große Anzahl von Motorsportfans – nicht nur in Deutschland. Der Rotschopf hat sich in nur wenigen Jahren zu einem der bekanntesten und beliebtesten Gesichter in der „Grünen Hölle“ gemausert. Doch Emily Miller, bürgerlich eigentlich Emily von der Osten, ist nicht einfach nur eine weitere Moderatorin oder Sportreporterin. Sie ist auch ausgebildete IHK-Mediengestalterin für Bild und Ton, innovative Selfmade-Unternehmerin und Bloggerin. Am Ring gilt sie als „Stimme der Fans“, denn die 31-Jährige berührt und bewegt mit Persönlichkeit, Ausstrahlung, Leidenschaft und Herzlichkeit.

Geboren am 22. Januar 1994 und anschließend aufgewachsen in der linksrheinischen Kölner Innenstadt, ist Emilys Weg in die Medienbranche zwar beinahe vorgezeichnet, aber trotzdem in der heutigen Form absolut nicht absehbar oder gar dem naheliegenden „Vitamin B“ geschuldet. Schon als Kind erlebt sie durch ihren Vater, einen renommierten TV-Kameramann, der unter anderem bereits mit RTL-Reporter-Legende Kai Ebel (60) in der Formel 1 unterwegs war, hautnah das pulsierende Leben hinter den Kulissen. Diese frühen und tiefen Einblicke in die Welt der professionellen Medien faszinieren sie nachhaltig, und so ist für sie schnell klar, auch „irgendwas mit Medien“ zu machen.

Doch was bei vielen Jugendlichen nur eine oberflächliche Vorstellung und ein kurzfristiges Faible ist, bedeutet für Emily nicht nur echtes, nachhaltiges und fundiertes Interesse an Technik oder dem damit verbundenen präzisen Handwerk. Für die kommunikative und lebensbejahende Kölnerin ist besonders das Interesse am Zusammenspiel von Menschen und ihren Geschichten groß.

Trotzdem geht es ganz bewusst nach ihrem Abitur zunächst in eine andere berufliche Richtung. Nach einer „soliden Ausbildung“ zur Drogistin bei „dm“ entscheidet sie sich jedoch dafür, ohne Hilfe des naheliegenden „Klüngel“, noch eine zweite Ausbildung zur staatlich geprüften Mediengestalterin für Bild und Ton zu starten. „Ich war immer realistisch und wusste auch: Einzelhandel ist immer ein Beruf. Und im Rückblick war es für mich auch gut, dort irgendwie auch ‚Struktur‘ zu erlernen“, erinnert sie sich.

Sie landet bei der späteren „SPORTTOTAL AG“, damals noch „WIGE Media AG“, im heimischen Köln, welche zuvor schon „nürburgring.tv“ erworben hat, wo Emily ursprünglich ihre Ausbildung machen wollte und wo sie schon während ihrer ersten Ausbildung aushilft. Hier zeigen sich rasch ihr außergewöhnliches Talent, ihr technisches Verständnis und ihre Begeisterung für die Welt des Motorsports. Ihr Weg führt sie schließlich zurück zu „nürburgring.tv“, wo sie seit 2018 als freiberufliche Motorsportredakteurin und „Mädchen für alles“, von der Regie bis zur Streckenkamera, arbeitet.

Katharina Seiwert – die Journalistin aus der Eifel
Die am 29. Juli 1995 nur zufällig in Neuwied geborene Katharina Seiwert, verbringt ihre komplette Kindheit und Jugend ausschließlich in Kirchwald, einer bildschönen ländlich geprägten Ortsgemeinde in der Vulkaneifel, in unmittelbarer Nähe zu Mayen und damit nur rund zehn Kilometer Luftlinie vom weltbekannten Ring entfernt. Ein Ort mit etwa tausend Einwohnern, waldumgeben und mit nur einem Schulbus, der zweimal täglich fährt! „Ich habe mich dort nie einsam gefühlt. Denn ich hatte eine wahnsinnig schöne Kindheit auf dem Land, mit Menschen, mit denen ich bis heute eng verbunden bin“, erzählt sie voller Stolz. „Zuhause sein“, sei, so sagt sie nachdenklich, nicht in New York oder Paris zu sein. Dies sei zwar „Alltag“, aber trotzdem nur „Arbeit“! „Heimat ist für mich, in Mayen über den Marktplatz zu gehen oder das Gefühl in Wehr von der A61 abzubiegen. Dann merke ich, hier komme ich jetzt wieder runter. Und diese Region mit ihrer schönen Natur, gibt mir dann Ruhe. Es ist ein Ort, der mich wieder erdet.“ Die heimische Eifel prägt daher bis heute ihr Selbstverständnis – als Mensch, aber auch als Journalistin und Moderatorin. Sie spricht vom langsamen Denken, vom genauen Hinschauen, vom menschlichen Miteinander – Eigenschaften, die ihr später in der Medienwelt und bei ihren vielen Reisen durch die Welt oft aufgefallen sind, weil sie dort oft fehlen.

