Sternwarte Limburg


Dem Himmer so nah
Sternwarte Limburg bietet einmalige astronomische Einblicke

Als die frühesten Ahnen der Menschen lernten, aufrecht auf zwei Beinen zu gehen, sahen sie sicher auch in den Himmel. Sie erkannten einen Feuerball, der über den Himmel wanderte, und in der Dunkelheit eine Scheibe, die man erst viel später den Mond nennen sollte und die den Menschen damals ermöglichte, auch in der Nacht etwas in der Umgebung erkennen zu können. Dies, wie auch die zahllosen kleinen hellen Punkte über ihnen, erblickten sie zwar, doch eine Erklärung hatten sie nicht, und vermutlich interessierte es sie auch nicht.

Viele hunderttausend Jahre später hatte sich dies grundlegend geändert. Der Himmel, die Gestirne und vor allem die Sonne waren integraler Bestandteil der menschlichen Gesellschaft. Der Sonne wurde geopfert, Bauwerke wurden nach den Sternen ausgerichtet und Wochentage nach ihnen und den Planeten benannt.

Überall auf der Welt und zu fast allen Zeiten finden sich Beispiele hierfür. Vor Tausenden von Jahren im alten Ägypten ebenso wie vor Hunderten von Jahren in Mittelamerika bei den Inkas, Azteken und Mayas. Der Stern von Bethlehem spielt im christlichen Glauben eine bedeutende Rolle. Der Himmel, die Sterne und die Planeten haben also schon immer eine besondere Anziehungskraft auf die Menschen ausgeübt und ihr Interesse geweckt. Bis heute.

Hobbyastronomen gründen eigenen Verein
Im Jahr 2013 besuchte Susanne Stauber mit ihrem Sohn Leon, einem schon damals sehr aufgeweckten Jungen, die wenige Jahre zuvor gegründete Sternwarte Limburg. Was er dort gehört und vor allem gesehen hatte, muss Leon sehr beeindruckt haben. Nach dem ersten Besuch der Sternwarte sagte er zu seiner Mutter mit einem bittenden Ton in der Stimme: „Können wir da wieder hingehen?“

Er konnte – und wurde daraufhin Mitglied im Verein „Sternwarte Limburg e.V.“. Wenige Jahre später hielt er bereits fachlich fundierte Vorträge vor Besuchergruppen der Sternwarte. Seine Mutter Susanne ist inzwischen Mitglied im Vorstand.

Wer etwas über die Sternwarte Limburg heute und ihre Geschichte erfahren möchte, hat mit Volkhard Metzner, dem Vereinsvorsitzenden, einen guten und kenntnisreichen Gesprächspartner.

Schon Jahre vor der Vereinsgründung hatten sich Hobbyastronomen immer wieder privat getroffen. Offene Fragen und neue Erkenntnisse der Astronomie sowie technische Neuerungen bei Teleskopen standen dabei oft im Mittelpunkt. Auch die Frage einer Vereinsgründung wurde diskutiert und nach Überlegungen zum Wo und Wie positiv entschieden.

Im Februar 2004 wurde der Verein „Sternwarte Limburg e. V.“ gegründet. Für das notwendige Gelände stand das ehemalige Limburger Tierheim am Stephanshügel/Ecke Industriestraße zur Verfügung.

Bis zum Einzug war noch eine Menge Arbeit zu leisten. Ein Clubhaus mit Vortragsraum sollte gebaut werden. „Wir mussten leider auch einzelne Bäume fällen“, erinnert sich Volkhard Metzner. Sonst wäre ein Blick in den Himmel gar nicht möglich gewesen.

Neben der grundsätzlichen Unterstützung durch die Stadt Limburg hatten in der Anfangsphase auch Sponsoren und Unternehmen aus Limburg und der Region mit finanzieller ebenso wie mit handwerklicher Hilfe und teils Baumaterial geholfen.

Observatorium mit erstem eigenen Teleskop
2014 konnte die Sternwarte ihr Observatorium mit Kuppel und Schiebedach eröffnen. Ein weiteres Kuppelgebäude mit einem Sonnenteleskop wurde wenig später gekauft und in Betrieb genommen. An das erste vereinseigene Teleskop erinnern sich Volkhard Metzner und Schatzmeister Marcel Herheuser noch gut. Jedes Mitglied hat damals 50 Euro gegeben. „Damit konnten wir das Teleskop finanzieren und waren mächtig stolz“, erinnern sich die beiden.

Inzwischen hat der Verein 50 Mitglieder, von denen sich etwa 20 aktiv an der Vereinsarbeit beteiligen. „Der Frauenanteil ist bei uns sehr hoch“, sagt Volkhard Metzner. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 36 Euro pro Jahr für Erwachsene und 48 Euro für eine Familienmitgliedschaft. Jugendliche und Studenten zahlen weniger. Kinder bis 14 Jahre sind sogar beitragsfrei.