Schon in der Schulzeit auf dem Mayener Megina-Gymnasium zeigt sich: Sprache und Kommunikation liegen ihr. Sie mag das Fach Deutsch, schreibt gut, denkt in klaren Bildern. Mit den dazu passenden Praktika – letztlich für je zwei Monate in der Presseabteilung der Volksbank RheinAhrEifel und in einer Mayener PR- und Werbeagentur –, beginnt sie sich für mediennahe Berufe zu interessieren. Nach dem erfolgreichen Abitur im Jahr 2015, macht sie dann mit gerade einmal 20 Jahren ein lebensveränderndes Praktikum in der Public-Relation-Abteilung eines Modelabels in New York City – ein Aufenthalt, der sie prägt. Es ist das erste Mal, dass sie allein ins Ausland geht, und gleichzeitig jener Moment, in dem ihr endgültig klar wird: „Ich will das beruflich machen!“

Es folgt der Studiengang Intermedia an der Uni zu Köln – ein Studium mit Fokus auf Medienpraxis, Gestaltung, Pädagogik und Management. Die rheinische Domstadt wird ihr neuer Lebensmittelpunkt. Die Verbindung in die nur rund 70 Kilometer südlich gelegene Heimat bleibt aber weiterhin intensiv. Während des Studiums absolviert sie zahlreiche journalistische Stationen – unter anderem beim Westdeutschen Rundfunk, bei VOX oder ihrem heutigen beruflichen Hafen RTL. Ihre Arbeit spricht sich herum. 2019 wird sie an der renommierten RTL-Journalistenschule angenommen. Nur 14 Plätze gibt es dort, die nach einem langen und schwierigen Auswahlverfahren vergeben werden. Sie bekommt einen und erfährt dies ausgerechnet an jenem Tag, als sie die letzte Prüfung ihres Studiums absolviert. Die RTL-Ausbildung ist umfassend, praxisnah und sehr fordernd: Moderation, Kameraarbeit, Beitragsproduktion, Sprechtraining. Seiwert absolviert jede Disziplin und kommt vor allem mit der Sportredaktion in Kontakt.

Als RTL-Freiberuflerinnen durch die Welt
Ganz anders ist es bei Emily Miller. Früh entwickelt sich eine gewisse persönliche Nähe zu Rennteams wie Frikadelli Racing sowie die Persönlichkeiten dahinter. Vor allem sind hier der Fleischwarenunternehmer Klaus Abbelen (65) und dessen Frau, die Kultrennfahrerin Sabine Schmitz (†51), zu nennen. Der rothaarige Wirbelwind beginnt bereits mit 16 Jahren bei Frikadelli Racing fotografisch und filmisch mitzuwirken – durch enge Freundschaften mit Teammitgliedern und mechanischem Personal. Unter anderem sind es diese selbst aufgebauten Verbindungen und die in der Zeit eher unüblichen, aber offenbar beeindruckenden privaten Drohnenflüge am Ring mit dem „doppelten Quattrocopter“ des Vaters, die auch dem damaligen Chef von „nürburgring.tv“ nicht verborgen bleiben. Das führt schließlich zu einer Chance, bei der Medienproduktionsfirma an der geliebten Rennstrecke. So wird aus Interesse, verbindende Leidenschaft und Emily bis heute zu einem wichtigen Mitglied der großen Nürburgring-Familie.

Auch umgekehrt werden die Eifel und insbesondere der Nürburgring für die stets bodenständige und reflektierte Emily mehr als nur eine zweite Heimat, die Menschen dort zu ihrer Familie. Das, was sie sich dort in wenigen Jahren aufgebaut hat, kommt ihr heute noch manchmal vor wie eine Art „unrealistischer Fiebertraum“. Emilys direkte Vorgängerin als Moderatorin beim 24‑Stunden‑Rennen am Nürburgring ist keine geringere als Anna Fleischhauer (38), die zuvor ebenfalls die RTL-Journalistenschule besucht hat und wie Kathi Seiwert eine klassische Journalistenlaufbahn verfolgt hat. Emily Miller beschreibt ihre Rolle als Nachfolgerin der heute auch als „ratiopharm-Zwilling“ bekannten ehemaligen RTL-Formel-1-Reporterin: „Vor mir war ja Anna da. Sie macht jetzt ‚RTL aktuell‘ und ist eine etablierte Moderatorin und Journalistin. Die haben alle den Journalisten-Beruf gelernt. Ich nicht. Ich komme aus einem technischen Beruf und bin in meine heutige Rolle ziemlich spontan reingerutscht. Mit Anna habe ich damals übrigens zusammengearbeitet, als ich noch Azubi war. Wir sind mal zusammen zum 24‑Stunden‑Rennen gefahren. Aber da habe ich halt ‚nur‘ die Technik übernommen. Obwohl ich ihren Job damals schon voll bewundert habe und niemals daran gedacht hätte, letztlich auch mal ihre Rolle haben zu dürfen!“

Wie Emily, ist auch Katharina Seiwert irgendwie eine Nachfolgerin und Kollegin von Anna Fleischhauer. Die Absolventin der RTL-Journalistenschule arbeitet nach dem Abschluss freiberuflich weiter. Was dahingehend verrückt ist, weil sie dafür tatsächlich einen RTL-Vollzeitvertrag abgelehnt. Eine mutige Entscheidung – gerade in einer Branche, in der Sicherheit selten ist. Doch was folgt war ebenso ungewöhnlich: RTL kommt ihr entgegen. Statt den Vertrag platzen zu lassen, wird ihr ein Teilzeitmodell angeboten – mit klarer Rückendeckung aus der Redaktion. „Da fiel der Satz: ‚Lieber ’ne halbe Kathi als keine Kathi.‘ Das war nicht selbstverständlich – und ich bin dafür sehr dankbar.“ Seitdem kombiniert sie beides: Teilzeit bei RTL, wo sie unter anderem für die Formate „RTL Aktuell“, „Punkt 12“ oder „Gala" arbeitet – und freie Einsätze für „NITRO“, „Sky Sport (Bundesliga)“, „stern TV“ oder bei Events und Galas. Hier ist sie je nach dem als Moderatorin, Redakteurin oder Reporterin im Einsatz, aber produziert auch eigene Beiträge komplett „on tape“. Ähnlich wie Mediengestalterin Emily, welche als Freiberuflerin u.a. für Frauke Ludowig (61) beim RTL-Format „Exclusiv – Das Starmagazin“ als Tonfrau mit um die Welt reist – ob zu den Geissens, Bushido oder Kylie Minogue.

Enge Verbindung zum Nürburgring
Trotz dieser Erfahrung muss „Reporterin Emily“ als Autodidaktin – ohne journalistische Ausbildung – schnell in eine Rolle wachsen. Die Art und Weise, wie Emily ihre Leidenschaft, Detailwissen und ihre quirlige Persönlichkeit mit viel Einsatz einbringt, lässt sie nicht nur anders wirken, sondern hat ihr viel Respekt bei Teamchefs und Fahrern eingebracht und ihr eine große Fanbase in der Motorsport-Szene beschert. Sicherlich auch, weil sie stets die Verbindung zur Fanszene und deren Sichtweise niemals aufgegeben hat. Sie hat es sich nie nehmen lassen, auch während der 24h-Rennen die Campingplätze an der Nordschleife zu besuchen – ob als Reporterin oder sogar in ihren Pausenzeiten. Eine Tatsache, die sie übrigens mit Kollegin Seiwert verbindet.