Clubabende und öffentliche Vorträge
Die regelmäßigen Clubabende bieten Gelegenheit, sich über vereinsinterne Themen, aber auch astronomische Fachfragen auszutauschen. Einmal im Monat gibt es eine öffentliche Veranstaltung, zu der sich jeder Interessierte anmelden kann. Nach einem Vortrag zu einem astronomischen Thema, zum Beispiel über das Sonnensystem oder ferne Objekte in der Milchstraße, und einer anschließenden Diskussion, geht es zu den Teleskopen. Der Planet Saturn ist – so erzählen die Vorstandsmitglieder übereinstimmend – bei den Gästen besonders beliebt. „Wer den Saturn mit seinen Ringen einmal mit eigenen Augen – gleichsam im Original – gesehen hat“, sagt der Vereinsvorsitzende Metzner, „vergisst diesen Augenblick nie mehr.“

Im Sommer ist gerade die Sonne häufig Thema der Vorträge. Besonders beliebt sind auch Vorträge zu speziellen astronomischen Ereignissen, etwa einer Mond- oder Sonnenfinsternis. Bei einer winterlichen Mondfinsternis war auch der Hessische Rundfunk mit einem Kamerateam zu Gast in Limburg und machte dort Filmaufnahmen bzw. führte Interviews mit den Vereinsmitgliedern.

Verschiedene Teleskope – auch zur Astrofotografie
Inzwischen verfügt die Sternwarte über eine ganze Reihe von Teleskopen. „Die Preise für diese Präzisionsgeräte liegen zwischen 500 und 15.000 Euro“, sagt Schatzmeister Herheuser. Gern helfen die Mitglieder der Sternwarte auch bei der geplanten Anschaffung eines privaten Teleskops von Nichtmitgliedern.

Mit den Geräten der Sternwarte lassen sich gute und qualitativ hochwertige Fotoaufnahmen machen. Astrofotografie wird auch für die Mitglieder des Vereins der Sternwarte immer wichtiger. „Die heute selbstverständlich digitale Fotografie“, erklärt Beiratsmitglied Jonathan Jentzmik, „ist zwar zunächst aufwändiger, führt jedoch zu besseren Aufnahmen. Erst durch die langen Belichtungszeiten werden lichtschwache Objekte sichtbar und es kommen deren Farben hervor.“ Grundsätzlich lohnt sich die Astronomie zu jeder Jahreszeit, aber im Winter kann man durch die längere Dunkelheit mehr Zeit mit seinem Hobby verbringen.

Mehrere Finanzierungsquellen
Dies alles muss natürlich finanziert werden. „Bei unseren offenen Veranstaltungen“, sagt Volkhard Metzner, „bitten wir unsere Gäste um eine Spende.“ Hinzu kommen die Einnahmen durch die Mitgliedsbeiträge. Gelegentlich wird ein Besuch der Sternwarte auch verschenkt, zum Beispiel als Hochzeits- oder Geburtstagsgeschenk. „Die Stadt Limburg unterstützt uns schon seit Jahren bei Neuanschaffungen“, weiß Schatzmeister Marcel Herheuser.

Auf die Arbeit der Sternwarte angesprochen, reagiert Limburgs Bürgermeister Marius Hahn sehr positiv. „Ich finde es großartig, eine so wichtige Einrichtung in unserer Stadt zu haben.“ Deshalb unterstütze die Stadt deren Arbeit auch gern. In den aktuell sehr digitalen Zeiten sei es wichtig für junge Menschen, die Sonne, die Nachbarplaneten und unseren Kosmos real mit eigenen Augen zu sehen. Dadurch helfe die Sternwarte dabei, die Welt zu verstehen. In den derzeit sehr unruhigen Zeiten sei dies ein wichtiger Aspekt.

Großartiges mit eigenen Augen sehen
Zu sehen gibt es in der Sternwarte jedenfalls eine Menge: die Sonne mit ihren Sonnenflecken, den Mond, das gesamte Sonnensystem, ebenso wie die Milchstraße mit den verschiedenen Nebeln und Sternhaufen und auch andere Galaxien wie Andromeda.

Selbst die Raumstation ISS kann man sehen. „Man muss nur sehr schnell und geschickt mit dem Teleskop umgehen können“, sagt Volkhard Metzner herzlich lachend. In gerade einmal fünf Minuten „wandert“ die ISS über den gesamten Himmel. Aber wenn man sie mit dem Teleskop eingefangen hat, kann man sogar die Solarpaneele erkennen.

Dies alles und noch viel mehr bietet die Sternwarte Limburg für gerade einmal drei Euro im Monat. Hier treffen sich Menschen mit dem gleichen Hobby, die ihr Wissen gern mit anderen teilen. Für astronomische Beobachtungen braucht man als Mitglied keine eigenen Geräte. „Bei uns kann man Dinge sehen, die sonst fast niemand sieht“, sind sich die Vorstandsmitglieder einig.

Vieles von dem, was wir sehen, wenn wir nachts in den Himmel blicken, ist natürlich längst erforscht. Vieles kann man sich auch im Internet ansehen. „Es ist aber ein großer Unterschied, ob ich ein Bild im Internet anklicke, oder den Sternenhimmel live mit eigenen Augen sehe“, sagt der Vorstandsvorsitzende Metzner. Und natürlich den Saturn mit seinen Ringen. „Der ist wirklich der Knaller“, sind sich die Vorstandsmitglieder einig.

INFO
www.sternwarte-limburg.de

Text: Klaus-Peter Kreß I Fotos: Sternwarte Limburg, Marcel Herheuser, Peter Remmel