Seit 2021 ist Miller nun eines der vertrauten Gesichter der Nürburgring Langstrecken-Serie (VLN) und begeistert mit ihrer authentischen, humorvollen und spontanen Art. Als sie nach einer ungewollten Unterbrechung 2024 im darauffolgenden Jahr auf die Bühne des Nürburgrings zurückkehrt, geschieht dies vor allem dank ihrer zahlreichen Fans und geschätzten Kollegen. Ihre Auszeit kommt überraschend und ungeplant, nachdem man sich seitens der Produktionsfirma dazu entscheidet, neue Wege einzuschlagen und auf eine andere Moderatorin zu setzen. „Es war ein harter Schlag, den ich erstmal verdauen musste! Aber genau diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig mir diese Aufgabe wirklich ist“, erinnert sich Emily. Ihre Abwesenheit wird von den Ringfans intensiv wahrgenommen, und die Reaktionen sprechen Bände: „Wo ist Emily? Wir vermissen ihre Art und ihr Wissen“, schreiben viele Zuschauer in den Livestream-Kommentaren. Kollegen wie der Kultrennsportkommentator Eddie Mielke (63), Ex-Rennfahrer und Fernsehexperte Patrick Simon (50), das Adenauer Ring-Urgestein Olli Martini (55) oder besonders SAT-1-Frühstücksfernsehen- und ran-Moderator Matthias Killing (46) setzen sich für ihre Rückkehr ein.

Emily selbst beschreibt ihre Rückkehr als besonderen Moment: „Als ich nicht moderieren durfte, habe ich erst richtig verstanden, wie sehr mir diese Aufgabe am Herzen liegt. Die Eifel und der Nürburgring sind nicht nur ein Job für mich – sie sind meine Heimat, mein Herzschlag, meine Begeisterung – kurz mein Hobby. Dass so viele Menschen an meiner Seite standen, hat mich tief bewegt und motiviert, noch stärker zurückzukehren.“ Ihre Kolleginnen und Kollegen schätzen vor allem Emilys Fähigkeit, spontan, humorvoll und professionell mit Herausforderungen umzugehen, und ihr umfassendes Hintergrundwissen, das sie direkt aus erster Hand gesammelt hat. Diese breite und herzliche Unterstützung aus der Motorsportgemeinschaft und das bewegende Feedback der Fans machen ihre Rückkehr unumgänglich und heute ist sie stärker, selbstbewusster und noch intensiver mit der Region verbunden als je zuvor.

Für die bekennende Eifelanerin Seiwert ist der Ring sowieso schon immer Heimat. „Das 24er war für uns nie ein Event, sondern ein wichtiger Teil des Sommers. Teil der Landschaft. Teil von uns. Einfach Heimat!“ Seiwerts Großvater betreibt früher eine Tankstelle in der Region. Rennteams kommen dort vorbei, die Eifel ist Rennsport verrückt – und für die junge Katharina ist es damals völlig normal, im Sommer irgendwo rund um die Nordschleife zu sein. Sie kennt daher bereits früh die Namen der Streckenposten, weiß, wo man nachts die besten Bilder macht und welche Zeltplätze auch bei Nebel beste Sicht bieten.

Als sie 2019 vom Sender NITRO erstmalig angefragt wird als Reporterin dabei zu sein, sagt sie sofort zu. Was kaum jemand weiß: Sie kennt das Gelände wie ihre Westentasche. Als sie erstmals das Mikrofon in die Hand nimmt, steht sie keine zwei Minuten später vor einem Mechaniker, der ihr zuruft: „Kathi, du? Was machst du denn hier?!“, erzählt sie lachend. „Da guckten alle nicht schlecht“, erinnert sie sich. Seitdem ist sie jedes Jahr dabei – als Live-Reporterin vor Ort, als Stimme aus der Boxengasse, als Mittlerin zwischen Rennteams und Zuschauer. Für sie ist es kein Job, sondern Passion und Folklore: „Das Rennen ist hier nicht nur Sport. Es ist für uns Kultur. Es ist Eifel. Es ist eine Mentalität, die du verstehen musst, um sie erzählen zu können.“

Erfolg als Unternehmerin
Während Katharina Seiwert letztlich eine klassische Journalistenkarriere lebt, ist die adelige Emily Freiin von der Osten noch mehr als nur eine begeisterte Rennsportmoderatorin. 2019, kurz vor Corona, gründet sie im Alter von 24 Jahren ihr eigenes Start-up „milux“ – ein innovatives, einzigartiges wie geschütztes System für individuell designte Handyhüllen mit abnehmbarer Kordel. „milux“ entsteht aus Emilys Wunsch nach einer praktikablen und zugleich ästhetischen Handykette heraus und ein kleiner Nebenverdienst kann ja auch nie schaden. Aber bereits im ersten Jahr, auch dank erfolgreicher, befreundeter Influencer, explodiert noch während Corona das Business.

Die Entstehungsgeschichte des Unternehmens ist letztlich nicht nur eine geschäftliche, sondern vor allem eine sehr persönliche und familiäre: Gemeinsam mit ihrer Mutter Alex und ihrer Oma Mimi startet Emily aus ihrer kleinen Wohnung in Köln-Ehrenfeld heraus. Die Küche wird zum Versandzentrum, das Wohnzimmer zum Lager – und Oma Mimi geht täglich mit einem vollgepackten Bollerwagen zur Post, um Pakete zu verschicken. Ihr selbstständiger Vater Jens ist dabei für sie ein wichtiger Berater für „Struktur und Ordnung“. Bis heute ist das junge Unternehmen fest in Familienhand, auch ihre geliebte Schwester Lina ist seit Beginn tatkräftig dabei. Viele Freunde von Emily sind ebenso in der Firma als Neben- oder Studentenjobber aktiv. Selbstverständlich bezahlt, was der Chefin, die auf ein bodenständiges und familiäres Umfeld setzt, sehr wichtig ist. „Jede Bestellung wird noch heute mit Liebe und Sorgfalt in Köln von uns selbst verpackt und verschickt.“ Der Erfolg gibt ihr recht, wenn sie fast schon verlegen mit einem Augenzwinkern sagt: „Die Million war schnell da – so blöd gesagt.“ Ein guter Grund für sie sogar viermal „VOX“ für das bekannte TV-Format „Die Höhle der Löwen“ abzusagen.

Trotz ihres beruflichen Erfolgs und ihrer wachsenden Bekanntheit mit mehr als 40.000 Followern allein bei Instagram, bleibt Emily stets bescheiden und hilfsbereit. Eigenschaften, die sie eindrucksvoll und fast selbstzerstörerisch während der Flutkatastrophe 2021 zeigt, als sie binnen kürzester Zeit hunderte Helfer mobilisiert, um den betroffenen Menschen und speziell mehreren Freunden in der Eifel und im Ahrtal spontan zur Seite zu stehen. Ihre Hilfsbereitschaft geht damals weit über das Sammeln von Spenden hinaus: Emily organisiert Transporte, koordiniert Hilfsmaßnahmen und packt selbst monatelang mit an. Bis zu einem Nervenzusammenbruch während einer Bahnfahrt, mehrere Monate nach der Katastrophe. Die daraus resultierende Erkenntnis: wieder mal mehr an sich selbst zu denken! Trotzdem sagt sie aus tiefer Verbundenheit mit der Region: „Es war keine Frage, sondern eine Pflicht, etwas zurückzugeben.“

Privat zeichnet sich Emily durch eine tiefgehende Liebe zu alten Autos und Tieren aus. Besonders stolz ist sie auf ihren umfangreichen Fuhrpark, der nicht nur einen robusten Land Rover Defender TD5, sondern auch einen GTi Clubsport, zwei Piaggio Ape sowie mehrere historische Volkswagen Käfer umfasst – darunter auch ein Käfer, den sie sich nach den ersten Erfolgen ihres Start-ups gönnt. „Das Erste, was ich mir damals gekauft habe, war ein deutscher Käfer. Das war immer ein großer Traum von mir“, erzählt sie begeistert. Hinzu kommt noch ein Seat 600, den sie während einer Reise auf Teneriffa entdeckt und kurzerhand per Container nach Köln verschiffen lässt. Ihr Hang zu außergewöhnlichen Fahrzeugen geht dabei weit über das bloße Sammeln hinaus: Jedes Auto hat eine eigene Geschichte, eine emotionale Verbindung. „Ich liebe es, jedes Fahrzeug individuell zu pflegen und zu restaurieren – jedes hat seinen eigenen Charakter und erzählt mir persönliche Geschichten“, erklärt die Allrounderin, die mit ihren ikonischen Autos gerne bei schönem Wetter vor Kölner Eisdielen vorfährt, voller Leidenschaft.

Auch Tiere nehmen einen wichtigen Platz in ihrem Herzen ein. Die enge Bindung zeigt sich beispielsweise beim Engagement im Tierschutz und in ihrer Funktion als liebevolle Pflegestelle für Hunde in Not. Ein besonders skurriles Highlight stellt auch ihre auffällige Nebenrolle in der deutsch-norwegischen Kino-Komödie „Asphalt Burning“ an der Seite von Alexandra Maria Lara dar, wo sie 2020 als charismatische Porsche-Mechanikerin am Nürburgring brilliert.

Underdogs mit dem Blick von außen
Die beiden Rheinländerinnen leben heute mit jeder Faser ihres Seins ihren Traum. Beide sind als Underdogs in den Welten gelandet, die heute ihr Leben sind. Niemand hat auf sie gewartet, trotzdem haben sie sich durchgesetzt – mit Talent, Leistung und starkem Willen, aber ohne Vitamin B. Sie sind Vorbilder für viele Frauen oder können durchaus einen Unterschied machen. Wie die leidenschaftliche Karnevalistin und Tennisspielerin Seiwert erklärt: „Heute warten viele darauf, dass ihnen jemand eine Richtung vorgibt. Ich bin anders groß geworden. Ich denke selbst. Ich treffe Entscheidungen. Vielleicht liegt das an meiner Herkunft. Vielleicht an einer inneren Haltung. Vielleicht an beidem. Ich glaube, ich habe durch meine Heimat ein gutes Gefühl für Menschen bekommen. Ich kann Themen oft anders betrachten – mit dem Blick fürs Ganze oder von außen. Gerade wenn es um aus Metropolensicht geführte Diskussionen geht, kann ich korrigieren und sagen: Nein, die Menschen auf dem Land bewegen gerade ganz andere Themen. Das ist in der Medienwelt sicherlich mein Vorteil.“

Ähnlich sieht es auch Festivalliebhaberin Emily Miller: „Ich sehe mich nach wie vor noch als die ‚kleine Emily‘. Ich habe nie die Bodenhaftung verloren oder den Blick von draußen.“ So denkt auch ihre jüngere Kollegin: „Den Wunsch dorthin zu kommen, wo ich heute bin, haben womöglich viele! Jedoch hätte ich nicht mal im Traum daran gedacht, dass dies wirklich Realität wird. Hätte mir jemand auf dem ‚Megina‘ gesagt, dass ich in 15 Jahren für RTL mal Schalten von der Fußball-WM in Katar machen oder für die Formel-1-Redaktion arbeiten würde, hätte ich schon gesagt: ‚Ne, is klar?!' Andererseits ist es auch so, dass wenn du gar nicht erst anfängst und dir direkt denkst, ‚das gibt ja eh nichts‘, du natürlich niemals was werden wirst. Daher bin ich davon überzeugt, dass, wenn man an sich glaubt, weiß, was man kann und für etwas brennt, das eigentlich alles ist, was man braucht, um es letztlich in die Szene zu schaffen und letztlich auch erfolgreich im Job zu bestehen. Das Wichtigste ist, dass man sich selbst nicht verliert, man immer bei sich und seinen Stärken bleibt, und vor allem bei dem, was und wer man ist und sich auf gar keinen Fall verbiegt!" Diese sympathischen Einstellungen machen beide Powerfrauen authentisch, nahbar und tiefgründig – als Unternehmerinnen, Moderatorinnen und besonders als einzigartige Menschen.

Text: Roland Schäfges I Fotos: Roland Schäfges – www.myfoto24.eu, privat